Pflegeassessment

Aus Familienwortschatz
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Pflegeassessment ist die Anwendung allgemeiner Assessment-Strategien in der Pflege. Hier geht es konkret um das "Messen", "Einschätzen" und "Bewerten" von pflegebezogenen oder pflegerelevanten Zuständen. Diese Zuordnung folgt nach bestimmten Regeln. Innerhalb der Pflege wurde der Assessment-Begriff 1996 im Rahmen der Pflegeversicherung als Wort und auch als Thema eingeführt. Diese "geeignete" Zuordnung kann sich aufgrund der besonderen Expertise der Pflegeperson ergeben oder durch weitgehend objektive Messinstrumente.


Definition

Assessment = aus dem Englischen für Einschätzen, die Bemessung, die Beurteilung, die Bewertung, Einschätzung oder Abschätzung. Gelegentlich findet sich die falsche Schreibweise Assessement (existiert auch nicht im Frz.).
  • (pflegerelevant): Instrumente, Verfahren,... die den Gesundheitszustand eines Patienten erfassen
  • (Bartholomeyczik) grenzt die Definition jedoch ein, nach ihr: ein systematisches Einschätzen eines Gesundheitszustandes...
  • (Reuschenbach) plädiert für eine Arbeitsdefinition des Begriffes, der Raum für Änderungen läßt. Demnach ist Pflegeassessment die Einschätzung pflegerelevanter Variablen und Phänomene zum Zweck der Bewertung und/oder der nachfolgenden Handlungsinitiierung"

Einsatz

Der Einsatz solcher Instrumente (Skalen, Screeningmethoden) ist in allen Phasen des Pflegeprozesses möglich.

  • Bei der ersten Pflegeanamnese kann der Zustand des Patienten oder des Patienten mittels strukturierter Assessmentinstrumente überprüft werden. Der Einsatz solcher Instrumente muss aber durch ein ganzheitliches Urteil ergänzt werden, hierzu dient das Anamnesegespräch und auch die Beobachtung.
  • Bei der Planung von Maßnahmen kann für die Häufigkeit und die Art der Maßnahmen ein Assessment herangezogen werden. Beispielsweise bestimmt die Höhe des Dekubitusrisikos die Intensität und Häufigkeit der Prophylaxen.
  • Zur Prüfung der Effektivität der Maßnahmen können ebenfalls Assessment-Instrumente dienen. Waren die Maßnahmen auch erfolgreich?

Assessment-Verfahren sollten also dynamisch in den Pflegeprozess integriert werden.

Da die Messungen von Veränderungen besonders in der Forschung wichtig ist (Stichwort: Outcome-Variablen), kommen diese dort besonders oft zum Einsatz. Assessments werden daher auch besonders häufig zur Operationalisierung in der Pflegeforschung verwendet. Opertionalisierung meint nichts anderes, als die Überführung eines Phänomens oder einer Variablen in einen Zahlenwert.

Assessments für bestimmte Pflegephänomene

Zu fast allen pflegerelevanten Aspekten liegen inzwischen Assessment-Instrumente vor. Die Anzahl der pflegebezogenen Verfahren liegt sicherlich bei weit tausend, es fehlt jedoch an deutschen Adaptation, die dann entsprechenden übersetzt, normiert und validiert werden müssen. Zur Zeit domieren in Deutschland folgende Assessments: Dekubitusrisikoskalen, Messung der Pflegeabhängigkeit und des funktionellen Status, Schmerz und Messung des kognitiven Status, z.B. bei Dementen. Die angloamerikanische Literatur zeigt hingegen eine Fülle anderer Einsatzbereiche, die in Deutschland bisher kaum zur Kenntnis genommen wurden (siehe Literatur):

  • Messung der Belastung bei Inkontinenz
  • Messung der Übelkeit
  • Messung der postoperativen Ängstlichkeit
  • Messung des Obstipationsrisikos etc.
  • Messung der Müdigkeit "fatigue"

Die liegt auch daran, dass die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten in anderen Ländern meist andere sind. In den USA ist dies auch Aufgabe von Pflegeexperten.Speziell in der Altenpflege macht der Einsatz des MMST Sinn, da hier konzentriert und geballt Demenzpatienten versorgt werden. Siehe hierzu auch: Pflegediagnostik

Voraussetzungen

Die Entwicklung und der Einsatz von Pflegeassessment-Instrumenten ist an bestimmte Vorraussetzungen gebunden: Für die Entwicklung:

  • Forschungskompetenz
  • Wissen um das Pflegephänomen aus der Praxis und der Theorie
  • Relevanz für die Praxis
  • Nachweis der Brauchbarkeit anhand der Gütekriterien und weitere Faktoren, wie ökonomischer Wert, Aufwand etc.

Für die Anwendung:

  • Einsehen der Notwendigkeit des Einsatzes im Pflegeteam
  • Experten, die Instrumente bewerten können
  • Assessments müssen durch "hermeneutisches Fallverstehen" ergänzt werden.

siehe auch

Literatur

Bücher

  • Bernd Reuschenbach & Cornelia Mahler. (in Vorbereitung). Handbuch pflegebezogener Assessment-Methoden. Erscheint als Hardcover-Standardwerk im Huber-Verlag.
  • Sabine Bartholomeyczik, Margarete Halek (2005): Assessmentinstrumente in der Pflege, ISBN 3899931149
  • Margarete Halek: Wie misst man Pflegebedürftigkeit ?, 2003 Schlütersche, ISBN 3-87706-735-2
  • Georges Evers: 'Professionelle Selbstpflege, 2002 Huber Verlag, ISBN 3-456-83302-4
      • die ersten Kapitel über Assessmentinstrumente, S.36 ff
  • Rubinstein LZ (1990) Assessment Instruments. In: Merck Manual of Geriatrics (1990) Dort verschiedene Beispiele! Das Manual ist auch online. http://www.msd.de/msdmanual/home.html


Zeitschriften

  • Mayer et al (2004) Qualitätskriterien von Assessmentinstrumenten, in: Pflege 1/2004, S.36-46
  • Dirk Hunstein (2004): Der Pflege die Pflege zurückgeben. Pflegeassessment als Grundlage für Begründung und Transparenz der Pflege, in: Pflege Aktuell 2004;58(1):20-24
  • Sabine Bartholomeyczik, Dirk Hunstein et al. (2006): Standardisierte Assessmentinstrumente - Möglichkeiten und Grenzen. In: PrInterNet 05/2006:315-317 (Download hier)

Weblinks

  • Eine umfassende praxisrelevante und wissenschaftliche fundierte Einführung in Definitionen, Gütekriterien und Rahmenbedingungen des Pflegeassessment bietet die Seite http://www.pflegeassessment.de.
  • Ein Beispiel für ein Assessmentinstrument, das gezielt zur Unterstützung des Pflegeprozesses sowie zur Steuerung differenzierender Instrumente entwickelt wird, findet man unter http://www.epa-online.info