Michael Balint

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Michael Balint (geboren als Mihály Maurice Bergsmann; * 3. Dezember 1896 in Budapest; † 31. Dezember 1970 in London) war ein ungarischer Arzt und Psychoanalytiker. Er kam 1920 nach Berlin, kehrte 1924 nach Budapest zurück und mußte 1939 nach England emigrieren. Er war Ausbilder am Britischen Institute of Psychoanalysis. 1968 wurde er Präsident der Britischen Psychoanalytischen Gesellschaft.

Er setzte sich mit dem Einfluss unbewusster Phantasien des Arztes gegenüber dem Patienten auseinander. Im Jahre 1950 fand das erste Seminar für Ärzte (Allgemeinmediziner) statt, nach dem heute weltweit Balintgruppen für verschiedene Berufsgruppen heißen. Ab 1965 leitete er ein Forschungsprojekt, das zur heutigen Methode führte.

Balintgruppe

Ziel ist vor allen eine patientenorientierte (gegenüber einer Krankheitsorientierten) Therapie. Sie solll den Arzt befähigen, in der psychischen Verarbeitung von Problemen liegende Krankheitsbeeinflussungen zu erkennen (vgl. Psychosomatik). Dadurch wird eine Verbesserung des Behandlungserfolgs ermöglicht.

Die Methode besteht aus einer wöchentlichen Sitzung von ca. 6-12 Personen gleicher Fachrichtung aber nicht aus einer Institution, davon soll eine Psychotherapeut sein bzw. vergleichbar qualifiziert sein. Dort wird nach einem Zufallsverfahren von jedem Beteiligten eine Behandlung vorstellt. Es folgt die freie Assoziation der Kollegenschaft. Sie mündet in die Erstellung einer Gesamtdiagnose und einer gemeinsamen Bewertung. Eine Dauer von ca. 3 Jahre gemeinsamer Besprechungen wird angestrebt. (Achtung: es handelt sich nicht um eine Selbsterfahrungsgruppe für Ärzte)

Die Bewertungsskalen zur Validierung (7-Punkteskalen, von +3 bis -3 ) werden zu diesen vier Kriterien eingesetzt: Arzt-Patient-Beziehung, Symptome(-besserung), Umwelt-Spannung, Arbeit in der Behandlungssituation.

Wichtige Begriffe, die von Balint (mit) geprägt worden sind: Flash-Technik, Interrelationsdiagnose, Faktor Zeit, Katamnese, Patient “gebraucht den Arzt“, Gesamtdiagnose, Supervision.

Literatur von und über Michael Balint

  • M. B. (1957; 1976 4. A; engl. Original 1957): Der Arzt, sein Patient und die Krankheit. Klett, Stgt.
  • Enid F. Balint, J S Norell (Hrsg, 1977): Fünf Minuten pro Patient. Eine Studie über die Interaktionen in der ärztlichen Allgemeinpraxis. Suhrkamp TB 446, Frft. (Diese gut lesbare Beschreibung stammt u. a. von seiner Frau Enid B.) ISBN
  • Eva Christine Foitzik: Epidemiologische Untersuchung zur Entwicklung der Balintarbeit in Deutschland (von 1970 bis 2000) (Diss. Technischen Hochschule Aachen)
  • S. Häfner (Hrsg.): Die Balintgruppe. Praktische Anleitung für Teilnehmer. Im Auftrag der Deutschen Balint-Gesellschaft. Köln, Deutscher Ärzte-Verlag, 2006. ISBN 978-3-7691-0500-1

Weblinks