Fatigue

Aus Familienwortschatz
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Mit dem Begriff Fatigue (franz., vom lateinischen fatigatio = Ermüdung, Strapaze) werden verschiedene subjektive Empfindungen wie Schwäche, Müdigkeit, Motivationsverlust, physische und psychische Kraftlosigkeit und Konzentrationsstörungen bezeichnet. Sie gilt in der Onkologie und Palliativmedizin als eines der Symptome, die einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen nehmen.

Unterteilung der Fatigue

Die Fatigue wird unterteilt in affektive, kognitive und physische Müdigkeitsempfindungen. Dabei wird von 59% der Krebspatienten die physische Fatigue am häufigsten genannt: Sie äussert sich v.a. in reduzierter körperlicher Leistungsfähigkeit, Kraftlosigkeit und Schwäche, in ungewohntem Ruhe- und Schlafbedürfnis und weiterbestehender Müdigkeit trotz ausreichendem Schlafes.

Affektive Fatigue wird von 29% der Patienten geäussert. Darunter fallen Empfindungen wie Resignation, Traurigkeit und Angst, sowie das Gefühl, keine Energie mehr zu haben. Eine häufige Aussage ist dieser Satz: "Am liebsten würde ich einschlafen und nicht wieder aufwachen".

Unter kognitiver Fatigue, die von 12% genannt wird, werden Denk- und Konzentrationsprobleme sowie Schlafprobleme verstanden.


Ursachen

Stoffwechselbedingt

Die Erkrankung selbst verursacht in erster Linie die Beeinträchtigung durch Fatigue, und zwar durch folgende Prozesse:

  • gesteigerter Energieverbrauch durch erhöhte Zellneubildung (z.B. durch das Tumorwachstum)
  • reduzierter Sauerstofftransport durch Anämie
  • Immunolgische Abwehrreaktionen wie Fieber, Entzündungen
  • Resorption v. Tumorzerfallsprodukten
  • Elektrolytverschiebungen (z.B. Hypokalzämie, Hyponatriämie)
  • reduzierte Sauerstoffaufnahme durch Dyspnoe
  • Schmerzen
  • Hormonstörungen

Einige dieser Ursachen (Hormonstörungen und Schmerzen können z.B. nach einer operativen Organentfernung auftreten) sowie Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe und ein Ernährungsdefizit können auch durch die Behandlung verursacht werden, was nicht immer klar zu unterscheiden ist.

Psyche

An erster Stelle steht die Depression. Manchmal als Flucht vor der Realität oder auch aus einem erhöhten Ruhebedürfnis heraus ziehen sich Patienten in die Isolation zurück, welche die Fatigue oft aber eher verstärkt. Auch Anspannung und Angst gehören zu den Fatigue auslösenden Faktoren.

Tumortherapie

Die verschiedenen Therapieformen, oftmals gleichzeitig durchgeführt, haben durch ihre Nebenwirkungen erheblichen Einfluss auf das Befinden des Patienten.

  • Nach einer größeren Operation ist mit einer längeren Rekonvaleszenzzeit zu rechnen.
  • Großflächige Bestrahlung(en) (Radiatio) führen oftmals zeitverzögert, also nicht unmittelbar nach der Anwendung, zu Müdigkeitserscheinungen.


Bei medikamentöser Behandlung mit Zytostatika oder Interferon muss mit Fatigue gerechnet werden; ebenso haben symptomlindernde Arzneiwirkstoffe von

  • Antimetika
  • Analgetika (v.a. Opioide)
  • Antidepressiva
  • Antitussiva und
  • Antihistaminika

als Nebenwirkung häufig Müdigkeit und Konzentrationsstörungen zur Folge. Bei Sedativa ist der dadurch erzielte Schlaf oft aber eine erwünschte Wirkung.

Therapeutische Ansätze

Die Fatigue ist ein Symptom, das schwer zu beeinflussen ist, da die Ursachen vielfältig und schwer voneinander abgrenzbar sind. Ist die Ursache in der medikamentösen Therapie begründet, kann auf die meisten Mittel aber nicht verzichtet werden, da mit ihnen andere, genauso belastende Symptome gelindert werden. Wichtig ist eher, diese zusätzlich belastenden und energiezehrenden Symptome wie z.B. Erbrechen zu kontrollieren.

Bei einer klar diagnostizierten Ursache, wie z.B. eine metabolische Störung oder ein Mangel an Hämoglobin, kann durch Zufuhr des mangelnden Stoffes eine Verringerung der Fatigue erreicht werden. Der Effekt von Substitution (z.B. Transfusion von Erythrozyten bei Anämie) hält bei fortschreitender Erkrankung aber oft nur kurz an und wird durch die ständig nötige Wiederholung auch als eine Einschränkung der Lebensqualität empfunden.

Eher selten wird Dexamethason als Medikament gegen Fatigue eingesetzt, da es erhebliche Neben-/unerwünschte Wirkungen hat. Sinnvoll ist eine vorangehende "Testphase", wo sich bei Einnahme von täglich 4 mg Dexamethason nach ca. einer Woche eine deutliche Verbesserung des Befindens feststellen lassen sollte. Ansonsten wird die Anwendung nur bei Patienten empfohlen, die noch aus anderen Gründen von Dexamethason profitieren würden (z.B. bei erhöhtem Hirndruck).

Als positive Unterstützung (Ressourcen) werden u.a. ein stabiles persönliches Umfeld, eigener Glaube und Persönlichkeitsstruktur genannt. Gesprächsangebote und psychologische Beratung, das "Zeit-Haben" von Pflege- und ärztlichem Personal wirken isolationsverhindernd, eine feste Tagesstruktur gibt Orientierung vor. Bewegung sollte enen festen Platz im Tagesablauf bekommen, z.B. kurze Spaziergänge oder leichte Bewegungsübungen, neben der körperlichen Betätigung entsteht dadurch auch ein erwünschter Ablenkungseffekt. Auch Angebote wie die Atemstimulierende Einreibung oder entspannende Teilbäder wie Hand-, Arm- oder Fussbad (keine Vollbäder, da sie eher belastend und zusätzlich ermüdend wirken) werden empfohlen.

Informationsmaterial kann hilfreich sein, da damit dem Patienten und seinen Angehörigen deutlicher wird, dass Fatigue kein individuelles Problem, sondern ein verbreitetes Phänomen ist. Auch können Angehörige dadurch besser verstehen, dass ein eventueller Rückzug des Kranken nicht persönlich gemeint ist; auch der Patient selbst wird von möglichen Schuldgefühlen entlastet, wenn er signalisiert, dass ihm Besuche zu viel werden.

Literatur

  • E.Aulbert, F.Nauck, L.Radbruch: Lehrbuch der Palliativmedizin, 2.Auflage 2007, Schattauer-Verlag Stuttgart, ISBN 978-3-7945-2361-0
  • Informationsbroschüre für Angehörige: Daniela Tausch, Lis Bickel, Die letzten Wochen und Tage. Eine Hilfe zur Begleitung in der Zeit des Sterbens; Hrsg: Diakonisches Werk in den Ev. Kirchen in Deutschland (2006); zu beziehen über
  • den Krebsverband Baden-Württemberg [1]
  • den Zentralen Vertrieb des Diakonischen Werkes der EKD

siehe auch

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