Pflege bei Enterostoma

Aus Familienwortschatz
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Enterostoma (veraltet Anus praeter naturalis) wird im umgangssprachlichen Gebrauch als künstlicher Darmausgang übersetzt und ist ein Sammelbegriff für die Stomata:

Präoperative Vorbereitung

Die Festlegung der Lokalisation des zukünftigen Stomas treffen Stomatherapeut/in, Patient und Arzt gemeinsam. Dabei ist darauf zu achten, dass das Stoma nicht in Hautfalten liegt, der Patient sollte es gut sehen können und es sollte nicht stören. Hierzu sollte der Patient sitzen (damit Hautfalten sichtbar werden) und möglichst auch eine Hose tragen, damit das Stoma nicht ausgerechnet unter dem Hosenbund angelegt wird (ein weiterer Faktor, der Stomapatienten sehr in ihrem Befinden einschränken kann). Der Arzt markiert dann die voraussichtlich günstigste Lokalisation mit einem wasserfesten Stift.

Die Einführung in den Umgang mit den Stomaversorgungsartikeln erfolgt zumeist über eine Fachpflegekraft.

Postoperative Versorgung

Allgemein

  • Im OP wird in der Regel ein durchsichtiger Stomabeutel zum Ausstreichen angebracht.
  • Zu achten ist beim neu angelegten Stoma auf Durchgängigkeit, Durchblutung, eventuelle Ödembildung und ob es retrahiert (zurückgezogen) ist.
  • Der Stuhlgang wird beobachtet, und zwar auf Häufigkeit, Menge, Konsistenz, Farbe und eventuelle Beimengungen.
  • Die das Stoma umgebende Haut wird beobachtet auf Irritationen und Anzeichen von Wundheilungsstörungen
  • Hautreinigung mit alkalifreier Seife und lauwarmem Wasser, Wischrichtung von außen auf das Stoma zu
  • Für die Pflege der beanspruchten Haut von Stomapatienten bieten verschiedene Hersteller spezielle fettfreie Produkte an
  • Zum Ausgleichen von Falten und Narben können spezielle Pasten aufgetragen werden
  • Bei starker Behaarung ist eine Rasur rund um das Stoma notwendig
  • Honigfarbener Stuhlgang weist auf Gallensekret hin. Diese ist sehr aggressiv und darf daher keinen Kontakt zur Haut bekommen

Beutelsysteme

  • einteilige Systeme (Beutel und Platte sind untrennbar miteinander verbunden)
    • geschlossene Beutel; werden gewechselt, sobald sie voll sind oder aus hygienischen Gründen alle 24h
    • Ausstreifbeutel sind unten offen und werden mit einer Klammer oder mit einem Klettverschlusssystem verschlossen. Sie werden bei Bedarf in eine Schale oder einen (Müll-)beutel entleert und aus hygienischen Gründen alle 24h gewechselt
  • zweiteiliges System
    • besteht aus einer Basisplatte und einem Beutel (der wie ein Tupper-Deckel auf die Basis-Platte geklickt wird)
    • Wechsel oder Ausstreifen des Beutels bei Bedarf
    • Wechsel der Basisplatte ca. alle 3-4 Tage (sofortiger Wechsel bei Leckagen!!!)

Ileostoma

  • Beim Ileostoma können Hautschäden durch aggressives Dünndarmsekret auftreten.
  • Am Anfang auf Störung des Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushaltes achten.
  • Der erste Stuhlgang sollte am 1. postoperativen Tag erfolgen.
  • Der Austreichbeutel muß regelmäßig entleert werden, der erste Systemwechsel erfolgt am 2. oder 3. p.o.Tag.

Colostoma

Beim Colostoma erfolgt der erste Stuhlgang meist nach 2 bis 3 Tagen.

Pflege

Das Stoma erreicht erst nach ca. 8-12 Wochen nach der Operation seine endgültige Größe und Form. Während dieser Zeit muß die Versorgung regelmäßig angepasst werden, um einen optimalen Schutz der Haut zu erreichen.

Wischrichtung zum Stoma hin

Es muss in Richtung des Enterostoma gewischt werden. ACHTUNG, bei Urostomata ist es umgekehrt!!!


