Macht und Hierarchie

Aus Familienwortschatz
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Macht ist ein soziologischer und politischer Begriff. Er wird für Beziehungen gebraucht, in denen Abhängigkeiten oder Überlegenheiten existent sind. Das bedeutet, dass derjenige, der Macht hat, seine Interessen durchsetzen kann - und zwar gegenüber demjenigen der keine Macht hat. Er benötigt dazu weder Zustimmung noch Einverständnis, kann seinen Wille gegen den des anderen oder gar gegen dessen Widerstand durchsetzen. Zitat Weber: "Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht."

Macht kann von Personen, Sozialen Institutionen (Kirche, Verbände etc) und von Strukturen ausgehen. Jede Gesellschaft verfügt über Machtstrukturen, diese hängen vom sozialen Werdegang der Gesellschaft ab.

Da jede Gesellschaft Machtstrukturen erzeugt, ist es Aufgabe der Gesellschaften Machtmissbrauch zu verhindern. Dafür gibt es unterschiedliche Mechanismen: institutionelle Einschränkungen, das System der Gegenmachtbildung oder Verträge zum freiwilligen Machtverzicht (z.B. zwischen zwei Staaten).

Können Machtverhältnisse auf Dauer errichtet werden und prägen sie entsprechende soziale Regeln und Ordnungen, wird dies soziologisch als legitime Machtausübung bzw. legitime Herrschaft bezeichnet.

Hierarchie baut auf dieser Definition auf. Bezogen auf Soziale Systeme sind Hierarchien oft mit Verhältnissen von Herrschaft und Autorität verbunden - beispielsweise der Entscheidungsstruktur in einem Unternehmen, einer Behörde oder dem Militär. Beispielhaft für das Krankenhaus: Chefarzt - Oberarzt - Stationsarzt - Assistenzarzt - PJler.

Vorteile von Hierarchien sind die schnelle intuitive Erfassbarkeit und schnelle Entscheidungsfindung. Dies gilt vor allem für die Repräsentaion von Gruppen nach außen und vor allem für große Gruppen. Innerhalb kleiner Grupen lösen sich eher Hierarchien auf und persönliche eins-zu-eins-Beziehungen treten in den Vordergrund.

Hierarchien lassen sich in flache und hohe H. unterscheiden. Während erstere mehr auf die individuellen Mitglieder eingeht, lässt letztere schnellere Entscheidungsfindungen zu.

Zum Nachdenken bringt uns die Soziologie mit der Wortschöpfung Totale Institution - Ursprünglich ein Wort über Aggressionen im Krankenhaus. Es zeigt uns, wie eine helfende Institution in Widerspruch zu ihren Zielen geraten kann. Jedes Krankenhaus und vielleicht auch manches Altenheim hat Züge einer "totalen Institution", wie sie der amerikanische Soziologe E. Goffman beschrieben hat: Das Leben von Menschen in dieser Institution wird so umfassend geregelt, wie es nach dem Organisationszweck nötig erscheint. Hier einige Gesichtspunkte, die dazu beitragen können eine Institution zu beschreiben, die von der gesamten Persönlichkeit Besitz ergreift: Kontrollverlust über Tagesablauf und Aufenthaltsort, kasernenähnliche Organisationsformen, fehlende Freizügigkeit; die körperliche Unversehrtheit wird eingeschränkt durch Krankheit, Betreuung, Hierarchie, unverstandene Technik, invasive Diagnostik; ökonomische Zwänge. Anderer Begriff des Soziologen GALTUNG Johann (1984): Strukturelle Gewalt wird hier nicht einbezogen. Er bezieht sich eher auf das Verhältnis Gesellschaft zu Personengruppen. Gewalt in Pflegebeziehungen wird erst seit wenigen Jahren als Ausbildungsthema in der Pflege angesprochen. Bis 1995 kann es als Tabuthema bezeichnet werden. Dabei ist es durchaus möglich, mit einer Sensibilisierung auf erste Anzeichen von Fehlverhalten präventiv zu wirken.