Beeinträchtigte verbale Kommunikation

Aus Familienwortschatz
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Beeinträchtigte verbale Kommunikation ist eine NANDA-Pflegediagnose und damit wird Folgendes gemeint:

Die verminderte, verzögerte oder fehlende Fähigkeit, ein System von Zeichen und Symbolen (wie es die Sprache oder Schrift sind) zu empfangen, zu verstehen, zu verarbeiten, weiterzugeben oder sonst zu nutzen.

Die NANDA-Originalbezeichnung lautet: "impaired Verbal Communication"

Ursachen / Faktoren

Mögliche, alternative oder ergänzende Ursachen können sein:

  • Anatomische/physische Veränderungen


Merkmale / Kennzeichen

  • Patient spricht gar nicht
    • kann nicht sprechen
    • will nicht sprechen
  • Patient spricht undeutlich
    • Dyslalie (Artikulationsstörung)
    • Dysarthrie (Störung der Sprech-Muskulatur)
    • Erkrankungen/Verletzungen von Stimmbändern, Zunge, etc.
  • Patient spricht unangemessen
    • Logorrhoe
    • unaufhörliches Sprechen
    • Gedankenflucht
  • subjektive (eigene) Wahrnehmung
    • Patient äussert, dass er Schwierigkeiten hat, zu sprechen
    • Pat äussert, dass er Schwierigkeiten hat, Worte zu finden

Ziele

  • Der Patient erkennt seine Schwierigkeiten in der Kommunikation und kann damit umgehen
  • Der Patient findet Mittel und Wege, sich auszudrücken/ zu kommunizieren
  • Der Patient zeigt Compliance in der Arbeit mit Logopädie und Pflege
  • Der Patient nutzt die ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen


Massnahmen

  • Einschätzen von Ursachen/Faktoren
    • Abklärung einer neurologischen Störung (z.B. Schlaganfall)
    • Einteilung in Unterkategorien einer Aphasie
    • Einschätzung der Psyche des Patienten
    • Beurteilung der Compliance und Motivation des Patienten hinsichtlich seiner Kommunikationsstörung
    • Umwelt/Umfeld beachten: Ist der Lärmpegel zu laut? Sind zu viele (fremde) Leute im Raum? etc.
    • Kultur des Patienten beachten: Versteht er die (Fach-)Sprache?
    • Beachten von Art des Sprechens, Mustern, Gesten, etc.
  • Hilfsmittel für Kommunikation finden
    • lesen/schreiben: Fingerfertigkeit und Kraft, einen Stift zu halten
    • Sprache verstehen: Hinzuziehen eines Dolmetschers; Bildtafeln, Übersetzungslisten
    • Hören und Sehen: Hilfsmittel wie Hörgeräte beschaffen, Patienten zur Benutzung instruieren
    • Agieren: Blickkontakt herstellen (oder nicht, je nach Kultur), Körperhaltung, sich Zeit nehmen
    • Wahrnehmung: visuelle, auditive und kinästhetische Hilfsmittel miteinbeziehen
    • Kontrolle: Vergewissern, ob man verstanden hat; nicht vorschnell interpretieren, bei Bedarf Hilfe holen
    • Technik: Atem- und Sprechübungen, Singen
    • Alternativen: Schreibtafel, Computer, Buchstaben-/Bildtafel, Zeichensprache, Schreibmaschine, etc.
  • Wohlbefinden fördern
    • Gespräch mit Patient und Angehörigen über Sprechstörung => Ursachen, Therapie, Prognose, Umgang mit der Situation
    • Notfallsituationen besprechen: z.B. Tonbandaufnahme mit Angaben wie Name, Adresse, etc. neben dem Telefon
    • Weiterführende Therapien vorschlagen: Logopädie, Gruppentherapien, psychologische Hilfe
    • Situation nach Austritt klären

Grundsätzlich Wichtiges

  • sich Zeit für den Patienten nehmen
  • Bei Patienten mit undeutlicher Sprache möglichst auf Schreibtafeln verzichten, damit sie ihre Stimme trainieren können
  • Bei fremdsprachigen Patienten: Achtung vor Überforderung bei übersetzenden Angehörigen/Laien
  • Patient ernst nehmen, wenn ihn seine Sprachstörung belastet (niemals "das ist nicht so schlimm" sagen)
  • Wiederholen was man verstanden hat -> der Patient weiss einerseits, dass man nicht nur nickt, ohne etwas verstanden zu haben; andererseits kann man überprüfen, ob das Verstandene mit der Patientenaussage übereinstimmt.

siehe auch

Kommunikation
Logopädie

Quelle

  • "Pflegediagnosen und Massnahmen"; Marilynn E.Doenges et al.; 3. Auflage; Hans Huber Verlag