Hausarbeit:Konzeptionelle Überlegungen zur Veränderung der stationären Pflege und Betreuung alter Menschen in den nächsten 20 Jahren - Ein Blick in die Zukunft aus Sicht des Anbieters anhand wesentlicher Unternehmensstrukturen

Aus Familienwortschatz
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Hausarbeit: "Konzeptionelle Überlegungen zur Veränderung der stationären Pflege und Betreuung alter Menschen in den nächsten 20 Jahren - Ein Blick in die Zukunft aus Sicht des Anbieters anhand wesentlicher Unternehmensstrukturen" von Matthias Menne, 2003

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Einleitung

Die Sicherstellung der Pflege und Betreuung alter Menschen stellt in der Bundesrepublik Deutschland eine wesentliche gesellschaftliche Aufgabe dar. Über 14 Millionen der 80 Millionen Bundesbürger sind 65 Jahre und älter. Man geht davon aus, dass im Jahre 2050 bei sinkender Geburtenrate und steigender Lebenserwartung über ein Viertel der Bürger diese Altersschicht einnehmen wird. Somit ist zu erwarten, dass es zukünftig in unserer Gesellschaft immer weniger junge und immer mehr alte Menschen geben wird. Viele dieser Menschen werden mit zunehmenden Lebensjahren auf die Hilfe anderer angewiesen sein. Dieser Bedarf wird in jeder Hinsicht gedeckt werden müssen. Aufgrund dieser Entwicklung wird die Altenpflege zu den wichtigsten Dienstleistungsberufen der Zukunft gehören. Doch neben allen Prognosen zur Veränderung demographischer Daten, darf ein wichtiger Gedankengang nicht aus dem Auge verloren werden. Wie werden sich die Bedürfnisse und Ansprüche alter, pflegebedürftiger Menschen verändern? Menschen, die in 20 Jahren in Alteneinrichtungen Leben werden, gehören nicht mehr der Kriegs- sondern der Nachkriegsgeneration an. Diese Menschen sind unter ganz anderen Lebensumständen aufgewachsen, als die gegenwärtig in Heimen lebenden Senioren, und werden folglich andere Formen des Wohnens, der pflegerischen Betreuung und des Leistungsangebots erwarten. Aus unternehmerischer Sicht ist daher zu überlegen, welche Veränderungen in Zukunft herbeizuführen sind, um den Wandel der Generationen mitgehen zu können und den neuen Erwartungen alter, pflegebedürftiger Menschen gerecht zu werden. Es stellen sich zum Beispiel Fragen wie: 1. Werden alte Menschen in Zukunft neue Wohnformen bevorzugen? 2. Welche Serviceleistungen werden zukünftig erwartet? 3. Wie positioniere ich mein Unternehmen zeitgerecht am Markt? 4. Wie werden sich die Anforderungen an das Personal verändern?

Mit dieser Arbeit soll aufbauend auf der Darstellung gegenwärtiger, wesentlicher Unternehmensstrukturen ein Blick aus Sicht des Anbieters in die Zukunft gewagt werden, um mögliche Veränderungen der Pflege und Betreuung alter Menschen zu beschreiben. Hiezu wurden die Strukturpunkte Zielgruppe und Nachfrage, Leistungsangebot, Unternehmensphilosophie, Marketing und Pflegepersonal gewählt, da hieran die notwendigen Entwicklungen besonders deutlich werden. Neben der gesellschaftlichen Bedeutung war die unternehmerische Herausforderung ausschlaggebend für die Themenwahl.


Methodisches Vorgehen

In einem ersten Schritt wurde in den Jahrgängen 2000 - 2003 der Fachzeitschriften "Altenpflege" und "Altenheim" nach themenbezogenen Veröffentlichungen gesucht. Literatur zu gegenwärtigen Unternehmensstrukturen in Alteneinrichtungen wurde hierbei weniger gefunden. Vielmehr konnten aus dieser Recherche Diskussionsbeiträge zur zukünftigen Veränderung von Wohnformen und Leistungsangeboten verwendet werden. Daraufhin wurde eine Internetrecherche über die Suchmaschine Google unter Verwendung der Begriffe Altenpflege + Altenheim + Unternehmensstruktur + Zukunft durchgeführt. Hierbei konnten besonders auf den Seiten des KDA (Kuratorium Deutscher Altershilfe) und des BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) wichtige Informationen über zukunftsorientierte Modellprojekte in Deutschland gewonnen werden. Des Weiteren wurden über das Internetangebot des Statistischen Bundesamtes Daten und Prognosen zur Bevölkerungsstruktur, Pflegebedürftigkeit und zur Situation in Pflegeeinrichtungen eingeholt. Ferner wurden die Internetauftritte unterschiedlichster deutscher Pflegeeinrichtungen hinsichtlich der Gestaltung, der Leistungsangebote und der Unternehmensphilosophie miteinander verglichen. Die Auswahl der Einrichtungen erfolgte hierbei über das Netzwerk Altenheime. In einem letzten Schritt wurden die Leitungen je einer privaten und einer gemeinnützigen Altenpflegeeinrichtung in Gelsenkirchen hinsichtlich heutiger Unternehmensstrukturen und Erwartungen für die Zukunft befragt. Aus diesen Gesprächen konnten hilfreiche Diskussionsansätze und Denkanstöße für diese Arbeit gewonnen werden.


Unternehmensstrukturen der Gegenwart

Die Situation am Markt

Derzeit gibt es in Deutschland weit mehr als 9000 Pflegeheime, die zum größten Teil für bis zu 150 Bewohner konzipiert sind. Diese Einrichtungen sind in privaten, freigemeinnützigen und öffentlichen Trägerschaften organisiert, wobei die privaten (circa 36%) und freigemeinnützigen Anbieter (circa 56%) den deutlich größten Anteil ausmachen. Demnach sind weniger als 10% der Pflegeheime öffentlich organisiert. Neben den stationären Einrichtungen gibt es in Deutschland über 10 000 ambulante Pflegedienste von denen mehr als die Hälfte privat organisiert sind. Generell ist auf diesem Markt, nach einem anfänglichen Boom, ein Rücklauf der Unternehmen zu beobachten.

