Pflegetheorie Peplau (Schlüsselbegriffe)

Aus Familienwortschatz
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Phase der Pflegekraft-Patient-Beziehung

Hildegard Peplau (1995) beschreibt die Interaktion des Beziehungsaufbaus zwischen Pflegenden und Patienten in Phasen:

1. Orientierungsphase

-> Assessment / Pflegeanamnese

Die Phase der Orientierung stellt den Anfang der Beziehung dar und ist durch den Beziehungsaufbau gekennzeichnet. Hier sucht der Patient Hilfe und wendet sich an die Pflegekraft. Die Pflegekraft nimmt in dieser Phase die Rolle des Zuhörers ein. Wenn die Pflegekraft und der Patient beginnen, eine übereinstimmende Bewertung der Probleme des Patienten zu entwickeln, ist die Phase der Orientierung weitgehend abgeschlossen.

2. Identifikationsphase

-> Planung / Pflegediagnose / Pflegeverantwortung

In der Phase der Identifikation bilden sich die wechselseitigen Muster von Hilfeersuchen auf Seiten des Patienten und Hilfeleisten auf Seiten der Pflegekraft heraus. Die Pflegekraft zeigt dem Patienten gegenüber eine bedingungslose Akzeptanz und lässt die, zum Teil auch irrationalen Verhaltensweisen des Patienten zu. Somit entsteht eine Umgebung der Sicherheit, die das Lernen und die Entwicklung fördert (Sills und Beeber 1995, 41f). Peplau unterscheidet drei Reaktionsmuster in dieser Phase (Peplau 1995, 113-124, besonders 123.:

  1. wechselseitige Abhängigkeit, d.h. ein Zusammengehen mit der Pflegekraft
  2. Unabhängigkeit, d.h. mit Isolation oder einer Gegenreaktion auf das Hilfsangebot
  3. Abhängigkeit, d.h. Hilflosigkeit und Regression

3. Explorationsphase/Nutzungsphase

-> Durchführung / Pflegedokumentation

In der Phase der Nutzung beginnt der Patient, die angebotenen Hilfen aktiv zu nutzen und den Prozess der Hilfe bewusst zu kontrollieren. Der Krankheitsprozess wird in dessen Leben integriert. Die Rolle der Pflegekraft ist in dieser Phase eine beratende und reflektierende. Es folgt eine einvernehmliche Zusammenarbeit zwischen Pflegeperson und Patient. Der Patient trifft im Bezug auf Behandlungen und Hilfen seine eigenen Entscheidungen. Dies führt zu einem Wendepunkt zu der letzten Phase des Beziehungsprozesses (Sills und Beeber 1995, 42f).

4. Ablösung

-> Evaluation / Pflegeergebnis

In der Phase der Ablösung verfügt der Patient nun über effektive Problemlösungsstrategien und die Fähigkeit, diese eigenständig anzuwenden. Die Pflegekraft hilft dem Patienten eine Haltung eines „aus der Krankheit Lernens“ einzunehmen und fördert seine Reintegration in die Gesellschaft. Mit dem Ende der Phase der Ablösung ist die, von Beginn an auf eine begrenzte Dauer konzipierte Beziehung zwischen Patient und Pflegekraft, beendet (Sills und Beeber 1995, 43)

Rolle in der Pflege

Fremde/Unbekannte

Laut Peplau ist die Pflegekraft unvoreingenommen und vorbehaltlos gegenüber dem Patient, Wertschätzung, emotionaler Offenheit und maximale Aufmerksamkeit sind die Attribute dieser Rolle.

Informanten/Ressource

Die Pflegekraft beantwortet alle offenen Fragen des Patienten. Die Art und die emotionale Tiefe der Fragen sind ein deutlicher Indikator für das Verhältnis Patient/Pflegekraft

Lehrende(r)

Die Pflegekraft vermittelt Wissen und leitet den Patienten an um ihn in die Selbstständigkeit zurückzuführen. Die Pflegekraft initiiert nicht nur das Lernen, sondern hält es laut Peplau auch am Leben.

