Konfliktgespräch

Aus Familienwortschatz
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Konfliktgespräch im Frühdienst

Beim Konfliktgespräch sind die Rollen der Beteiligten innerhalb der Hierarchie einer Institution bereits festgelegt. Auch des Gesprächsthema wird in der Regel durch die vorgesetzte Person, ebenso wie die Rahmenbedingungen, einseitig festgelegt. Ein Gespräch findet zwischen mindestens zwei Personen statt. Es ist eine Sonderform der Kommunikation, in der verbal Informationen weitergegeben, im besten Fall ausgetauscht werden.

Wo Menschen miteinander leben und arbeiten gibt es Auseinandersetzungen darüber - konstruktive, unproduktive oder destruktive. Wie ich den konstruktiven Weg einschlage soll dieser Leitfaden verdeutlichen.

Begriffsbestimmungen

  • Konflikt = Streit, Zwiespalt; Aufeinandertreffen einander entgegengesetzter Interessen, Intentionen oder Motivationen;
  • sozialer Konflikt = alle Auseinandersetzungen, die von Gruppierungen zur Veränderung oder Beibehaltung der Gegebenheiten geführt werden (z.B. Generations-Konflikt, Geschlechter-Konflikt, Klassen-Konflikt)
  • Kritik = prüfende Beurteilung, gewissenhafte Prüfung; auch ungünstiges Urteil, Tadel

Häufige Ursachen für Konflikte

  • Die Auseinandersetzung über das zu erreichende Ziel (Zielkonflikt)
    • (Bsp: Pflegekraft A legt Schwerpunkt auf Pflegeplanung, B auf Erfüllen von Bedürfnissen von PatientInnen.)
  • Die Auseinandersetzung über die Methode ein gemeinsames Ziel zu erreichen (Mittelkonflikt)
    • (Bsp: Arzt verschreibt Medikamente zur Schmerztherapie die dem Pflegepersonal nicht angemessen scheinen)
  • Die Auseinandersetzung darum, wer die Macht hat (Autoritätskonflikt)
    • (Bsp: Unterschiedliche Schichtdienste verfolgen je andere Arbeitsweisen)
  • Die Auseinandersetzung um gestörte Beziehungen der Mitglieder (Beziehungskonflikt)
    • (Bsp: Bei zwei Kollegen stimmt die Chemie nicht, sie können sich nicht leiden.)
  • Die Auseinandersetzung mit Zuteilung und Verteilung (Verteilungskonflikt)
    • (Bsp: Die eine Partei fühlt sich vernachlässigt, weil die andere mehr Lob, Material, Personal bekommt.)

Unterschiedliche Konflikt-Typen

  • die Streitsüchtigen (müssen recht behalten und gewinnen, Schuld ist immer bei den anderen)
  • die Harmoniebedürftigen (halten jeden Streit für schlecht, können kaum nein sagen, leugnen Konflikte)
  • die frustrierten Negaholiker (sehen alles negativ, wehren alles Neue ab, sehen keine Chance)
  • die Kompromissler (testen wie weit sie gehen können, geben bei Gegenwind sofort nach)
  • die Konfliktfähigen (vertreten ihre Meinung offen, verfolgen ihre Ziele, nehmen dabei Rücksicht auf andere)


Möglichkeiten mit Konflikten umzugehen

  • intuitiv, also aus dem Bauch heraus, ohne zu reflektieren was los ist
  • per Zwangslösung durch die machtvollere Person, notfalls auch durch Gewalt
  • kooperativ, indem Konfliktursachen erkannt und gemeinsame Lösungsmöglichkeiten entwickelt werden.

Folgen je nach Konfliktlösungsweg

  • der Konflikt kann zur Zerstörung der Beziehung führen (destruktiv)
  • er wird dauerhaft fortgeführt & dient der Aufrechterhaltung einer bereits gestörten Beziehung (unproduktiv)
  • er führt dazu gegensätzliche Bedürfnisse zu erkennen und Kompromisse zu finden (konstruktiv)

Typische Kommunikationsfallen in Konfliktsituationen

  • Fehler des Anderen formulieren
  • hinter Sachzwängen/Autoritäten verstecken
  • "alte Hüte" ausgraben
  • Kampfhaltung/Verteidigungshaltung
  • widerwilliges Nachgeben
  • nicht äußern von Bedürfnissen
  • indirekter Ausdruck von Gefühlen
  • beharren auf Machtposition
  • Schuldzuweisungen/Verletzung

Regeln zum Äußern einer Kritik

  1. Verhalten beschreiben
  2. Folgen des Verhaltens darstellen
  3. persönliche Gefühle benennen
  4. dem Anderen Gelegenheit zur Stellungnahme geben. Dabei Ich-Botschaften und Feedbackregeln anwenden.

Klärung eines Konfliktes anhand von Leitfragen

  • Worum geht es in dem Konflikt?
  • Wie ist der Konflikt bisher verlaufen?
  • Wer sind die Konfliktparteien?
  • Wie stehen die Parteien zum Konflikt?
  • Welche Lösungswege sind möglich?
  • Vertrag aushandeln

Das 10-Punkte-Trainigsprogramm zur Steigerung der Konfliktfähigkeit (nach Rupert Lay)

Erkennen Sie sich selbst:

1. Schreiben Sie zehn zentrale Werte auf, die Ihr Leben bestimmen. Wer hat sie Ihnen vermittelt? Welche Gefühle haben Sie bei Verstoß?
2. Was stört Sie an Ihnen selbst? Welche Gefühle lösen diese Eigenschaften bei Ihnen aus?
3. Was stört Sie an anderen am meisten? Wie reagieren Sie darauf?
4. Welchen Menschen fühlen Sie sich überlegen, welchen unterlegen? Wie verhalten Sie sich denen gegenüber?
5. Wer ist Ihnen sympathisch? Wen können Sie nicht leiden? Warum? (beide Fälle begründen!)

Praktizieren Sie diese Übungen:

6. Lesen Sie Artikel, in denen eine andere Meinung vertreten wird als Ihre. Setzen Sie sich damit auseinander.
7. Fordern Sie andere zur Kritik auf, selbst wenn Ihnen das unangenehm ist.
8. Hinterfragen Sie alle Anweisungen, Regeln und Gebote, ob diese vernünftig sind.
9. Gehen Sie ab und zu durch die Stadt und versuchen Sie nur das zu kaufen, was Sie sich vorher überlegten.
10. Trauen Sie ihrem eigenen Urteil mehr als dem Urteil anderer und hören Sie nicht auf alles zu hinterfragen.

Das Zweitwichtigste zuletzt

Wie sieht dein Kritik/Konfliktmanagement aus?

siehe auch