Zielgruppe und Nachfrage

Bei der Hauptzielgruppe stationärer Altenpflegeeinrichtungen handelt es sich um Menschen, denen es aufgrund zunehmender Pflegebedürftigkeit nicht mehr möglich ist, zu Hause in Sicherheit zu leben. Diese Menschen benötigen Pflege und Betreuung rund um die Uhr, welche von einem ambulanten Pflegedienst nicht geleistet werden kann. Hinzu kommt, dass es Angehörigen und/oder Bekannten oftmals aus zeitlichen Gründen nicht möglich ist, die Betreuung in der häuslichen Umgebung zu übernehmen, oder sie schlichtweg mit der Situation überfordert sind. Das Besondere an dieser Zielgruppe ist, dass die betroffenen Menschen die Entscheidung über den Einzug in ein Altenheim häufig nicht mehr alleine treffen, sondern eher zwangsläufig in eine neue Lebenssituation gedrängt werden. Daher gilt es aus Sicht des Anbieters besonders diesen Menschen ein Wohn- und Lebensumfeld Sicherheit und Geborgenheit zu bieten, das Sicherheit und Geborgenheit bietet und im wahrsten Sinne des Wortes ein „Heim“ sein kann.

Bei einer weiteren, aber wesentlich kleineren Zielgruppe handelt es sich um Menschen die im Prinzip noch im eigenen Haushalt leben könnten, die den Schritt ins Altenheim aber trotzdem gehen, weil sie keine Angehörigen, Freunde oder Bekannte haben, die sich um sie kümmern. Diese Klientel sucht im Altenheim neben einer sicheren Umgebung vor allen Dingen soziale Kontakte und Unterhaltung, und erwartet daher ein besonderes Angebot an Veranstaltungen und Serviceleistungen. Bemerkung: Bei dieser Zielgruppe handelt es sich in den meisten Fällen um besser situierte Menschen, die eine private Altersvorsorge erspart haben, und bereit sind diese in besondere Serviceleistungen zu investieren. Daher wird diese Klientel eher von privaten Anbietern angesprochen.

Insgesamt gibt es derzeit nahezu 2 Millionen pflegebedürftige Menschen in Deutschland die 60 Jahre und älter sind. Über eine halbe Millionen davon leben in einer stationären Pflegeeinrichtung, wobei für die nächsten Jahre eine steigende Nachfrage prognostiziert wird.

Das Leistungsangebot

Der größte Teil der Menschen, die heutzutage in einem Altenheim leben wurden zwischen 1910 und 1930 geboren und haben somit einen, wenn nicht gar zwei Weltkriege und den jeweiligen Wiederaufbau miterlebt. Das Wissen über den lebensgeschichtlichen Hintergrund der angesprochenen Zielgruppe ist aus unternehmerischer Sicht wichtig, um das Leistungsangebot entsprechend dieser Kenntnisse gestalten und strukturieren zu können. Weiterhin ist einleitend zu sagen, dass für ein Altenheim generell ein günstiger Standort gewählt werden muss. Dieser sollte zentral gelegen sein und den Bewohnern die Möglichkeit geben, über öffentliche Verkehrsmittel oder sogar zu Fuß wichtige Orte, wie zum Beispiel Einkaufsstrassen, Parks, oder Kulturangebote zu erreichen. Generell lässt sich das Leistungsangebot eines Altenheims grob in vier Kategorien gliedern, die im Folgenden beschrieben werden:


a) Das Wohnumfeld Grundlage eines gemütlichen und ansprechenden Wohnumfelds ist die Architektur. Die Einrichtung sollte hell gestaltet sein, wobei lange Flure zwar zweckmäßig sind, aber den typischen Krankenhauscharakter vermitteln und somit vermieden werden sollten. Des Weiteren ist es selbstverständlich, dass die gesamte Einrichtung behindertengerecht gebaut ist. Die Bewohner leben auf Stationen in Einzel- oder Doppelzimmern, die alle mit Telefonanschluss, Bad, Dusche und WC ausgestattet sein sollten. Außerdem sollte es dem Kunden möglich sein, mit eigenen Möbeln eine heimische Umgebung zu schaffen. Außerdem verfügen die Stationen über ein gesondertes, großes Badezimmer, Kommunikationsecken und eine Stationsküche. Neben den Räumen auf den Stationen gehören Örtlichkeiten, wie zum Beispiel attraktiv gestaltete Veranstaltungsräume, gemütliche Speisesäle und Gemeinschaftsräume zum Angebot eines Pflegeheims. Außerdem sollte eine Außenanlage (zum Beispiel ein Garten) vorhanden sein, um dem Menschen auch ein attraktives Leben an der frischen Luft zu ermöglichen. Mit besonderen Angeboten, wie zum Beispiel einem Café, einem Kiosk, einem hauseigenen Friseursalon oder einer Schwimmhalle kann sich das Unternehmen von der Konkurrenz abheben.

b) Die Hauswirtschaft Alle Mahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Abendbrot) werden in der hauseigenen Großküche für die Bewohner zubereitet. Neben einem reichhaltigen Speisenangebot zum Frühstück und zum Abendbrot, sollte dem Bewohner zum Mittagessen die Auswahlmöglichkeit zwischen zwei Menüs gegeben werden. Bei allen Mahlzeiten ist es selbstverständlich, dass Schonkost (zum Beispiel für Diabetiker) angeboten wird. Gerade bei der hauswirtschaftlichen Versorgung ist auf die Gewohnheiten der Bewohner zu achten. Gegenwärtig im Altenheim lebende Menschen sind es zum Beispiel aus der Vergangenheit gewohnt, dass es mittwochs und samstags Eintopf gibt und nur an Sonn- und Feiertagen den Festtagsbraten. Dem Bewohner sollte die Möglichkeit gegeben werden selber zu entscheiden, ob er die Mahlzeiten in seinem Zimmer oder im gemeinschaftlichen Speiseraum zu sich nimmt. Zu den hauswirtschaftlichen Leistungen gehören neben der Versorgung mit Nahrungsmitteln das Waschen der Wäsche und die Reinigung des Wohnumfelds. Mit besonderen Leistungen, wie zum Beispiel Essen à la carte, frei wählbare Essenszeiten, einem entsprechend gestalteten Restaurant oder einer hauseigenen Reinigung für Kleidungsstücke wie Kleider, Blusen etc., kann sich ein Altenheim in diesem Bereich von Mitbewerbern abgrenzen.

