Nahrungsmittelunverträglichkeit

Aus Familienwortschatz
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 Definitionen nach ICD:
  *E70-E90     - Stoffwechselstörungen:
    *E73       - Laktoseintoleranz
      *E73.0   - Angeborener Laktasemangel
      *E73.1   - Sekundärer Laktasemangel
      *E73.8   - Sonstige Laktoseintoleranz
      *E73.9   - Laktoseintoleranz, nicht näher bezeichnet 
    *E74.1     - Störungen des Fruktosestoffwechsels (Fruktose-1,6-diphosphatase-Mangel, Hereditäre Fruktoseintoleranz)
    *E74.2     - Störungen des Galaktosestoffwechsels (Galaktosokinasemangel, Galaktosämie)
    *E74.3     - Sonstige Störungen der intestinalen Kohlenhydratabsorption (Glukose-Galaktose-Malabsorption, Saccharasemangel)
  *K90-K93     - Sonstige Krankheiten des Verdauungssystems:
    *K90.0     - Zöliakie
      *K90.1   - Tropische Sprue
      *K90.4   - Malabsorption durch Intoleranz, anderenorts nicht klassifiziert (Inkl.: Malabsorption durch Intoleranz
                 gegenüber Eiweiß, Fett, Kohlenhydrat, Stärke)
      *K90.9   - Intestinale Malabsorption, nicht näher bezeichnet
  *L20-L30     - Dermatitis und Ekzem:
    *L27.2     - Dermatitis durch aufgenommene Nahrungsmittel
  *T66-T78     - Sonstige und nicht näher bezeichnete Schäden durch äußere Ursachen:
    *T78.0     - Anaphylaktischer Schock durch Nahrungsmittelunverträglichkeit
    *T78.1     - Sonstige Nahrungsmittelunverträglichkeit, anderenorts nicht klassifiziert

Beschreibung

Bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit (NMU), auch Nahrungsmittelintoleranz (NMI) genannt, handelt es sich nicht um Allergien. Vielmehr ist der Körper nicht in der Lage, den jeweils mit der Nahrung zugeführten Stoff zu verarbeiten, weil er einen Mangel an passenden Enzymen (Abbaustoffen) hat bzw. davon überhaupt keine vorhanden sind, oder aber die Produktion dieser Enzyme gehemmt/unmöglich ist.

NMU-Arten

Zu den bekannten NMUen gehören

Reaktionen auf NMUen

Reaktionen bei vorliegender Unverträglichkeit/Allergie (nach [1]) umfassen folgendes:

  • toxische Reaktionen: Lebensmittelvergiftungen
  • nicht-toxische Reaktionen
    • nicht-immunologische Reaktionen
      • enzymatische Intoleranzen
      • pharmakologische Intoleranzen
      • Intoleranzen auf Nahrungsmittelzusatzstoffe
    • immunologische Reaktionen

Streng genommen erfasst der Begriff und insbesondere die synonym gebrauchte Bezeichnung Nahrungsmittelintoleranz nur Unverträglichkeitsreaktionen ohne toxischen und / oder allergischen Hintergrund.[2][3][4] Der oft fälschlich gebrauchte Begriff "Allergie" beschreibt also einen ganz anderen Vorgang im Körper.

weitere Unverträglichkeiten

Einige Substanzen in Nahrungsmitteln sind pharmakologisch aktiv und können durch den Verzehr Symptome der NMU hervorrufen bzw. den Abbau des Enzyms hemmen (relative Intoleranz). Dies ist zum Beispiel der Fall bei Histaminintoleranz durch

   * Biogene Amine (Tryptamin in Tomaten, Phenylethylamin in Schokolade, Tyramin in reifem Käse und Schokolade, Serotonin in Bananen und Nüssen)
   * Glutamate (Glutamatunverträglichkeit)
   * Koffein (z. B. in Kaffee, Tee, Energydrinks)
   * Alkohol

Eine weitere Gruppe der Unverträglichkeiten sind Pseudoallergieen gegen bestimmte Nahrungsmittel, hervorgerufen durch in ihnen enthaltene Zusatzstoffe, welche die Mastzellen des Körpers aktivieren und degranulieren; zum Beispiel

   * Lektine (enthalten z. B. in Erdbeeren)
   * Salicylate in Äpfeln oder Aprikosen, aber auch die in Schmerzmitteln verwendete Acetylsalicylsäure
   * Konservierungsstoffe (z. B. Benzoesäure )
   * Säuerungsmittel (z. B. Zitronensäure, Essigsäure)
   * bestimmte Medikamente (siehe dazu Intoleranz (Medizin))
   * Farbstoffe (z. B. Tartrazin),
   * Emulgatoren (z. B. Lecithin),
   * Sulfite

Dies ist vor allem bei Histaminintoleranz der Fall.

Therapie

Eine wirksame Therapie solcher Unverträglichkeiten besteht in erster Linie aus dem Meiden der unverträglichen Lebensmittel. In einigen Fällen können Hilfspräparate eingenommen werden (z.B, Laktase oder Antihistaminika), sie können aber eine entsprechende Diät nicht ersetzen. In Krankenhäusern werden bei der heute üblichen leichten Vollkost (oder gastroenteorologischen Basisdiät) die Lebensmittel weggelassen, bei denen mindestens 10% der Kranken Beschwerden haben, ausgehend von [5]. Man ist also beim Krankenhausbesuch nicht vor Reaktionen aufgrund seiner Unverträglichkeit gefeit, hat aber gute Chancen, den schlimmsten Auslösern von Reaktionen zu entgehen.

Literatur

  • Fritsch: 11.10.2 Pathogenese und Systematik von Nahrungsmittelunverträglichkeit. In: Dermatologie, Venerologie: Grundlagen, Klinik, Atlas, S.227ff, 2. Auflage; Springer 2004. ISBN 3540003320

Quellen

  1. Bruijnzeel-Koomen C, Ortolani C, Aas K, Bindslev-Jensen C, Björkstén B, Moneret-Vautrin D, Wüthrich B.: Adverse reactions to food. European Academy of Allergology and Clinical Immunology Subcommittee. In: Allergy 1995 Aug;50(8):623-35. PMID PMID 7503398
  2. Pschyrembel klinisches Wörterbuch, 261. neu bearb. Aufl. September 2007, ISBN 978-3-11-018534-8
  3. Classen, Diehl, Kochsiek: 14.4.3 Nahrungsmittelunverträglichkeiten In: Innere Medizin, S.1198, 5. Auflage; Urban & Fischer-Verlag München 2006. ISBN 3-437-44405-0
  4. Koop, Beckh: 4.21 Nahrungsmittelunverträglichkeit, Nahrungsmittelallergie In: Gastroenterologie Compact, S.146; Georg Thieme Verlag 2002. ISBN 3131263113
  5. Deutsche Rentenversicherung Bund: Ernährungsmedizin und Diätetik in Rehabilitationseinrichtungen

Kategorie

Gastroenterologie

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