Gewaltfreie Kommunikation

Aus Familienwortschatz
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Gewaltfreie Kommunikation

Definition

Ist ein Konzept, das von Marshall B. Rosenberg entwickelt wurde. Es soll Menschen helfen, so miteinander umzugehen, dass die Kommunikationsbasis zwischen ihnen verbessert wird.

Gewaltfreie Kommunikation kann sowohl bei Alltags-Kommunikationen, als auch bei Konflikt-Lösungen im persönlichen, beruflichen oder politischen Umfeld angewendet werden. Sie ist kein Vorgang, der die Menschen zu einem anderen Handeln bewegen soll, sondern sie ist eine grundsätzliche Einstellung, bei der eine beachtliche Beziehung von Mensch zu Mensch im Blickpunkt stehen soll. Synonyme sind Einfühlsame Kommunikation, Verbindende Kommunikation, Sprache des Herzens und „Giraffensprache“.

Geschichte und Verbreitung

Das Konzept der gewaltfreien Kommunikation wurde aus Rosenbergs Konflikt mit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den frühen 1960ern entwickelt. Er war daran beteiligt, die Rassentrennung an Schulen und Institutionen auf ruhigem Wege rückgängig zu schaffen. Aus diesem Anlass, erschaffte er das „Center of Nonviolent Communication“.

Rosenberg ermöglicht Trainingskurse in gewaltfreier Kommunikation in Schweden, Schweiz, USA, Italien und in vielen weiteren Staaten zu besuchen. Er arbeitet auch in Krisengebieten und ökonomisch benachteiligten Gebieten wie Israel, Palästina, Serbien und Ruanda.

1994 wurde von serbischen Psychologen und Pädagoginnen eine dreibändige Arbeit zum Thema „Gewaltfreie Kommunikation“ nach Rosenbergs Methode für Kindergärten und Schule erstellt. Rosenberg selbst erstellte ebenfalls speziell für Kinder ein Konzept des Lernens mit gewaltfreier Kommunikation.

Diese Variante kann auch in vielen anderen Bereichen eingesetzt werden wie z.B.: in Bildungseinrichtungen, Organisationen, Institutionen, private Beziehungen, Therapie, Beratung, Verhandlungen, Diplomatie und überall dort, wo Meinungsverschiedenheiten auftreten können.Viele verschiedene Agenturen bieten Seminare und Weiterbildungen an.

Theoretischer Hintergrund

Die gewaltfreie Kommunikation steht in Verbindung mit der klienten-orientierten Gesprächstherapie, die durch Rosenbergs Lehrer Carl Rogers entstanden ist. Das aktive Zuhören ist bei Rogers der Kernpunkt in der gewaltfreien Kommunikation. Einen Einfluss auf die gewaltfreie Kommunikation hat auch Mahatma Ghandi und seine Überlegungen zur Gewaltfreiheit.

Konzept von Rosenberg

Rosenberg bezeichnet Empathie als eine Grundvoraussetzung der gewaltfreien Kommunikation. Er geht davon aus, dass diese Art, in der die Menschen gemeinsam kommunizieren, einen bedeutenden Wirkung darauf hat, ob sie Empathie für den Menschen gegenüber entwickeln und ihre Bedürfnisse erfüllen können. Die gewaltfreie Kommunikation soll eine Hilfestellung sein, sich ehrlich zu artikulieren und empathisch zuhören zu können.

Sie ist auf die Ansprüche und Gefühle gerichtet, die hinter Handlungen und Auseinandersetzungen stehen. Rosenberg nennt jede Art von Gewalt einen tragischen Ausdruck eines unerfüllten Bedürfnisses. Rosenberg unterscheidet zwei verschiedene Arten der zwischenmenschlichen Kommunikation, die gewaltfreie Kommunikation und die lebensentfremdende Kommunikation.

Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg

Enthält viele wichtige Aspekte, die ein friedliches Miteinander unterstützen können. Wenn Menschen miteinander sprechen sind sie sich meist nicht bewusst, welche Wirkungen ihre Worte auf das Gegenüber haben können.