c) Die Pflege In einem Altenheim werden Menschen aller Pflegestufen je nach Bedarf kompetent, liebevoll und rund um die Uhr gepflegt. Außerdem gehört die behütete Pflege gerontopsychiatrisch veränderter Menschen zum Leistungsangebot. Des Weiteren sollte eine Altenpflegeeinrichtung mit anderen Berufsgruppen des Gesundheitswesens kooperieren, um auf alle Leiden des Patienten reagieren zu können. Neben Allgemein- und Fachärzten, die regelmäßig Patientenbesuche im Haus durchführen, gehört hierzu die Zusammenarbeit mit Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden, die bei Bedarf eingeschaltet werden können. Ferner ist die Kooperation mit einem Sanitätshaus sinnvoll, um die Versorgung mit Pflegehilfsmitteln sicherzustellen. Gerade im Bereich der Pflege kann sich das Unternehmen mit Angeboten, wie zum Beispiel der Pflege von Menschen mit appalischem Syndrom, oder der Versorgung von Beatmungspatienten, von Mitbewerbern abgrenzen. Mit Angeboten wie Kurz- und Urlaubspflege kann die besondere Zielgruppe der pflegenden Angehörigen angesprochen werden.

d) Veranstaltungen und Freizeitgestaltung Das Leben im Altenheim soll dem Menschen Spaß machen. Ein umfassendes Angebot an Veranstaltungen und Aktivitäten zur Freizeitgestaltung hilft dem Bewohner bei der Umstellung auf die neue Lebenssituation indem hierdurch Abwechslung und Unterhaltung im Alltag geboten werden. Außerdem werden körperliche und geistige Fähigkeiten erhalten und soziale Kontakte unter den Bewohnern gefördert. Es werden zum einen regelmäßige Veranstaltungen, wie zum Beispiel tägliche Spaziergänge, wöchentliche Kirchenbesuche, Gedächtnistraining, Gymnastikgruppen und Einkaufsfahrten, angeboten. Zum anderen werden die Feste der Jahreszeiten, wie zum Beispiel Karneval, Ostern, Sommerfeste und Weihnachten sowie Sommerfeste ausgerichtet. Außerdem werden Ausflüge und Themenabende organisiert. Dieses Angebot umfasst zum Beispiel Theater- und Festbesuche, Städtefahrten, abendliche Lesungen, Musikabende oder Modenschauen. Psychiatrische Betreuungsgruppen, Einzelbetreuungen von Demenzkranken oder die Organisation von Reisen sind besondere Angebote, mit denen sich das Unternehmen Altenheim hervortun kann.

Anmerkung: Die in den jeweiligen Leistungskategorien beschriebenen Sonderleistungen, mit denen man sich von Mitbewerbern abgrenzen kann, müssen in den meisten Fällen vom Kunden gesondert bezahlt werden. Somit richten sich diese eher an finanziell besser gestellte Menschen und werden daher zumeist von privaten Einrichtungen angeboten.

Die Unternehmensphilosophie

Ein Altenheim bietet seinen Bewohnern ein sicheres und ansprechendes Wohnumfeld. Der Mensch wird dabei als ganze Persönlichkeit, mit all seinen Bedürfnissen und Einstellungen gesehen. Die Bewohner sollen einen Lebensabend ohne Verpflichtungen genießen können. Hierzu wird die Integration in die Gemeinschaft zum Beispiel durch Veranstaltungen und Feste gefördert, aber gleichzeitig der Rückzug in den Privatbereich akzeptiert. Die Bewohner werden in ihrer Alltags- und Lebensgestaltung unterstützt. Um hierbei allen Bedürfnissen des jeweiligen Menschen gerecht werden zu können, ist es wichtig viel über sein Leben zu wissen, wobei der Kontakt zu den Angehörigen hilfreich und notwendig ist und zudem den Familienzusammenhalt fördert. Eine professionelle und bedarfsgerechte Pflege bei akuter und chronischer Krankheit wird von qualifiziertem Personal gewährleistet. Der Mensch wird aktivierend gepflegt, wodurch die eigenen Fähigkeiten gefördert werden und die Selbständigkeit erhalten bleibt. Außerdem kooperieren die Einrichtungen mit anderen Berufsgruppen des Gesundheitswesens, um auf alle Leiden und Einschränkungen der Bewohner reagieren zu können. Menschliche Verantwortung setzt wirtschaftliches Handeln voraus. Daher ist für eine Altenpflegeeinrichtung neben den Fürsorgepflichten ein modernes Management selbstverständlich.

Die Marketingstrategie

Um die wirtschaftlichen Ziele des Unternehmens zu erreichen, muss ein gutes Marketing – Management betrieben werden. Die Planung zum Bau einer Altenpflegeeinrichtung beginnt mit der Abgrenzung des Marktes nach den Gesichtspunkten Örtlichkeit, Produkte und Kundenbedürfnisse. Hierbei muss überlegt werden, in welcher Stadt bzw. in welchem Stadtteil die Einrichtung am günstigsten positioniert wird, also wo ich meine Zielgruppe finde und wo die Konkurrenz nicht zu groß ist. Danach muss eine Analyse der Bedürfnisse des vom Unternehmen angesprochenen Kundenkreises erfolgen. Ist man sich darüber bewusst, welche Bedürfnisse es zu befriedigen gilt, kann ein Leistungsangebot entwickelt werden, welches in sich einzigartig sein sollte, um sich ein individuelles Profil zu geben (siehe Punkt 3.4). Außerdem müssen ein Name und ein Logo für das Unternehmen gefunden werden, mit denen sich das Unternehmen in der Öffentlichkeit präsentiert und die Wiedererkennungswert haben. Im Rahmen des Marketing - Managements müssen außerdem externe Rahmenbedingungen, wie demographische Entwicklungen und rechtliche, politische und ökonomische Aspekte kontinuierlich beobachtet werden. Ist der Bau des Pflegeheims beschlossen, beginnt die Vermarktung des Unternehmens bereits vor dem ersten Spatenstich. Schon da müssen die Anwohner der regionalen Umgebung über den Bau einer Pflegeeinrichtung informiert werden. Hierzu können regelmäßig über das Printmedium Zeitung Werbeanzeigen geschaltet werden, die sich immer wieder auf derselben Seite an der derselben Stelle befinden, um somit einen Wiedererkennungswert zu erhalten. Außerdem kann man über das Verteilen und Versenden von ansprechend gestalteten Flyern der Bevölkerung schon früh das Leistungsangebot der Einrichtung näher bringen. Besondere Termine, wie das Richtfest sollten zelebriert werden, indem man zum Beispiel einen prominenten Redner (Bürgermeister etc.) einlädt. Hierdurch wird die Berichterstattung in der regionalen Presse gefördert und der Bekanntheitsgrad angehoben. Zur Eröffnung der Einrichtung bietet es sich an einen Tag der offenen Tür zu veranstalten. In diesem Rahmen bietet sich den Anwohnern und potenziellen Interessenten die Möglichkeit, sich die Räumlichkeiten in einem offiziellen Rahmen persönlich anzuschauen, und sich von dem Leistungsangebot zu überzeugen. Auch nach der Eröffnung muss sich das Unternehmen kontinuierlich und ansprechend der Öffentlichkeit präsentieren. Dies geschieht in den meisten Fällen über Printmedien, also Zeitungen, Fachzeitschriften und Faltblätter. Des Weiteren werden im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit Sommerfeste und regelmäßige Tage der offenen Tür veranstaltet, um somit ein positives Erscheinungsbild der Einrichtung zu schaffen und die gesellschaftliche Akzeptanz zu erhöhen. Mittlerweile hat sich auch das elektronische Medium Internet als Werbeinstrument etabliert. Ein großer Teil der deutschen Pflegeeinrichtung präsentiert sich über eine eigene Homepage. Über dieses Medium erreicht man eine breite Masse, die sich einen umfassenden Eindruck in Bild und Wort von der Einrichtung machen kann. Außerdem bietet sich die Möglichkeit direkt mit dem Unternehmen in Kontakt zu treten. Allerdings ist zu sagen, dass die meisten Webseiten von Pflegeeinrichtungen sehr einfach und unspektakulär gestaltet sind und bei weitem nicht alle Möglichkeiten des Internets ausschöpfen. Dies mag daran liegen, dass die angesprochene Zielgruppe nicht mit diesem Medium aufgewachsen und somit im Umgang mit diesem nicht sonderlich geübt ist, was sich in Zukunft sicherlich ändern wird.

