Masern

Aus Familienwortschatz
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Kind mit Masern

Die Masern (lat. Morbilli) sind eine akute, hoch ansteckende Viruskrankheit, die mit einem fieberhaften Katarrh der oberen Luftwege, einem Mundschleimhautausschlag mit Koplikschen Flecken und einem rötlichen, grobfleckigen Hautausschlag einhergeht und lebenslängliche Immunität hinterläßt.

Masern können zu Komplikationen wie Mittelohr-, Lungen- oder auch Hirnhautentzündung führen. Auch noch Jahre nach einer überstandenen Maserninfektion kann eine subakute sklerosierende Panenezephalitis (SSPE) auftreten, welche immer tödlich endet. Daher ist diese Infektion nicht zu unterschätzen, auch wenn sie z.T. immer noch als so genannte Kinderkrankheit verharmlost und die vorbeugende Impfung in einigen Kreisen verweigert wird.

Ursache

Der Erreger ist das Masernvirus, ein Vertreter der Paramyxoviridae. Die Ansteckung kann nur direkt erfolgen, durch Tröpfchen- oder Kontaktinfektion, meist in der kalten Jahreszeit. Eintrittspforten sind die Schleimhäute der oberen Luftwege und die Bindehaut der Augen.

Klinik / Symptome

Es entwickelt sich eine akute zyklische Infektionskrankheit mit einer regelmäßigen Inkubationszeit von 11 Tagen: Über die Eintrittspforten gelangt das Virus in die regionären Lymphknoten. Im Blut ist am 2. Tag nch der Infektion eine Virämie festzustellen. Es entwickeln sich daraufhin die für Masern typischen Riesenzellen in Lymphknoten und Schleimhautepithel. Die Viren gelangen ab dem 5. Tag erneut vermehrt in den Blutkreislauf und von dort in die Haut, unter Umständen auch in das Gehirn.

Das Vorläufer- oder Prodromalstadium beginnt am 11. Tag zumeit mit Fieber bis über 40° C, Unruhe und Appetitlosigkeit. Zusätzlich kommt es zu einer Entzündung der Augenbindehaut (Konjunktivitis), die eine Lichtscheu hervorruft. Auch katarrhalische Symptome treten auf, wie Halsschmerzen und trockener Husten. Es besteht ein erhebliches Krankheitsgefühl, evtl. verbunden mit Kopfschmerz.

Ab dem 2. Tag des Prodromalstadiums treten Veränderungen an der Schleimhaut der Mundhöhle (Wangeninnenseite) auf: Die Koplik (-schen) Flecken heben sich optisch als kleine, weiße, spritzerähnliche Stellen von der geröteten Schleimhaut ab.

Zum Ende des 3 Tage andauernden Prodromalstadiums fällt das Fieber ab. Es steigt erneut am 4. oder 5. Tag mit Ausbruch des charakteristischen Masernausschlags zu einem zweiten, meist höheren Gipfel an.

Das Exanthem beginnt am Hals und Kopf (gesicht, hinter den Ohren) und zieht zum Rumpf sowie über Arme und Beine (auch auf Handinnenflächen und Fußsohlen). Zu erkennen sind rote bis bräunlich-rosafarbene, grobe Flecken, die z.T. zu größeren Flecken zusammenfließen.

Nach 2 bis 5 Tagen schwinden unter schnellem Fieberabfall alle Beschwerden und Krankheitszeichen. Die Genesung (Rekonvaleszenz) beginnt mit für Masern charakterischen kleinschuppigen Hautabschilferungen.

Diagnose

Komplikationen

Mögliche Komplikationen werden zum Teil durch das Masernvirus selbst, zum Teil durch bakterielle Superinfektion ausgelöst:

Bei einer mit Masern einhergehenden Bronchopneumonie sind Symptome wie Dyspnoe und evtl. sogar Zyanose festzustellen, es kann im weiteren Verlauf zu einer Beteiligung der Pleura (Pleuraempyem) oder sogar einem Lungenabszess kommen.

Die Prognose der Mittelohrentzündung (Otitis media) als Masernkomplikation ist günstiger, kann aber erhebliche Schmerzen auslösen. Bei einer Laryngitis ist in erster Linie Heiserkeit festzustellen, es kann aber durch Stenosierung zu einem Engegfühl im Kehlkopf und zu Pseudokrupp-Anfällen führen.

Die gefürchteste Komplikation (neben der nach Jahren möglicherweise auftretenden Spätkomplikation SSPE) ist die Beteiligung des Zentralnervensystems als Gehirn-Rückenmarks-Entzündung (Meningitis, Enzephalitis). In schweren Fällen verläuft sie tödlich oder hinterlässt bleibende Schäden im Gehirn.

Therapie

Eine spezifische Behandlung gibt es bei Masern nicht, nur symptomatische Maßnahmen sind möglich, wie

  • Bettruhe bis einige Tage nach Entfieberung
  • Dämpfen des Tageslicht
  • Hustenlinderung
  • Pneumonieprophylaxe: Anfeuchten der Zimmerluft, Inhalation
  • Mundpflege zur Vorbeugung einer Stomatitis
  • Beobachtung der Atmung
  • Fiebersenkung
  • ausreichende Flüssigkeitszufuhr, kleine Mahlzeiten nach Geschmack des Kranken
  • Augenpflege, Behandlung einer Bindehautentzündung mit geeigneten Augentropfen

Prophylaxe

Isolierung

Die Absonderung (Isolierung) des Erkrankten dient der Expositionsprophylaxe. Da aber die Ansteckungsgefahr schon vor Auftreten der Symptome besteht (ab dem 8. Tag nach der Infektion), können sich nicht immunisierte Personen schon infiziert haben und müssen ggf. auch isoliert werden.

Immunisierung

Eine passive Impfung kann bei Säuglingen ab dem 4. Lebensmonat durchgeführt werden; bis dahin wirkt noch der mütterliche Nestschutz.

Zur aktiven Immunprophylaxe werden Impfstoffe mit vermehrungsfähigen Viren verwendet, die in ihrer Virulenz abgeschwächt sind. Einige Kinder reagieren auf die Restvirulenz mit Temperaturerhöhung. Impfgegner meinen, es sei besser, die Infektion "durchzumachen". Dadurch werden insbesondere Säuglinge (auch geimpfte) gefährdet, die nach Abklingen des Nestschutzes vor Infektionen ungeschützt sind, da auch eine Impfung erst nach dem 11. Lebensmonat zur Wirkung kommt.

Ein gerade von Impfgegnern vermuteter Zusammenhang zwischen Impfung und dem Auftreten allergischer Erkrankungen und erhöhter Infektanfälligkeit konnte durch eine Untersuchung (Kinder- und Jugendgesundheitssurvey) ausgeschlossen werden.[1]

Meldepflicht

Jeder Krankheitsverdacht, Erkrankung oder Tod an Masern ist dem Gesundheitsamt zu melden (§ 6 Abs. 1 Nr. 1 Buchst. h Infektionsschutzgesetz). Meldepflichtig sind Ärzte, Heilpraktiker, Angehörige von Pflegeberufen oder Leiter von Pflege- und Betreuungseinrichtungen (§ 8 IfSG).

Literatur

  • M. Alexander, H. Raettig: Infektionskrankheiten. Epidemiologie. Klinik. Prophylaxe. 5. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1998 ISBN 3-13-441305-1

Weblinks

Einzelnachweise