Viele benutzen Sprache als automatischen unreflektierten Vorgang und wundern sich, weshalb plötzlich die Situation eskaliert, obwohl sie es doch „eigentlich gut gemeint“ haben“. Es wird übersehen, dass nicht nur durch körperliche Einwirkung, sondern auch durch Sprache Gewalt auf das Gegenüber ausgeübt werden kann und als Folge Ablehnung auslöst.

Häufig lassen wir uns im Streit dazu hinreißen, unserem Konfliktpartner Sachen an den Kopf zu werfen und ihm zu sagen wie er ist. Zu sagen: "Du bist so unzuverlässig" oder "Du bist so faul" lösen im Gegenüber vermutlich eher Widerstand als Verständnis aus. Solche Worte sind für eine friedliche Beilegung des Konflikts eher ungeeignet.

Diese Botschaften sind häufig mit Zuschreibungen behaftet und greifen den anderen in seiner Integrität und in seinem Selbstwertgefühl an. Die Reaktionen darauf sind wiederum Rechtfertigung, Gegenangriff, Beleidigt sein und Rückzug. Es wird eine Spirale in Gang gesetzt, die egal ob in Beziehungen, im Beruf oder Politik, mit Streit und Krieg endet.

Wer sich über seine eigenen Gefühle im Klaren ist und eigene Verantwortung dafür übernimmt, kann dem Gegenüber besser verdeutlichen, was ihm wirklich wichtig ist, und wer versteht, was der Andere braucht, kann eine sinnvolle Lösung für einen Konflikt finden. Anstelle von gewohnheitsmäßigen, automatischen und gedankenlosen Reaktionen versuchen wir uns mit dem anderen und mit uns selbst zu verbinden. Es geht dabei um Ehrlichkeit, Klarheit und um eine gegenseitig respektvolle und mitfühlende Aufmerksamkeit. Das Konzept der GFK wurde begründet von dem Psychologen Marshall B. Rosenberg und steht in der Tradition der Klienten-zentrierten Gesprächstherapie, die von Rosenbergs Lehrer Carl Rogers entwickelt wurde.

Sie wird auch als Sprache des Herzens oder als Giraffensprache bezeichnet, deren Gegenteil die lebensentfremdende Kommunikation oder auch Wolfssprache ist. Diese von Rosenberg Wolfssprache genannte Form von Kommunikation trägt zu Gewalt bei und findet statt, wenn über den Kommunikationspartner geurteilt wird, wenn die Verantwortung für die eigenen Gefühle und Handlungen geleugnet wird oder wenn Forderungen gestellt werden statt zu bitten.

Die Wolfssprache führt schnell zu schlechten Gefühlen, ablehnenden Haltungen und Aggression. Die Giraffensprache hingegen lässt das Herz sprechen. Angriffe, Vorwürfe, und Forderungen werden durch die Giraffensprache in Gefühle und Bedürfnisse übersetzt. Hier steht im Vordergrund auf Gefühle zu achten, zu versuchen die Bedürfnisse des anderen herauszufinden, Beobachtungen von Bewertung zu trennen und Bitten anstatt zu Fordern.

Ziele der Gewaltfreien Kommunikation

Die eigenen Bedürfnisse sollen erfüllt werden, ohne den anderen dabei Gewalt anzutun. Beziehungen sollen aufgebaut, wiederhergestellt und erhalten werden und schmerzhafte Kommunikation soll verhindert werden. Häufig spitzt sich dann ein Konflikt gar nicht so zu, wenn es gelingt sich gegenseitig in den Standpunkt des anderen einzufühlen. Zu verstehen warum ein anderer Mensch so oder so gehandelt hat, hilft häufig schon, einen ersten Ärger über ihn wieder loszuwerden.

Die 4 Schritte der gewaltfreien Kommunikation

In der gewaltfreien Kommunikation richtet man die Aufmerksamkeit darauf, was einem wichtig ist und vermeidet in der Kommunikation alles was als Bewertung, Beschuldigung, Kritik oder Angriff aufgefasst werden könnte.