Das Pflegepersonal

Für die Pflege und Betreuung der Bewohner eines Altenheims werden zumeist examinierte Alten- und Krankenpfleger sowie Pflegehilfskräfte eingestellt. Welchen Anteil hierbei Fachkräfte einnehmen müssen ist nach §5, Absatz 1 der Pflegepersonalverordnung wie folgt geregelt: Betreuende Tätigkeiten dürfen nur durch Fachkräfte oder unter angemessener Beteiligung von Fachkräften wahrgenommen werden. Hierbei muss mindestens einer, bei mehr als 20 nicht pflegebedürftigen Bewohnern oder mehr als vier pflegebedürftigen Bewohnern mindestens jeder zweite weitere Beschäftigte eine Fachkraft sein. In Heimen mit pflegebedürftigen Bewohnern muss auch bei Nachtwachen mindestens eine Fachkraft ständig anwesend sein. Seitens des Unternehmers werden von Pflegekräften Fachkompetenz, Team- und Kundenorientierung, Flexibilität und innovatives Handeln erwartet. Neben der fachlichen Kompetenz legt der Arbeitgeber bei der Auswahl des Personals Wert auf die persönliche Qualifikation. Von Interesse ist zum Beispiel, was die Person zuvor gemacht hat, in welchen Familienverhältnissen der Bewerber lebt, welche Ideale und Werte er vertritt und inwieweit er/sie in der Lage, ist das Verhältnis zwischen Nähe und Distanz zu wahren, ein gepflegtes äußeres Erscheinungsbild usw. Vom Träger der Einrichtung muss den Mitarbeitern die Möglichkeit gegeben werden sich an Entwicklungsprozessen zu beteiligen. Außerdem muss das Personal einen optimalen Arbeitsplatz und eine optimale Infrastruktur vorfinden. Des Weiteren ist der Arbeitgeber nach §8, Absatz 1 der Heimpersonalverordnung verpflichtet seinen Mitarbeitern die Teilnahme an Angeboten zur berufsbegleitenden Fort- und Weiterbildung zu ermöglichen. In Absatz 2 dieses Paragraphen sind hierzu die Funktionen und Tätigkeitsfelder, auf die sich diese Veranstaltungen erstrecken müssen, beschrieben.


Unternehmensstrukturen der Zukunft

Die Situation am Markt

Es ist davon auszugehen, dass gerade die Zahl der Heimträger im Non – Profit – Bereich in den nächsten Jahrzehnten auf weniger als ein Drittel des derzeitigen Standes sinken wird. Die Zahl der privaten Anbieter hingegen wird aller Voraussicht nach deutlich über die aktuelle Zahl von 36% hinauswachsen. Somit wird in Zukunft die Gemeinnützigkeit nicht mehr zwangsläufig ein Erkennungsmerkmal oder Gütesiegel sozialer Dienstleistungsunternehmen sein.

Zielgruppe und Nachfrage

Wie schon in Punkt 1 beschrieben, wird es in Zukunft immer mehr alte und immer weniger junge Menschen geben. Die Senioren werden somit zukünftig für den Anbieter eine sehr lukrative Klientel darstellen. Hierbei wird sich die Zielgruppe der alten Menschen die aufgrund zunehmender Pflegebedürftigkeit auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen sind und dabei rund um die Uhr betreut und gepflegt werden müssen, auch in den nächsten 20 Jahren nicht verändern. Allerdings ist zu erwarten, dass sich aufgrund gesellschaftlicher, familiärer und wirtschaftlicher Veränderungen in dieser Generation neue Zielgruppen herauskristallisieren werden, die ihren Lebensabend unter bestimmten Voraussetzungen in einer Alteneinrichtung verleben werden. Diese Annahme ist von folgenden Aspekten geleitet: a) Der gesellschaftliche und familiäre Aspekt: In unserer Gesellschaft gibt es immer mehr Einzel- und Scheidungskinder. Zudem ist es mittlerweile normal, dass in Familien beide Ehepartner berufstätig sind. Hierdurch haben sich die familiären Strukturen grundlegend verändert. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist ein anderes und es ist nicht mehr selbstverständlich seine Eltern bzw. Angehörigen in ihrer häuslichen Umgebung zu betreuen und zu pflegen. Hinzu kommt, dass aufgrund des Einsatzes immer modernerer Kommunikationssysteme der persönliche Kontakt unter den Menschen leidet und an Wert verliert. Aus diesem Grund wird es immer mehr Senioren geben die alleine leben, aber in einer Zeit aufgewachsen sind, in der das Wort Gemeinschaft noch groß geschrieben wurde. Man denke an dieser Stelle an die sechziger Jahre. Diese Menschen werden bereit sein den Schritt in eine Senioreneinrichtung zu gehen. b) Der finanzielle Aspekt Viele der zukünftigen Senioren hatten in ihrem Leben die Möglichkeit einen akademischen Abschluss zu erwerben und sich somit eine gute berufliche Grundlage zu schaffen. Diesen Menschen war es möglich – Weitsicht und beruflichen Erfolg vorausgesetzt – für eine Versorgung im Alter finanziell vorzusorgen. Hinzu kommt, dass es sich um eine Erbengeneration handelt. Es ist demnach abzusehen, dass es in Zukunft immer mehr wohlhabende Senioren geben wird, die in der Lage und bereit sein werden, ein Leben im Alter nach ihren Vorstellungen zu finanzieren. Auf der anderen Seite ist die Annahme zu berücksichtigen, dass reiche Menschen immer reicher werden, und arme Menschen immer ärmer. Es wird also auch noch viele Senioren geben, die finanziell nicht so gut gestellt, und somit auf eine staatliche Unterstützung angewiesen sind. Auch diesen Menschen muss in Zukunft ein auf ihre Gewohnheiten und Bedürfnisse angepasstes Leben im Alter ermöglicht werden. Nicht zuletzt aufgrund der gesellschaftlich demographischen Prognosen ist zu erwarten, dass die Nachfrage im Bereich der Altenpflege in den nächsten Jahrzehnten stark ansteigen wird. Man geht davon aus, dass die Zahl der Pflegebedürftigen in stationären Altenpflegeeinrichtungen bis ins Jahr 2020 von derzeit circa 2 Millionen auf circa 3 Millionen ansteigen wird (vergl. Wittmann, 2001).