Beratende(r)

Laut Peplau die wichtigste aber auch schwierigste Rolle, die die meiste Anforderung an die Pflegekraft stellt. Ziel ist es, den Patient zu befähigen, seine Situation zu reflektieren und Schlussfolgerungen zu ziehen um Selbstständigkeit zurück zu gewinnen.

Stellvertretung/Ersatzperson

Laut Peplau projizieren viele Patienten eine ihnen bekannte Rolle auf die Pflegekraft. Die Pflegekraft sei angehalten die Unterschiede zwischen sich und der Rolle deutlich zu machen.

Pflegebündnisse

aktiv-Passiv-Bündnis

Die Pflegekraft trifft sämtliche Entscheidungen bezüglich der Pflege, dies sollte aber nur in extremen Situationen (tiefe Bewusstlosigkeit, Koma, etc.) geschehen.

Experten Bündnis

Die Pflegekraft ist nur beratend tätig, der Patient kann selbst entscheiden ob er dem Rat der Pflegekraft Folge leistet


Kooperatives Bündnis

Pflegekraft und Patient kooperieren, es wird miteinander abgestimmt was, wann, wie durchgeführt wird.


Angstkonzept

Peplau nennt zwei Arten von Bedürfnissen, die, wie sie betont, nur zu analytischen Zwecken getrennt werden können: 1. physiologische Bedürfnisse des menschlichen Organismus 2. interpersonale Bedürfnisse, die die Ausbildung und den Gebrauch menschlicher Fähigkeiten fördern

Peplau unterteilt Ängste in vier Grade: Wenn in einer Situation die Befriedigung der physiologischen oder interpersonalen Bedürfnisse gefährdet ist, entstehen Ängste. Ursachen einer ungenügenden Bedürfnisbefriedigung können Konflikte sein, die innerhalb einer Person oder zwischen mehreren Personen bestehen. Das Ausmaß der Angst hat einen Einfluss auf die Fähigkeit eines Menschen zu handeln und zu lernen. Bei einem niedrigen Niveau der Angst bleibt das empfundene Unwohlsein erträglich und die Fähigkeit zur Wahrnehmung ist geschärft. Der Mensch bleibt Herr der Situation und ist in der Lage zu lernen und zielgerichtet zu handeln (Peplau 1995, 152f). Nach Peplau wäre hier geringe Angst für den Patienten von Nutzen.


Bei einem mittleren bis hohem Angstniveau wird die Wahrnehmung auf die Angstursache eingeengt. Die geistige Kontrolle über die Situation geht verloren. Dieses Stadium ist mit dem Lernen nicht mehr vereinbar, d.h. es kann nicht erwartet werden, dass ein Patient in dieser Situation neue Erfahrungen macht oder neue Problemlösungen (Peplau 1995, 153).

Bei einem panischem Angstniveau, geht der verbleibende Rest der Handlungs- und Wahrnehmungsfähigkeit verloren und die Person wird handlungsunfähig. Lernprozesse können in dieser Situation nicht mehr stattfinden (Peplau 1995, 153f). Die Aufgabe der Pflegekraft ist es nach Peplau die Angst in solch einer Situation durch Edukation und Kommunikation zu lindern.

Peplau gliedert in ihrem Angstkonzept die Angst in 4 Grade ein:

  1. geringer Angst
  2. mäßige Angst
  3. große Angst
  4. panische Angst

Peplau behauptet, dass Grad I der Pflege dienlich ist, Grad 2 – 4 hingegen die Pflege hemmt, da sie die Aufmerksamkeit und Aufnahmefähigkeit des Patienten behindern.

Schlüsselaufgaben der Pflege nach Peplau

  1. Beobachtung
  2. Kommunikation
  3. Dokumentation