1. Beobachten ohne zu bewerten

Der erste Schritt in der gewaltfreien Kommunikation ist es, anderen Menschen ohne moralisches Urteil und ohne Bewertung ihres Verhaltens oder ihres Charakters gegenüber zu treten. Häufig sind es enttäusche Erwartungen, die Ärger verursachen. Gelingt es die dahinterstehenden Bedürfnisse und die durch das Verhalten des anderen entstandenen Gefühle ruhig zu formulieren, gelingt die Kommunikation und es kann gemeinsam eine Möglichkeit gefunden werden, wie die Bedürfnisse doch noch erfüllt werden können.

2. Erkennen und Benennen von Gefühlen

In der gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg ist es neben dem Beobachten der Verhaltensweisen des anderen wichtig, die eigenen Gefühle zu erkennen und zu benennen. Der Ausdruck der eigenen Gefühle hilft ihrem Gegenüber, sich in Sie einzufühlen und ermöglicht es dem anderen wiederum seine Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken.

Ein gemeinsames Gespräch, in dem beide Konfliktpartner jeweils ihre Gefühle ausdrücken können, wirkt sich bereichernd und belebend auf den Kontakt aus und führt nach Rosenberg nicht zu einem Streit. Die den eigenen Gefühlen zugrunde liegenden Bedürfnisse treten in einem solchen Austausch meist erst klar zu tage. Danach ist es für beide Seiten einfacher den anderen zu verstehen und nach gemeinsamen Lösungen für das Problem zu suchen.

3. Eigene Bedürfnisse benennen

Zu der gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg gehört neben der Beobachtung des Verhaltens und dem Erkennen der eigenen Gefühle auch das Ausdrücken eigener Bedürfnisse. Nur wenn der Partner bzw. die Partnerin ihre Bedürfnisse kennt, können diese auch erfüllt werden. Häufig ist schon ein Gespräch in vertrauensvoller Atmosphäre, in dem beide Partner ihre Gefühle und Bedürfnisse ausdrücken können, ein erster Schritt hin zu größerer Verbundenheit und Tiefe in der Beziehung.

4. Bitte um konkrete Handlung

Wichtig am vierten Schritt in der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg ist es, dass der Konfliktpartner die Möglichkeit bekommt, sich beim nächsten Mal anders zu verhalten. Häufig sind Konflikte so eingeschliffen, dass einer der beiden Partner der Böse ist und der andere der Gute. Einer ist immer Schuld und einer ist der, der okay ist und den anderen kritisieren darf. Beide Partner fühlen sich in dieser Rollenverteilung unwohl und meist haben auch beide Konfliktparteien das Gefühl, dass etwas an der Aufteilung nicht stimmt. Aber aufgrund von eingeschliffenen Rollen gelingt es kaum noch da wieder herauszukommen.

Rosenberg hat nun durch seine vier Schritte der gewaltfreien Kommunikation ein Mittel konzipiert, dass beiden Konfliktparteien die Möglichkeit gibt, aus so einem Kreislauf wieder heraus zu kommen. Gelingt es beiden ihre Gefühle und Bedürfnisse zu benennen und sich gegenseitig um etwas zu bitten - derjenige, der immer zu spät kommt, könnte beispielsweise darum bitten, dass der andere etwas mehr Nachsicht mit ihm hat - gelingt auch die Kommunikation wieder. Gemeinsam gelingt es dann auch sehr unterschiedlichen Menschen, sich aufeinander zuzubewegen, anstatt in immer gleichen Vorwurfsspiralen und destruktiven Beziehungsmustern zu verharren.

Giraffensprache

Die Gewaltfreie Kommunikation wird auch als Giraffensprache bezeichnet! Die Giraffensprache richtet ihre Aufmerksamkeit auf die eigenen und fremden Bedürfnisse im Moment und versucht eine gemeinsame Lösung zu finden , wo möglichst alle Bedürfnisse erfüllt werden. Es wird eine Sprache benutzt die es ermöglicht klar auszudrücken was in ihrem Herzen vor geht. Es richtet ihre Aufmerksamkeit vorwiegend auf das was gut ist und trennt Wahrnehmung von Interpretation. Gefühle und Bedürfnisse werden mitgeteilt und offen gelegt, in Verbindung mit einem reichen Wortschatz.