Das Leistungsangebot

Wie schon in Punkt 4.2 beschrieben, wird es zukünftig einerseits immer mehr vermögende alte Menschen geben, die bereit sein werden ein auf sie zugeschnittenes Leistungsangebot privat zu finanzieren und andererseits auch viele Senioren die nicht so gut gestellt sind, denen aber trotzdem ein ansprechendes Leben in einer Senioreneinrichtung ermöglicht werden muss. Es wird aus Sicht des Unternehmers die Herausforderung sein, durch neue, innovative Konzepte und Leistungsangebote diese Zielgruppen gleichermaßen anzusprechen. Zudem ist bei der Gestaltung von Leistungsangeboten zu bedenken, dass diese Menschen in der Nachkriegszeit aufgewachsen sind und somit ganz andere Bedürfnisse, Ansprüche und Gewohnheiten haben als Senioren, die heutzutage in Pflegeheimen wohnen. Hier sind zum Beispiel die Bereiche Technik, Freizeitgestaltung, Wohnumfeld und Ernährung zu nennen. Generell wird es für das Unternehmen darum gehen, klassische Dienstleistungen durch vielfältige Serviceangebote, die den Wünschen eines sich verändernden Marktes angepasst sind, zu erweitern. Weiter darf es nicht mehr so sein, dass sich die Betroffenen dem Angebot der Einrichtung anpassen. Es muss vielmehr umgekehrt sein: Das Leistungsangebot muss sich dem Menschen anpassen. Der Kunde muss also die Möglichkeit erhalten, seine Lebensform individuell zu bestimmen. a) Das Wohnumfeld Zukünftig werden alte Menschen zwar nicht alleine leben wollen, aber das herkömmliche Stationsleben in einem Altenheim ablehnen. Menschen, die es sich finanziell leisten können, werden es bevorzugen zum Beispiel mit Freunden in einer Hausgemeinschaft zu leben. Für Menschen, die finanziell nicht so gut gestellt und auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, würde es sich anbieten, große Stationen, die man heutzutage in Altenheimen vorfindet, in kleinere Bereiche mit eigenständigen Wohngemeinschaften zu gliedern. Diese Konzepte werden in den Niederlanden und in Frankreich bereits heute in die Praxis umgesetzt. Man hat die Erfahrung gemacht, dass hierdurch die Eigenständigkeit, das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Lebensqualität gesteigert werden. Aus unternehmerischer Sicht ist nun zu überlegen, wie man diese beiden Konzepte parallel umsetzen kann. Es wäre beispielsweise die Form eines Wohnparks vorstellbar (zum Beispiel nach dem Vorbild Niederländischer Center Parks). Bei dieser Idee würde es ein zentrales Hauptgebäude geben, in dem zum einen die Unternehmensführung und Verwaltung ihre Räumlichkeiten haben und zum anderen teilautonome Pflegeeinheiten vorzufinden sind, in denen pflegebedürftige und/oder demente Senioren in Wohngemeinschaften leben. Außerdem könnten in diesem Hauptgebäude weitere Serviceangebote, wie zum Beispiel Friseursalon, Massagesalon, Schwimmhalle, Gastronomiebereiche und Veranstaltungsräume untergebracht sein. Die Unternehmensführung könnte als Anbieter von diesem zentralen Punkt aus das gesamte Leistungsangebot steuern. Um das zentrale Gebäude herum würden großflächig behindertengerecht gebaute, kleine Häuser in unterschiedlichen Größen errichtet werden, in denen zum Beispiel Ehepaare oder Freunde eigenständig in einer Hausgemeinschaft leben und alle weiteren Leistungen, auf die im weiteren noch eingegangen wird, nach individuellen Wünschen vom Anbieter beziehen könnten. Sowohl in Wohn- als auch in Hausgemeinschaften leben 6 – 10 alte Menschen. Jeder Bewohner hat sein eigenes Zimmer mit Diele, Duschbad und WC. Diese Privaträume können nach den individuellen Vorlieben der Bewohner mit eigenem Mobiliar ausgestattet werden. Mittelpunkt dieser Wohnkonzepte ist ein großzügiger gemeinschaftlicher Wohn- und Essbereich mit offener Küche. Außerdem gibt es einen Abstellraum für Pflegeutensilien und Hilfsmittel sowie einen Hauswirtschaftsraum für die Wäscheversorgung. Die Häuser des Wohnparks verfügen über zusätzliche Außenbereiche, wie zum Beispiel eine Terrasse oder einen Garten. Generell sollten alle Wohnbereiche über Anschlüsse für sämtliche elektronische Medien verfügen also Telefon, Internet und Kabelfernsehen. Damit die Senioren in dieser Form des Wohnumfelds alle Serviceangebote, die im Haupthaus angesiedelt sind, gleichermaßen erreichen können, muss der Anbieter gerade für die Bewohner der umliegenden Häuser eine gute Infrastruktur schaffen. Zum Beispiel in Form eines kleinen Shuttlebusses, der regelmäßig feste Haltestellen im Wohnpark anfährt und so dem Kunden, dem es zum Beispiel aus eigener Kraft nicht mehr möglich ist, einen einfachen und schnellen Zugang zu allen Leistungsbereichen ermöglicht. Anmerkung: Ein solches Modell sollte keine übergroßen Dimensionen annehmen. Daher sollten um das Hauptgebäude maximal 15 kleinere Häuser angesiedelt sein. Um zu verhindern, dass sich ein solcher Wohnpark zu einem reinen „Seniorenstadtteil“ entwickelt, bietet es sich zum Beispiel an, einen Kindergarten zu integrieren. Hierdurch würde die Verbindung zwischen den Generationen erhalten bleiben. b) Die Hauswirtschaft Die Mahlzeiten werden in Zukunft nicht von einer Großküche zubereitet, sondern in der eigenen Küche der jeweiligen Wohn- bzw. Hausgemeinschaft. Die Bewohner können sich je nach ihren Möglichkeiten und Interessen am Kochen beteiligen, und werden dabei von einer Hauswirtschaftskraft unterstützt. Die benötigten Zutaten können die Bewohner in einem Lebensmittellager, welches sich im Hauptgebäude befindet, „einkaufen“. Wenn Bewohner, die in den umliegenden Wohnhäusern des Parks leben, nicht mehr selber kochen können oder möchten und auch nicht die Anwesenheit einer behilflichen Hauswirtschaftskraft wünschen, können diese sich mit Essen auf Rädern versorgen lassen. Dieses Angebot kann ebenfalls vom zentralen Hauptgebäude gesteuert werden. Es ist zum Beispiel vorstellbar, dass die Bewohner aus ihrem Haus über das Medium Internet einen Wochenspeiseplan erstellen und diesen