Pflegeexpertin nach Benner

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Patricia Benner

Patricia Benner studierte klinische Krankenpflege, um das Wissen, welches in der Pflegepraxis enthalten ist, zu entdecken und zu beschreiben d. h. das Wissen, welches während einer Praxisdisziplin zusammengekommen ist, um den Unterschied zwischen praktischen und theoretischem Wissen zu schildern. Eine der ersten theoretischen Unterscheidungen, die Benner machte, bezog sich auf die Theorie selbst. Benner behauptete, dass Wissensentwicklung in einer Praxisdisziplin aus der Erweiterung des praktischen Wissens (Know-how), durch auf Theorie basierende wissenschaftliche Untersuchungen und durch Beschreibung des vorhandenen "Know-how's" besteht, welches durch klinische Erfahrungen in der Praxis dieser Disziplin entwickelt wurde. Benner stellte fest, dass das praktische Wissen über die Theorie hinausgehen oder Vorläufer von wissenschaftlichen Formeln sein kann. Die Krankenpflege muß die Wissensgrundlage ihrer Praxis entfalten und durch wissenschaftliche Untersuchungen und Beobachtungen anfangen, das Know-how des klinischen Wissens zu dokumentieren und zu entwickeln.

Benners Suche nach einer Theorie des Lernens

Benner versuchte eher, das wachsende klinische Wissen aufzuzeigen, als einen typischen Tag einer Krankenschwester zu beschreiben. Benners Erklärung der Pflegepraxis geht über eine regide Anwendung von Regeln und Theorien hinaus und basiert statt dessen auf vernünftigem Verhalten, das den Forderungen der gegebenen Situation entspricht. Die Fähigkeiten, die sie durch die Pflegeerfahrung erworben haben, und das wahrnehmende Bewußtsein, das Pflegeexperten als Entscheidungsträger aus der Gestalt einer Situation heraus entwickeln, führt sie dazu, ihren Ahnungen zu folgen, wenn sie nach Erklärungen für die kleinen beobachteten Veränderungen bei den Patienten suchen. Wenn die Krankenschwester Erfahrungen macht, wird das klinische Wissen zu einer Mischung aus praktischem und theoretischem Wissen. Die Sachkenntnisse entwickeln sich in dem Maße, in dem die Pflegenden auf Prinzipien basierende Erwartungen in der aktuellen Situation testen und modifizieren. Benner teilt die Meinung von Heideggess: den Mensch als selbstinterpretierndes Wesen, das durch Interesse, Tätigkeiten und Lebenserfahrungen definiert wird. Menschen sind immer befindlich, d. h. in dem Kontext bedeutungsvoll engagiert, wo sie sind. Menschen kommen in Situationen mit einem Verständnis des Selbst in der Welt. Heideggens nannte dieses Wissen, das entsteht, wenn man in einer Situation involviert ist, praktisches Wissen. Benner und Wrubel behaupten, dass fachliches Geschick, welches durch unsere verkörperte Intelligenz ermöglicht wird, lange Zeit niedriger als intellektuelle, reflektierte Tätigkeit eingestuft wurde.

Benners Anwendung des Dreyfus-Modells

Benner und Kramer untersuchten die Unterschiede zwischen Krankenschwestern, die in Spezialabteilungen, und solchen, die in normalen Krankenhausstationen arbeiteten. 1974 und 1975 war sie Forschungsberaterin für eine Tätigkeitsstudie, in der die Nützlichkeit und die Produktivität des Pflegepersonals ermittelt wurde. Von 1978 bis 1981 war sie Autorin und Projektleiterin einer mit Bundesmittel finanzierten Studie. Als Ergebnis dieser Forschung wurden "From Novice to Expert" veröffentlicht. Benner und Wrubel haben den Hintergrund dieser Studie weiter erklärt und entwickelt in dem Buch "The Primacy of Caring: Stress and Coping in Health and Ilness", als eine interpretative Theorie der Pflegepraxis, die sich damit beschäftigt den Patienten zu helfen, mit der Belastung des krankseins fertig zu werden.

Das Primat der Pflege bezieht sich auf folgende drei Punkte:

  1. Auf Erzeugung sowohl von Belastungen als auch von Bewältigung in der gelebten Erfahrung von Gesundheit und Krankheit.
  2. Auf die befähigende Bedingungen der Pflegetätigkeit (eigentlich jeder Tätigkeit).
  3. Auf die Art und Weise, wie die Pflegetätigkeit die auf einer solchen Einführung basiert, dem Ausgang der Krankheit positiv beeinflussen kann.

Dreyfus-Modell

Das Dreyfus-Modell bezieht sich auf Situationen und beschreibt fünf Ebenen des Erwerbs und der Entwicklung von Fähigkeiten:

  1. Ebene des Anfängers,
  2. Ebene des fortgeschritten Anfänger,
  3. Ebene der fachlichen Kompetenz,
  4. Ebene der Erfahrung und
  5. Ebene des Experten.

