Halo-Effekt

Aus Familienwortschatz
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Der Halo-Effekt ist ein Artefakt bei Forschungen.

Er besagt, dass Fragen auf andere Fragen "ausstrahlen" können, so dass es einen Fragereiheneffekt geben kann.

Beschreibung

Nicht nur die Formulierung einzelner Fragen hat sehr viel mit der Art von Antworten zu tun, sondern auch die Reihenfolge der Fragen. Jedes einzelne Item steht immer im Kontext der vorangegangenen, d.h. die vorangegangenen Items lösen bei der Befragten bestimmte Gedanken aus, möglicherweise Assoziationen, die bei der Beantwortung der folgenden Items eine Rolle spielen. Dieser Effekt wird Halo Effekt genannt


Beispiel

In einer US-amerikanischen Untersuchung wurden Studierende nach ihrer allgemeinen Lebenszufriedenheit befragt. Außerdem sollten sie angeben, wie häufig sie ein Rendezvous ("dating") hatten (vgl. Schwarz 1991). Danach wurde der Zusammenhang zwischen diesen beiden Variablen mit einem Korrelationskoeffizienten ( r ) berechnet, dessen höchster Wert 1,0 eine völlige Übereinstimmung bedeutet und der niedrigste 0,0 keinerlei Zusammenhang anzeigt.
Wenn die Frage nach der Lebenszufriedenheit der Rendezvousfrage vorausging, ergab sich nur ein äußerst schwacher Zusammenhang von r = 0,12. Wenn allerdings zuerst nach der Häufigkeit von Rendezvous gefragt wurde und dann nach der allgemeinen Lebenszufriedenheit, dann ergab sich ein hoher Zusammenhang von r = 0,66. Im ersten Fall könnte man annehmen, Rendezvous und allgemeine Lebenszufriedenheit haben nichts miteinander zu tun, während im zweiten Fall die Rendezvoushäufigkeit ein äußerst wichtiger Indikator für Lebenszufriedenheit zu sein scheint.

Das Leben kann auf der Basis sehr unterschiedlicher Aspekte beurteilt werden. Wie dieses Urteil in einem Fragebogen ausfällt, hängt sehr stark davon ab, was gerade und ohne langes Grübeln gedanklich verfügbar ist. Wird in einem Fragebogen also vor einer derartig breiten Frage ein spezifischer Aspekt direkt angesprochen, dann ist zu erwarten, daß dieses den größten Einfluß auf die Beantwortung der allgemeinen Frage ausübt. Im Grunde kommt hier auch eine allgemeine Warnung vor der naiven Nutzung allgemeiner Fragen zum Ausdruck.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß "Kontexteffekte umso ausgeprägter sind, je weniger andere urteilsrelevante Information im Gedächtnis leicht verfügbar ist" .

Aus diesem Grunde ist es auch immer ratsam, Menschen zu befragen, die ein großes Interesse an dem Themenbereich der Untersuchung haben und sich wahrscheinlich bereits Gedanken darüber gemacht haben. Denn je mehr die Befragten bereits über die erfragten Themen nachgedacht haben, desto weniger stark werden sie von Kontexten wie z. B. der Reihenfolge von Fragen in einem Fragebogen beeinflußt. Allgemeine Einführungen in das Forschungsziel können ebenfalls abrufbare Kontexte bei den Befragten erstellen. Ähnliches gilt bei schriftlichen Befragungen hinsichtlich des Layouts oder bildhafter Ergänzungen des Fragebogens. Eine Abhandlung zu diesem Komplex schließt mit der allgemeingültigen Einsicht: "Unsere Fragebögen werden um so besser, je mehr wir darüber wissen, wie Leute über ein Thema nachdenken - und je mehr wir dieses Wissen bei der Konstruktion des Fragebogens berücksichtigen


siehe auch