an die zuständige Stelle schicken. Die Zubereitung der Speisen könnte in einer hierfür vorgesehenen Küche im Hauptgebäude erfolgen. Andererseits ist es auch vorstellbar, dass das Unternehmen mit einem Anbieter aus dem Sektor „Essen auf Rädern“ kooperiert, der dann sowohl die Zubereitung als auch die Verteilung der Speisen übernimmt. Durch eine solche Maßnahme könnte das Unternehmen Mitarbeiter und Kosten einsparen. Auch die Versorgung der Wäsche und die Reinigung der Wohnräume kann von den Bewohnern mit Hilfe einer Hauswirtschaftskraft vorgenommen werden, oder durch zusätzliche Angebote des Unternehmens, wie zum Beispiel Raumpflegekräfte oder eine hauseigene Wäscherei geleistet werden. Auch in diesen Bereichen besteht aus Sicht des Unternehmens die Möglichkeit der Kooperation mit externen Anbietern. c) Pflege und Betreuung Das Motto der Zukunft wird in diesem Bereich folgendes sein: „Soviel Normalität und Eigenverantwortung wie möglich, so viel Pflege und Betreuung wie nötig.“ Hierdurch sollen die Selbstbestimmung und die Selbständigkeit der Bewohner erhalten bleiben. Die Betreuung der Bewohner in stationären Wohngemeinschaften wird durch eine Präsenzkraft, die keine examinierte Pflegekraft ist, geleistet. Diese sollte eine lebenserfahrene Hauswirtschafterin sein, die rund um die Uhr anwesend ist und gemeinsam mit den älteren Menschen den Alltag bewältigt. Die umliegenden Hausgemeinschaften hingegen bewältigen ihren Alltag selbständig, und können sich bei Bedarf eine Haushälterin anstellen, die auch als kontinuierliche Ansprechpartnerin für die Bewohner fungiert. In beiden Wohnformen wird in schwerwiegenden Fällen Pflege von außen geholt. Sie erfolgt also durch einen ambulanten Dienst. Dieser könnte seinen Stützpunkt im Hauptgebäude haben und von dort aus zum einen die stationären Wohnbereiche versorgen, und zum anderen, je nach Größe des Geländes, die Hausgemeinschaften mit Autos ansteuern. Genauso sollten bei Bedarf auch andere Berufsgruppen, wie Physiotherapeuten, Logopäden oder Ergotherapeuten, die ihren Stützpunkt ebenfalls im Hauptgebäude des Wohnparks haben, hinzugezogen werden können. Prinzipiell wird es in Zukunft erforderlich sein, über eine Ausstattung zu verfügen, die es ermöglicht, auch Menschen mit besonderer Pflegebedürftigkeit, wie zum Beispiel beatmungspflichtige Bewohner, zu versorgen. Ziel muss es außerdem sein, dass ein Mensch bei zunehmender Pflegebedürftigkeit nicht aus der Haus- bzw. Wohngemeinschaft auf eine Pflegestation ziehen muss. Der Wohnort muss auch Pflegeort sein. d) Veranstaltungen und Freizeitgestaltung Gerade im Bereich der Freizeitgestaltung muss sich das Unternehmen Altenpflegeeinrichtung zukünftig durch ein vielfältiges Leistungsangebot, welches auf die Klientel zugeschnitten sein muss, auszeichnen. Der Kunde muss die Möglichkeit haben, seine Freizeit selber und nach eigenen Bedürfnissen zu gestalten. Das komplette Angebot sollte von einer zentralen Stelle, die in diesem Fall im Hauptgebäude des Wohnparks ihren Sitz hat, gesteuert werden. Der Kunde hat die Möglichkeit aus dem Gesamtangebot die ihn ansprechenden Leistungen einzukaufen. Aufgrund moderner Kommunikationsmedien wird es möglich sein, dass den Bewohnern der Hausgemeinschaften das Leistungsspektrum über das Internet präsentiert wird und sie die Möglichkeit haben, Angebote auf diesem Weg auch zu buchen. Leistungen in diesem Bereich könnten zum Beispiel sein: Benutzung des Wellnessbereichs, Wassergymnastik, Filmabende, Vorträge, Theater- und Museumsbesuche. Allerdings wird es in Zukunft wichtig sein dem Kunden nicht nur die Möglichkeit des Konsumierens zu geben, sondern auch Gelegenheiten selber etwas zu produzieren. Hierzu sollte der Anbieter die Schaffenskraft und das Wissen der alten Menschen nutzen. Dies kann zum Beispiel durch handwerkliche Angebote, Diskussionsabende, Projektwochen, Theatergruppen etc. geschehen. Anmerkung: Neben frei wählbaren Leistungsangeboten, die zusätzlich vom Kunden finanziert werden müssen, muss es auch kostenlose Angebote, wie zum Beispiel regelmäßige Gymnastik, Gedächtnistraining oder Einkaufsfahrten, für finanziell eingeschränkte Bewohner geben. Die Organisation von Veranstaltungen, wie zum Beispiel Feste zu den jeweiligen Jahreszeiten, wird in Zukunft einen anderen Stellenwert haben. So wird zum Beispiel die Veranstaltung eines gemeinschaftlichen Weihnachtsfestes für alle Bewohner nicht mehr erwünscht sein, da der Kunde solche Festlichkeiten nach seinen eigenen Vorstellungen ausrichten möchte. Dies wird durch das Konzept der Wohn- und Hausgemeinschaften auch möglich sein. Jede Wohngruppe könnte solche Feiern nach eigenen Gewohnheiten und Wünschen mit der Unterstützung der betreuenden Hauswirtschaftskraft organisieren. Aufgabe des Unternehmens wird es sein, Strukturen anzubieten, die den Senioren die Ausrichtung ermöglicht und vereinfacht. Wenn die Gemeinschaft zum Beispiel den Wunsch hat, zum Weihnachtsfest die klassische Pute als Festmahl zu servieren, müssen die entsprechenden Zutaten verfügbar sein. Dies kann zum Beispiel durch eine frühzeitige Bestellung seitens der Bewohner gewährleistet werden. Gleiches gilt für die Rahmenbedingungen solcher Feste. Besteht also der Wunsch nach einem Weihnachtsbaum, muss der Kunde die Möglichkeit haben, diesen entsprechend der eigenen Vorstellungen zu bestellen. Trotz solcher Entwicklungen wird es Großveranstaltungen, wie zum Beispiel Grillabende, auch zukünftig geben. Diese werden durch Kostenbeiträge des Kunden finanziert, der selbstverständlich die Möglichkeit haben muss über seine Teilnahme selber zu entscheiden. Solche Veranstaltungen könnten ebenfalls über das Internet angekündigt und auch hierüber vom Kunden gebucht werden. Anmerkung: In Punkto Leistungen wird sich der Anbieter in Zukunft vor allem durch den Preis, das Wohnumfeld und die Vielfalt des Angebots von Mitbewerbern abgrenzen können.


