Hystroskopie

Aus Familienwortschatz
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Hysteroskopie = Gebärmutterspieglung (aus dem Griechischen: hystera=Gebärmutter, skopein=sehen)

Definition Hysteroskopie oder Gebärmutterspiegelung ist die Bezeichnung für eine Methode, bei welcher die Gebärmutterhöhle mit speziellen optischen Instrumenten entweder über das Auge eingesehen oder über einen Bildschirm direkt sichtbar gemacht wird. Diese Technik wird zur Abklärung fraglicher Erkrankungen der Gebärmutterhöhle eingesetzt (diagnostische Hysteroskopie) und ermöglicht auch Operationen innerhalb der Gebärmutter (operative Hysteroskopie).

Diagnostische Hysteroskopie

Die diagnostische Hysteroskopie gilt heute als Methode der Wahl zur Abklärung von krankhaften Veränderungen der Gebärmutterhöhle. Durch die technischen Entwicklungen der letzten Jahre ist es heute möglich, die Innenseite bzw. den Hohlraum der Gebärmutter (Cavum uteri) optisch darzustellen und so unter direkter Sicht zu untersuchen. Es handelt sich demnach um die einzige Untersuchungsmethode, bei welcher die Gebärmutterhöhle direkt sichtbar gemacht wird, und aus diesem Grund gilt die Hysteroskopie als exakteste und genaueste Untersuchungsmehtode ihrer Art. Die diagnostische Präzision ist wesentlich höher als bei der "blinden" Curettage, welche heute ohne begleitende diagnostische Hysteroskopie nicht mehr durchgeführt werden sollte. Auch gegenüber dem Ultraschall erweist sich die Hysteroskopie als überlegene Methode, wenn es um Veränderungen in der Gebärmutterhöhle geht. Vom geübten Arzt kann die diagnostische Hysteropskopie auch ambulant ohne Narkose durchgeführt werden.

Die Körperposition ist grundsätzlich die gleiche wie beim Frauenarzt und wie beim Krebsabstrich wird ein sog. Speculum in die Scheide eingeführt. Die Scheide wird mit einer warmen Desinfektionslösung ausgewaschen und manchmal muß der Gebärmutterhals etwas aufgedehnt (dilatiert) werden. Anschließend wird ein 3-5 mm dünner Lichtstab - das Hysteroskop - über die Scheide in die Gebärmutterhöhle eingeführt. Dieser Hohlraum ist normalerweise ein nicht entfalteter, dreizipfeliger Spaltraum und muß - um überhaupt erst inspiziert werden zu können - entweder mit einem Gas (Kohlendioxid) oder einer Flüssigkeit (sterile Kochsalzlösung) aufgedehnt und entfaltet werden. Das Hysteroskop ist über eine Video-Kamera mit einem Bildschirm verbunden, auf welchem die Innenseite der Gebärmutter vergrößert dargestellt wird. Jetzt kann der Arzt die Innenauskleidung der Gebärmutter (Gebärmutterschleimhaut oder Endometrium) und die Abgänge der Eileiter betrachten, wobei Veränderungen wie Myome oder Polypen, die als bekannte Ursachen für Blutungsbeschwerden gelten, sofort erkannt und lokalisiert werden.

Oft wird mit einem kleinen scharfen Löffel eine Gewebeprobe (Biopsie) der Gebärmutterschleimhaut entnommen, die dann von einem Spezialisten unter dem Mikroskop untersucht wird. Mit speziellen Mikroinstrumenten können punktgenaue Gewebsproben von kleinsten verdächtigen Läsionen entnommen werden; dies ermöglicht nicht selten die Früherkennung bösartiger Veränderungen, wie etwa eines Gebärmutterkrebses (Endometriumkarzinom). Damit hat die diagnostische Hysteroskopie auch die Funktion einer Krebsfrüherkennung!

Im Rahmen der diagnostischen Hysteroskopie können auch kleine Polypen abgetragen oder verlegte Spiralen entfernt werden.

Die Hysteroskopie ist eine einfache Untersuchung, dauert nicht länger als 5 Minuten und kann in 98% der Fälle auch ambulant durchgeführt werden. Dies erspart den Frauen eine Narkose und einen stationären Krankenhausaufenthalt. Vor allem bei Frauen die noch nicht geboren haben oder bei älteren Patientinnen empfehlen wir zur örtlichen Schmerzausschaltung manchmal eine Lokalanästhesie in Form eines Sprays (die Anwendung ist völlig schmerzfei!). Die Patientin kann die gesamte Untersuchung am Bildschirm verfolgen und das Ergebnis wird sofort mitgeteilt.

Die diagnostische Hysteroskopie wird bei folgenden Beschwerden bzw. Fragestellungen eingesetzt:

  • Alle Formen von Blutungsstörungen, wie:

Starke Regelblutung, Verlängerte Regelblutung, Unregelmäßige Regelblutung, Schmerzhafte Regelblutung und Blutungen nach den Wechseljahren.

  • Sterilitätsprobleme und Kinderwunsch
  • Auffällige Ultraschallbefunde
  • Verlegte Spiralen
  • Verdacht auf Mißbildungen der Gebärmutter


Operative Hysteroskopie

Die Hysteroskopie gilt als älteste endoskopische Technik in der Medizin, war doch die Entdeckung und Inspektion des Ortes der Entstehung menschlichen Lebens schon immer von höchstem Interesse. Der Siegeszug der Methode ist allerdings erst aufgrund der rasanten technischen Entwicklung auf dem Geräte- und Instrumentensektor möglich geworden und so kann man heute nicht nur abklären und inspizieren, sondern die diagnostizierte Erkrankung auch intrauterin, dh. direkt in der Gebärmutter operieren.