Beispiel Giraffensprache:

„Du hast den Müll nicht rausgebracht. (Objektiver Sachverhalt – Situation) Ich bin verärgert und habe das Gefühl, für alle Aufgaben im Haus allein verantwortlich zu sein. (Gefühle) Gerne möchte ich im Haushalt entlastet werden (Bedürfnisse) und wünsche mir deshalb allgemein mehr Entgegenkommen und Mitwirkung von deiner Seite (Wünsche)In Beratungsgesprächen ist die giraffische Übersetzung als Grundlage sehr hilfreich, um zukünftige Zielsetzungen und Vereinbarungen auszuarbeiten.Es empfiehlt sich, mit „Giraffenohren“ herauszuhören, welche Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche angesprochen werden und entsprechend darauf zu reagieren. Auf unser Beispiel angewandt könnte das Gespräch dann in folgender Form weiter verlaufen:„Es war nicht meine Absicht, dich zu verärgern. Ich mag das „Müllmachen“ nicht sehr, deshalb vergesse ich es leicht. Vielleicht kann ich dafür gleich das Staubsaugen übernehmen?“ (dem Bedürfnis nach Entlastung und dem Wunsch nach Mitwirkung wird hier Rechnung getragen)Oder – für den Fall, dass ich die Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche des anderen zwar erkannt habe, diese aber nicht erfüllen möchte (aus welchen Gründen auch immer):„Du bist verärgert. Das war nicht meine Absicht. Ich mag die Hausarbeiten zwar ganz und gar nicht, möchte aber deswegen keinen Streit mit dir. Können wir uns nicht gemeinsam etwas überlegen, was für unser beider Entlastung geeignet wäre? Du kannst dir meiner allgemeinen Unterstützung und Mitwirkung auf jedem anderen Gebiet völlig sicher sein.“

Wolfssprache

Laut Rosenberg leben wir seit ca. 8000 Jahren in einer Wolfswelt und sprechen eine „Wolfsprache“, egal in welchem Land auf der Welt (China, Irak, Jugoslawien). Der Wolf weiß immer was mit den anderen nicht in Ordnung ist und was die anderen falsch machen.

Er ist derjenige der kritisiert, beurteilt, bewertet, analysiert, ist immer im Recht und spricht in Du-Sätzen („Du hast ein Fehler gemacht“). Der Wolf lobt oder bestraft (z.B. Liebesentzug), für ihn gibt es nur gut oder schlecht.

Wenn er selbst kritisiert wird, und er wartet ja nur darauf, dass ihm jemand kränkt. fühlt er sich schlecht, angegriffen, verletzt, schuldig oder nicht respektiert. Seine Verteidigung, ist Rechtfertigung, Gegenattacke oder Verschließen. Somit sind Wölfe und Wölfinnen mit sich und ihrer Umwelt in emotionalen, mentalen und verbalen Krieg. Ihr Verhalten ist eine ewige Quelle von Gewalt, Macht und Ohnmacht. Nach der Theorie der Gewaltfreien Kommunikation versucht der Wolf seine Bedürfnisse und Gefühle auf diese Art und Weise auszudrücken, weil er nicht gelernt hat über diese offen zu kommunizieren. Stattdessen erwartet er, dass seine Umwelt diese selbstverständlich erkennt.

Beispiel Wolfssprache:

„Du warst heute schon wieder zu faul, den Müll rauszubringen (Bewertung). Ständig muss ich darauf achten, dass hier alles läuft – du kümmerst dich um nichts (Kritik). Du machst das nur, um mich zu ärgern (Interpretation). Wenn sich das in Zukunft nicht ändert, dann werde ich für dich auch nicht mehr .....“(Strafandrohung).

Weiterführende Links

http://www.dietrich-polenz.de/GFK-handout.pdf

http://www.gfk-training.com/unterschiedewolfs-giraffensprache.htm

http://www.personalentwicklungsberatung.de/Informationen/Psychologische_Gesprachsfuhrun/Gewaltfreie_Kommunikation/gewaltfreie_kommunikation.html

Quellenverzeichnis

http://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltfreie_Kommunikation

Buch: Gewaltfreie Kommunikation_ Eine Sprache des Lebens- von Marshall B. Rosenberg


Weblinks