Beutelplatte so auflegen, dass keine Haut hervorsteht

Die Beutelplatten müssen immer so aufgetragen werden, dass keine Haut mehr hervorsteht


Datei:Stoma oval.jpg
ovale Stomata

Bei ovalen Stomata muss die Beutelplatte entsprechend zugeschnitten werden

Tipp: Die Schutzfolie einer passend zugeschnittenen Platte als "Muster" zurücklegen.

Beratung und Anleitung

Allgemeine Hinweise

Der Patient sollte auf folgende Dinge hingewiesen werden:

  • Für regelmäßigen Stuhlgang sorgen
  • Bei richtiger Anwendung ist der Stomabeutel dicht
  • Modernes Beutelmaterial knistert nicht mehr, man kann es also nicht mehr hören, ob jemand ein Stoma trägt

Irrigation

Wenn der Patient ohne Beutel außer Haus gehen möchte, so ist dies durchaus möglich. Hierfür werden verschiedene Dinge und Vorbereitungen benötigt. Eins davon ist die Irrigation, was nichts weiter als einen Einlauf bedeutet. Vorraussetzung hierfür ist ein mindestens 1 Meter langer Colonrest, es dürfen keine Knicke vorhanden sein und der Patient sollte die Durchführung beherrschen (und entsprechend angeleitet worden sein). Außerdem sollte die Stuhlkonsistenz fest-breiig bis geformt sein, denn bei weichem Stuhl und Durchfall darf die Irrigation nicht durchgeführt werden. Bei der Irrigation wird das Stoma mit warmen Wasser gespült, dieses wird wieder abgelassen und das Stoma mit einer Kappe verschlossen. Damit ist sogar ein Schwimmbad-Besuch möglich.

Ernährung

Die Kost sollte so angepasst werden, dass ein regelmäßiger Stuhlgang und keine Mangelerscheinungen resultieren. Der Patient muß daher aufgeklärt werden, wie er sich passend ernährt. So sollte man auf stark blähende Speisen hinweisen (Zwiebeln, Kohl, stark kohlensäurehaltige Getränke), stopfende Nahrungsmittel erwähnen (Weißbrot, Schokolade, Kartoffeln) und auch abführende Stoffe besprechen (Obst, Milch, Sauerkraut).

Verdauungsstörungen

Wenn der Patient eine Diarrhoe hat, sollte man von ein- auf zweiteilige Systeme umsteigen. Denn dann müssen nicht so oft die Platten abgezogen werden, und es kommt nicht so schnell zu Hautirritationen. Besondere Aufmerksamkeit bei Diarrhoe widmet man dem Patienten mit einem Ileostoma, denn dieser ist einem starken Elektrolytverlust ausgesetzt. Ein Elektrolytausgleich ("Cola und Salzstangen"), Kohletabletten und vor allem eine Flüssigkeitssubstitution sind angebracht.

Patienten mit einer Obstipation sollten ausreichend abführende Nahrung zu sich nehmen, viel Flüssigkeit zu sich nehmen und sich ausreichend bewegen. Bei Trägern eines Ileostomas ist unbedingt eine mechanische Verengung auszuschließen.

Im Falle von Blähungen (Flatulenzen) gibt es Filterlösungen aus der Industrie. Außerdem sollte der Patient faserreiche Kost zu sich nehmen, sich bewegen und blähende Speisen weglassen.

Resorptionsstörungen treten vor allem auf, wenn das terminale Ileum resiziert wurde (denn hier findet normalerweise die Vitamin B12-Resorption statt). In diesem Falle muß man Vitamin B12 substituieren oder je nach Symptom vorgehen.

Körperliche Belastungen

Um einen Darmprolaps zu vermeiden, muss der Patient besondere Sicherheitsmaßnahmen einhalten. So sollte er nicht mehr als 10 kg Gewicht anheben und auch andere schwere Belastungen meiden. Daher ist die Anlage eines Stomas auch Grund für eine Umschulung.

Bei der sonstigen Bewegung und vor allem beim Sport ist auf eine starke Belastung der Bauchdecke zu verzichten. Dies ist vor allem bei Kampfsportarten (wie Boxen und Ringen) der Fall.

Literatur

  • Schmidt + Zimmer: Pflege Konkret - Chirurgie Orthopädie Urologie , Urban + Fischer, München Jena 2000

Weblinks

  • stoma-seite.de - Viele Informationen bei grauenhaften Design
  • Ilco.de - Die Ilco ist der Platzhirsch unter den Selbsthilfegruppen