Die Unternehmensphilosophie

Entsprechend neuer Leistungsstrukturen muss auch die Philosophie des Unternehmens weiterentwickelt werden. Es wird grundsätzlich zwar auch in Zukunft darum gehen, dem Kunden ein sicheres und geborgenes Wohnumfeld zu bieten und gleichzeitig den Menschen als ganze Persönlichkeit mit all seinen Eigenschaften und Bedürfnissen zu achten, es werden aber einige, wesentliche Aspekte hinzukommen. Dem Menschen wird mehr Eigenverantwortung und Selbstbestimmung zugesprochen werden müssen. Dem Kunden sollte es nicht nur möglich sein, eine Wohnform zu wählen, die seinen Bedürfnissen und finanziellen Ressourcen entspricht, sondern er besitzt durch ein vielfältiges Leistungsangebot auch alle Möglichkeiten besitzen, sein tägliches Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Außerdem wird durch neue Formen der Architektur und Wohnstruktur ein privates Umfeld gewährleistet, welches familienähnliches Zusammengehörigkeitsgefühl in den Wohngruppen erzeugen soll. Im Falle der Pflegebedürftigkeit ist der individuell eingerichtete Wohnort des Menschen auch Pflegeort. Generell gilt hierbei das Motto: „So viel Normalität und Eigenverantwortung wie möglich, so viel Betreuung und Pflege wie nötig“. Insgesamt genießt der Kunde in der Pflegeeinrichtung der Zukunft mehr Intimität, mehr Individualität, mehr Selbstbestimmung und mehr Schutz. Menschliche Verantwortung setzt wirtschaftliches Handeln voraus. Daher muss für eine Altenpflegeeinrichtung auch und gerade zukünftig neben den Fürsorgepflichten ein modernes Management selbstverständlich sein.

Die Marketingstrategie

In Zukunft wird es beim Aufbau des Unternehmens Altenpflegeeinrichtung noch wichtiger werden, einen guten Standort zu wählen und, basierend auf den Bedürfnissen der angesprochenen Zielgruppe ein vielfältiges Angebot an Leistungen zu entwickeln. Nur auf diesem Weg wird das Unternehmen sich am Markt platzieren und von anderen Wettbewerbern abgrenzen können, um die eigenen wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Um sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren, müssen ein Logo und ein Slogan, welche die Philosophie des Unternehmens repräsentieren, entwickelt werden. Diese müssen der Zeit angepasst und wesentlich spritziger sein als heutzutage. Es muss hierüber erreicht werden, dass sich der Kunde nicht nur in Notlagen für den Umzug in die Alteneinrichtung entscheidet, sondern das Unternehmen als Servicebetrieb ansieht, welcher ein attraktiveres Leben im Alter ermöglicht und in dem es sich auch bei völliger Selbständigkeit lohnt zu leben. Um das Unternehmen bekannt zu machen, bietet sich auch in Zukunft die Öffentlichkeitsarbeit an. Hier zum Beispiel durch eine große Eröffnungsfeier, Tage der offenen Tür und jährliche Sommerfeste. Zeitungsberichte und Werbeanzeigen in der regionalen und möglicherweise auch überregionalen Presse werden ebenfalls erforderlich sein. Gerade Werbeanzeigen sollten nicht nur in der regionalen Zeitung, in Ärzte- oder Apothekenblättern zu finden sein, sondern beispielsweise auch in Lifestyle – oder Wohn – Magazinen. Hierdurch könnte verhindert werden, dass das Unternehmen als Einrichtung für Kranke gesehen wird. Die Attraktivität des Leistungsangebots würde in den Vordergrund gestellt werden. Weiter wird es wichtig sein, vermehrt elektronische Medien zu nutzen. Hier sind vor allem das Internet und das Fernsehen zu nennen. Der Kunde der Zukunft ist mit diesen Medien aufgewachsen, und dementsprechend im Umgang mit diesen geübt. Über das Internet besteht die Möglichkeit, eine breite Masse anzusprechen, und dieser das gesamte Leistungsspektrum des Unternehmens vorzustellen. Der Internetauftritt muss spritzig, modern und funktional gestaltet sein. Zum Beispiel sollten Werbeclips zum Download angeboten werden, damit sich der Interessent auch einen Eindruck in bewegten Bildern machen kann. Weiter sollte die Webseite mit vielen Bildern versehen sein, so dass ein besserer Eindruck zum Beispiel des Wohnumfelds vermittelt wird. Der Internetauftritt sollte aber nicht nur eine reine Werbeplattform sein, sondern auch Möglichkeiten zur Kommunikation bieten. Es wird zum Beispiel sinnvoll sein vermehrt Online – Formulare anzubieten, über die das Unternehmen direkt kontaktiert werden kann. Diese würden sich zum Beispiel für Fragen zum Leistungsangebot oder zur direkten Buchung von Leistungen anbieten. Im Fernsehen ist es wiederum vorstellbar, dass das Unternehmen mit kleinen Werbefilmen für sich wirbt. In Zeiten des privaten Fernsehens sind Werbeblöcke Normalität. Die Menschen die in 20 Jahren vom Unternehmen Alteneinrichtung angesprochen werden, sind diese Fernsehkultur gewohnt, und werden sie auch in Zukunft akzeptieren. Über Werbefilme könnte demnach die Zielgruppe überregional und in einer breiten Massen erreicht werden. Diese Idee bietet sich vor allem für bundesweite Unternehmensketten an.