Grundsätzlich gibt es 5 Schwerpunkte in der operativen Hysteroskopie:

Alle Operationen werden in Vollnarkose durchgeführt und dauern je nach Größe der Läsion und Art der Operation zwischen 10 und 45 Minuten. Die Operationen werden über die Scheide als natürlichen Zugang in die Gebärmutterhöhle durchgeführt und daher werden äußere Operationswunden und Nähte vermieden. Der Eingriff ist nur minimal belastend und die meisten Patientinnen sind noch am Tag der Operation vollständig mobil und weitgehend schmerzfrei. Fast alle Patientinnen können das Krankenhaus am ersten Tag nach der Operation verlassen und sind einige Tage später wieder arbeitsfähig.

Das zu all diesen Operationen verwendete Instrument heißt Resektoskop. Dabei handelt es sich um eine doppelläufiges Schaftsystem, welches auf eine Lichstab aufgesetzt wird und in welchem über ein Führungssystem die sog.Operationselektrode (eine dünne Schneideschlinge, Nadel oder Kugel) über einen Handgriff in horizontaler Richtung einige Zentimeter nach vor und rückwärts bewegt werden kann. Als Energiequelle zum Schneiden oder Verkochen des Gewebes verwenden wir elektrischen Strom. Das Myom oder der Polyp wird in cm-langen Streifen sukzessive herausgeschnitten. Da die gesamte Operation unter direkter Sicht erfolgt, kann die komplette Entfernung unmittelbar überprüft werden. Die entfernten Gewebsschnitzel werden vom Spezialisten unter dem Mikroskop untersucht (histologische Untersuchung).

Bestimmte angeborene Fehlbildungen der Gebärmutter führen häufig zu wiederholten Fehlgeburten und sind damit ursächlich für einen unerfüllten Kinderwunsch verantwortlich. Dabei handelt es sich zumeist um bindegewebige, vertikale Gewebsformationen die die Gebärmutterhöhle wie Trennwände in zwei Teile unterteilen. Diese Veränderungen können im Rahmen der operativen Hysteroskopie hervorragend korrigiert werden, allerdings muß dabei aus Sicherheitsgründen immer auch eine Laparoskopie durchgeführt werden.

Die sog. Endometrium-Ablation nimmt auf dem Gebiet der operativen Hysteroskopie eine herausragende Sonderstellung ein. Als Endometrium bezeichnet man die Gebärmutterschleimhaut und diese wird bei der Endometrium-Ablation unter Sicht entfernt oder zerstört. Diese Operationsmethode wird bei schweren Blutungsstörungen eingesetzt, welche auf keine medikamentöse Therapie ansprechen (sog. therapieresistente Blutungsstörung).

Zum besseren Verständnis der Bedeutung dieser Technik sei vorausgeschickt, dass bei etwa 60% der Patientinnen mit schweren Blutungsstörungen innerhalb eines Zeitraumes von 5 Jahren die Gebärmutter entfernt wird und dass sich aber nur in der Hälfte dieser Fälle tatsächlich krankhafte Veränderungen an der Gebärmutter nachweisen lassen. Dies bedeutet, dass es bei 50% aller Frauen keinen organisch faßbaren Befund gibt, der eine Gebärmutterentfernung (Hysterektomie) rechtfertigen würde ! Diese Patientinnen haben üblicherweise einen langen Leidensweg hinter sich, da meistens schon einige erfolglose Curettagen (mechanische Ausschabung der Gebärmutterschleimhaut in Vollnarkose) stattgefunden haben, ehe in letzter Konsequenz eine totale Hysterektomie durchgeführt wurde.

Mit der Hysteroskopie hat man heute eine Methode an der Hand, mit welcher genau diese Situation vermieden werden kann. Bei Patientinnen mit Blutungsstörungen sollte neben der Ultraschalluntersuchung immer auch eine diagnostische Hysteroskopie durchgeführt werden. Finden sich dabei keine krankhaften Veränderungen, so steht die Diagnose einer sog. dysfunktionellen Blutung fest. Wenn die anschließende Hormontherapie zu keiner Besserung der Blutungssymptomatik führt, so ergibt sich damit die typische Indikation zur Endometrium-Ablation. Voraussetzung für diese Operation ist ein abgeschlossener Kinderwunsch. Nach der oben beschriebenen Technik wird dabei die Gebärmutterschleimhaut bis tief an die angrenzende Muskelschicht entfernt. Grundsätzlich ist eine Schwangerschaft nach dieser Operation nicht ausgeschlossen, allerdings aufgrund der nunmehr fehlenden Gebärmutterschleimhaut mehr als unwahrscheinlich. Um die Operation technisch leichter und rascher zu gestalten und um eine komplette Entfernung des Endometriums zu gewährleisten empfehlen wir eine ein- bis zweimonatige hormonelle Vorbehandlung.

Die Belastung für die Patientin ist gering, der Krankenhausaufenthalt beträgt nur 1-2 Tage und - vielleicht der wichtigste Punkt in einer Zeit der zunehmend aufgeklärten und durch Beruf und/oder Familie doppelt belasteten Frau - die Gebärmutter bleibt erhalten. Nicht zuletzt ist das auch das eigentliche Ziel aller Eingriffe in der operativen Hysteroskopie: Beschwerdefreiheit bei gleichzeitigem Organerhalt und minimaler Belastung für die Patientin.




Bilder vom Normalbefund einer Hysteroskopie

Bilder von krankhaften Befunde einer Hysteroskopie

weitere Informationen zur Hysteroskopie



Quellen: Frauenarzt Dr. Köhler endofem.at