Milieugestaltung
Durch die Milieugestaltung in der psychiatrischen Pflege sollen die individuumsbezogenen Maßnahmen auf die Umgebung und das ganze Kollektiv bezogen werden. Sie ist eine interdisziplinäre Aufgabe.
Definition:
Durch bewusste Milieugestaltung werden Umgebungsfaktoren gezielt eingesetzt, welche eine positive Wirkung auf die Entwicklung psychischer Störungen haben. Die wichtigsten Prinzipien beruhen zum Teil auf sehr alte Erfahrungen, zum Teil auf neueren Untersuchungen über negative Auswirkungen früherer Anstaltsmilieus. Die wichtigsten positiv wirksamen Milieufaktoren sind:
- eine dezentralisierte Verteilung der Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbefugnisse.
- die Klarheit der Programme, der Rollen und der Führung sowie
- eine dichte und intensive Kommunikation und Interaktion zwischen Personal und Patienten.
Der Umsetzung milieutherapeutischer Grundsätze dienen üblicherweise Wochenplänen mit den regelmäßigen Aktivitäten, eine Vielzahl von verschiedenen Gruppenaktivitäten, regelmässige Stationsversammlungen und die Gestaltung des Gemeinschaftslebens. Im Sinne Lernen am Modell sind die Haltung sowie der Kommunikations- und Arbeitsstil des Teams entscheidene Milieufaktoren.
Einleitung:
Durch eine bewusste Milieugestaltung werden Umgebungsfaktoren gezielt eingesetzt. Milieugestaltung ist meist eine Ergänzung zu individuumsbezogenen Maßnahmen und richtet sich an ganze Kollektive. Obwohl Milieugestaltung eine interdisziplinäre Angelegenheit ist, gilt sie als traditionelle Aufgabe der psychiatrischen Pflege und in einigen Einrichtungen stellt sie die Hauptaufgabe der Pflege dar.
Bereits im 18. und 19. Jahrhundert gab es therapeutische Konzepte in der Psychiatrie, in denen das Behandlungsmilieus, die Umgebungsgestaltung, die Beschäftigung und das Gemeinschaftsleben eine wesentliche Bedeutung hatten (moralische Behandlung). In der Pflege (und Medizin) war Florence Nightingale einer der ersten, die den Einfluss von Umweltmerkmalen (Licht, Luft, etc.) als wesentliche Heilungsfaktoren entdeckte und die Sorge für eine gesundheitsförderliche Umgebung als zentrale Aufgabe der Pflege definierte.
Prinzipien der Milieugstaltung nach Gunderson(1978):
Prinzip-------------------> Kriterium
- Kontrolle -------------->Äusserer Rahmen, Sicherheit, Grundbedürfnisse, medizinische Betreuung, etc.
- Unterstützung---------->persönliche Bedürfnisse, Ermutigung, Zuwendung, Anleitung, Beratung, etc.
- Strukturierung--------->Programme, Information, Wochenpläne, Behandlungsvereinbarungen, Haushalt, Stationsordnung, etc.
- Engagement--------------->Gruppen, Versammlungen, Patientenmitentscheidung, -mitverantwortung, etc.
Prinzipien der Milieugestaltung nach Maxwell Jones:
- Förderung der offenen Kommunikation - Soziales lernen - Leben in der Gemeinschaft - Partizipation
- Volarisierung---------->Individuelle Therapie, Rückzugsmöglichkeiten, etc.
Unterschiedliche Milieutypen:
Erfahrungen mit unterschiedlichen milieutherapeutischen Konzepten haben gezeigt, dass es nicht ein therapeutisches Milieu gibt, sondern dass für verschiedene Patientengruppen verschiedenartige Milieutypen sinnvoll sind.
- Strukturierendes Mliieu für Notfall-, Kriseninterventionsstationen (Triage)
- Equilibrierendes Milieu für akute Aufnahmestationen, Tageskliniken, (Patienten mit hohem Aktivitätsniveau)
- Animierendes Milieu für Rehabilitationsstationen, Übergangsheime, (subakute oder chronische Patienten mit eher tiefen Aktivitätsniveau)
- Reflektierendes Milieu für Psychotherapie-Stationen oder Tageskliniken.
- Betreuendes Milieu für gerontopsychiatrische Stationen, Langzeitabteilungen, geschützte Wohnheime (psychoorganische, geistig Behinderte, psychisch schwerst Behinderte)
Literatur:
- Lehrbuch Psychiatrische Pflege von Sauter, Abderhalden, Needham, Wolff 2., durchgesehende und ergänzte Auflage 2006 ISBN 3-456-84273-2
- Praktische Psychiatrische Pflege von Schädle-Deininger, Villinger 1996 ISBN 3-88414-182-1