Begine

Aus Familienwortschatz
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Beginen waren Gruppen von Frauen, die sich ab dem 13. Jahrhundert zu einer Art Genossenschaft zusammenschlossen, um ihre persönliche Selbstständigkeit und Unabhängigkeit zu bewahren.

Aufgaben

  • Sie erteilten Kindern Unterricht
  • Sie pflegten Kranke und standen Sterbenden bei
  • Sie waren sehr engagiert in der Betreuung von Seuchenkranken

Geschichte, Entstehung

Die Beginen waren unabhängige, selbständige Frauen im Mittelalter, die weder heiraten, noch in ein Kloster eintreten wollten. Vorwiegend lebten sie in Städten, waren aber auch auf dem Land zu finden. Sie lebten zu meist in den sog. Beginenhöfen. Jede Frau konnte eine Begine werden. Es mussten keinerlei Gelübde abgelegt werden und jeder hatte, ohne Angabe von Gründen, die Möglichkeit, die Gemeinschaft mit seinem eingebrachten Besitz wieder zu verlassen. Dies stellte für viele Frauen eine Alternative zu Ehe und Familie dar.

Jede Gemeinschaft besaß eine Grande Dame(Meisterin), die für ein Jahr gewählt wurde. „Schwestern“ nannten sie sich selbst, erst später Beginen. Das übergeordnete Ziel aller Beginenhöfe war, die sittlich verkommene gesellschaftliche Stellung der Frau der mittleren Stände wieder aufzubessern. Dies geschah durch Krankenpflege, Textilhandwerk, Schutz von Verlassenen, Rettung Gefallener und Erziehung Unmündiger. So sorgten sie für ihren Lebensunterhalt. Ihr Grundsatz lautete: Eine Jede möge sich durch Ihrer eigenen Hände Arbeit ernähren können.

Die Herkunft des Namens "Begine" ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Im Jahre 1180 stiftete der Priester Lambert in Lüttich(Niederlande) angeblich das erste Beginenhaus. Hier fanden Jungfrauen und Witwen, unabhängig von Stand und Vermögen, Unterkunft. Die Beginenhäuser vermehrten sich in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland, vor allem im 13. und 14. Jahrhundert.

Durch die Inquisition von Toulouse (1307) wurden viele Beginen verurteilt. Am 7. März 1319 erließ Papst Johannes XXll. ein Gesetz, welches den Beginen, die die Regeln der Franziskaner-Tertiarier annahmen, Gnade zusicherte. Die Dillinger Franzsikanerinnen und Franziskanerinnen von Maria Stern in Augsburg sind Beispiele für eine solche Gemeinschaft, die bis in unsere Zeit überlebt haben.

Die UNESCO hat 13 der 26 existierenden flandrischen Beginenhöfe, darunter den in Brügge, in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Es gibt heute zwar nur noch sehr wenige offiziell anerkannte Beginen, aber dennoch finden wieder neue Gründungen nach dem alten Vorbild statt, z.B. ein 2001 gegründeter Beginenhof in Bremen. Dort leisten sie Nachbarschaftshilfe, organisieren Einkäufe usw. Hier fühlen sich alle vorher alleinlebenden Frauen bestens versorgt und aufgehoben. Sie sehen es als Menschenrecht an, im eigenen Bett sterben zu dürfen. Dies trägt dazu bei, die Zahl teurer Heimplätze zu reduzieren und ein selbstbestimmtes Leben bis zum Ende führen zu dürfen. Aus diesem Grund wird wohl die Anzahl von modernen Beginenhöfen zunehmen.

Literatur

  • Gertrud Hofmann / Werner Krebber: Die Beginen. Geschichte und Gegenwart, Topos plus 530. Mainz/Kevelaer. 2. überarbeitete Auflage 2008. ISBN 3-7867-8530-9
  • Frank-Michael Reichstein: Das Beginenwesen in Deutschland. Studien und Katalog, Verlag Dr. Köster: Berlin 2001, ISBN 3-89574-427-1
  • Helga Unger: Die Beginen. Eine Geschichte von Aufbruch und Unterdrückung der Frauen, Herder Verlag: Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2005, ISBN 3-451-05643-7

Weblinks