Das Pflegepersonal

Aufgrund gesetzlicher bzw. politischer Bestimmungen und eines zunehmenden pflegewissenschaftlichen Inputs wird der gesellschaftliche Anspruch an die Qualität der Altenpflege zukünftig steigen. Daher wird die Pflegefachkraft zukünftig in der Lage sein müssen, den Pflegeprozess zu steuern, Mitarbeiter und Auszubildende anzuleiten und zu supervidieren. Sie muss fähig sein, die Qualität der Dienstleistung und die Zufriedenheit der verschiedenen Kundengruppen zu überprüfen und zu messen. Außerdem übernimmt sie komplizierte Pflegesituationen selber, wobei hier nicht primär Behandlungspflegen gemeint sind, selber und entscheidet basierend auf ihrer Fachlichkenntnis, welche Bewohner ihre fachliche und persönliche Begleitung benötigen. Des Weiteren muss die Pflegefachkraft der Zukunft selbstbewusst, kommunikativ und konfliktfähig sein und auch ohne selbst Leitung zu sein, gut organisieren und mit Zeit umgehen können (vergl. Kämmer, 2000). Der Arbeitgeber muss der Pflegefachkraft zukünftig vermehrt die Möglichkeit geben, sich über Fachtagungen, Seminare und Vorträge fortzubilden. Außerdem muss sie Zugang zu Fachzeitschriften und aktuellen wissenschaftlichen Fachbüchern haben, um neueste Erkenntnisse in ihre tägliche Arbeit einbeziehen zu können. In Zukunft sollte es selbstverständlich sein, dass Pflegende die Möglichkeit haben direkt vor Ort wichtige Informationen, zum Beispiel in besonderen Problemsituationen, über Internetrecherchen einzuholen. Diese Informationsquellen müssen vorhanden sein, damit die Pflegefachkraft in der Lage ist zwischen wünschenswerter, nachfrageorientierter und fachlich notwendiger Pflege zu unterscheiden und die entsprechenden Aspekte situativ miteinander zu verknüpfen. Hierbei wird sie auch in Zukunft von einem Team aus engagierten Pflegehelfern und Auszubildenden unterstützt. Anmerkung: Wie schon in Punkt 4.3 beschrieben wird im Konzept der Haus- und Wohngemeinschaften Pflege nur bei Bedarf hinzugezogen. Die Betreuung der Bewohner vor Ort wird von Präsenzkräften und ehrenamtlichen Betreuungskräften übernommen.


Resümee

Es ist sicher, dass sich aufgrund gesellschaftlicher und demographischer Entwicklungen der Anspruch an die Altenpflegeeinrichtungen in Deutschland in den nächsten 20 Jahren erheblich verändern wird. Aus diesem Grund fördert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Modellprogramms „Altenhilfestrukturen der Zukunft“ bundesweit 20 Projekte. In diesen stellt sich das Konzept der Wohn- und Hausgemeinschaften als das wohl Zukunftsweisenste dar. Gerade der Wohn- und Häuslichkeitsaspekt ist einer der wesentlichen Punkte in den Diskussionen über die Entwicklung der Altenpflegeeinrichtungen in den nächsten Jahren. Allerdings stellen gesetzliche Bestimmungen enorme Hindernisse bei der Entwicklung zukunftsweisender Konzepte dar. Zum Beispiel ist die Präsenzkraft in Form einer betreuenden Hauswirtschaftskraft in einer Wohn- oder Hausgemeinschaft in Deutschland zurzeit undenkbar. Auch das gemeinsame Kochen würde nur schwer mit geltenden Lebensmittelhygiene- und Brandschutzbestimmungen vereinbar sein. An diesem Punkt ist der Gesetzgeber gefragt, zukunftsweisenden Versorgungsmodellen den Weg zu ebnen. Besonders Klie (Professor für öffentliches Recht und Verwaltung) fordert die Festschreibung einer „Experimentierklausel“ im SGB XI. Mit der so genannten „Erprobungsregelung“ - § 25a des Heimgesetzes - ist man dieser Forderung einen Schritt näher gekommen. Diese besagt, dass auf Antrag die Mindestanforderung an Heime unter bestimmten Voraussetzungen gelockert werden können (vergl. Peuser, 2002) Aus unternehmerischer Sicht gilt es die Herausforderung anzunehmen, und die gegenwärtigen Unternehmensstrukturen zu überdenken, um sie in Zukunft den sich verändernden Ansprüchen der Gesellschaft anzupassen.


Literaturverzeichnis

  • Arend, S. (2002): Die vierte Generation. In Altenpflege 5/2002, S. 51 – 53
  • Burbaum, J. (2001): Die Wiederkehr des Alltags. In: Altenheim 5/2001, S. 21 – 24
  • Dunkel, W,; Maurer, S.; Neubauer, P. (2001): Im Prinzip: Ja! Ein Jahr Hausgemeinschaften in Dießen. In: Altenheim 10/2001, S. 22 – 25
  • Kämmer, K. (2000): Weitblick und Mut. In: Altenpflege 1/2000, S. 24 – 27
  • Michel-Fabian, F. (2002): Heime können mehr. In: Altenheim 12/2002, S. 38 – 40
  • Nolte, K. (2003): Zahlen lügen nicht. In: Altenpflege 5/2003, S. 24 – 25
  • Olfert, K.; Rahn, H. (1999): Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, Kiehl
  • Peuser, K. (2002): Alternative mit Perspektive. In: Altenpflege 5/2002, S. 44 – 47
  • Plümpe, J. (2002): Verzicht auf Heime? Provokation zur Entwicklung von neuen Konzepten. In: Altenheim 5/2002, S. 48 - 52
  • Skoda, K. (2000): Kein Grund zum Fürchten. In: Altenpflege 4/2000, S. 19
  • Wittmann, F. (2001): Wohin wächst der Markt? Die Zukunft der stationären Einrichtungen In: Altenheim 12/2001, S. 16 – 20


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