Diese Ebenen repräsentiern Veränderungen bei der Ausübung von Fähigkeiten,

  • so vollzieht sich eine Bewegung weg von Vertrauen auf abstrakte Prinzipien der Anfängerebene hin zur Anwendung von vergangenen Erfahrungen.
  • Eine zweite Veränderung beim Lernenden erfolgt in der Wahrnehmung der Situation von einer Sammlung einzelner relevanter Teile zum Sehen des Ganzen mit mehr oder weniger deutlich herausragenden Aspekten.
  • Die dritte Veränderung betrifft den zuerst gleichgültigen außenstehenden Beobachter, der zu einem Teilnehmer wird, welcher sich mit der Situation beschäftigt. Das Leistungsniveau kann nur durch unwillkürliche Gültigkeitserklärungen von Experten beurteilt und durch Einschätzung der Ergebnisse der Situation bestimmt werden.


Übertragung des Dreyfus- Modells

Das Dreyfus- Modell bezieht sich auf Situationen und beschreibt fünf Ebenen des Erwerbs und der Entwicklung von Fähigkeiten:

  1. Ebene des Anfängers,
  2. des fortgeschritten Anfänger,
  3. der fachlichen Kompetenz,
  4. der Erfahrung und
  5. des Experten.

Diese Ebenen repräsentieren Veränderungen bei der Ausübung von Fähigkeiten, so vollzieht sich eine Bewegung weg von Vertrauen auf abstrakte Prinzipien der Anfängerebene hin zur Anwendung von vergangenen Erfahrungen. Eine zweite Veränderung beim Lernenden erfolgt in der Wahrnehmung der Situation von einer Sammlung einzelner relevanter Teile zum Sehen des Ganzen mit mehr oder weniger deutlich herausragenden Aspekten. Die dritte Veränderung betrifft den zuerst gleichgültigen außenstehenden Beobachter, der zu einem Teilnehmer wird, welcher sich mit der Situation beschäftigt. Das Leistungsniveau kann nur durch unwillkürliche Gültigkeitserklärungen von Experten beurteilt und durch Einschätzung der Ergebnisse der Situation bestimmt werden.

Das Dreyfus- Modell des Fähigkeitserwerbs wurde als Ergebnis einer Untersuchung an Piloten in Notsituationen sowie an Schachspielern entwickelt. Als Benner dieses Modell auf die Pflege anwendete, schrieb sie, dass fachmännische Pflege eine gesunde Ausbildungsgrundlage erfordert, die eine sichere und schnelle, auf Erfahrung begründete Fähigkeitsaneignung erlaubt. Fähigkeit und fachmännische Tätigkeit, wie sie von Benner definiert sind, bedeuten fachmännische Pflegeinterventionen und klinisches Urteilsvermögen in tatsächlichen klinischen Situationen.

Aus Fähigkeiten, die aus aktuellen Praxissituationen stammen, wurden sieben Gebiete induktiv auf der Grundlage der Ähnlichkeit der Funktionen und Absicht abgeleitet.

  1. Helferrolle;
  2. Lehrer- Trainer- Funktion;
  3. Diagnostische und Patientenüberwachungs- Funktion;
  4. Effektives Management von schnell sich ändernden Situationen;
  5. Verabreichung und Überwachung therapeutischer Interventionen und Behandlungen;
  6. Überwachung und Einhaltung der Qualität der Pflegetätigkeiten;
  7. Organisatorische und arbeitstechnische Fähigkeiten.


Ebenen der Pflegekompetenz

Neuling

Im Anfängerstadium des Fähigkeitserwerbs vom Dreyfus- Modell gibt es keinen Hintergrund des Verstehens, sondern kontextfreie Regeln und Attribute sind für eine sichere Tätigkeit in dieser Situation erforderlich. Benner erwähnte, dass es für eine promovierende Krankenschwester ungewöhnlich sei, wenn sie eine Anfängerin wäre. Sie hat die Möglichkeit beschrieben, dass eine Krankenschwester, die auf dem einen Tätigkeitsgebiet Fachfrau ist, auf dem anderen eine Anfängerin sein kann. Studenten die im ersten Jahr ihrer Pflegeausbildung sind, können auf der Anfängerebene beginnen, aber dieser Ausdruck sollte nicht für gerade absolvierte Krankenschwestern verwendet werden, die in den meisten Fällen auf der Ebene der fortgeschrittenen Anfänger tätig werden.

fortgeschrittene Anfängerin

Das Stadium der fortgeschrittenen Anfänger entwickelt sich in dem Dreyfus- Modell, wenn man Mindestleistungen erbringt, genügend reale Situationsbewältigung hat oder von einem Mentor die bedeutsamen Komponenten der Situation gezeigt bekommen hat. Der fortgeschrittene Anfänger hat genug Erfahrung , um die Aspekte der Situation zu erfahren. Im Gegensatz zu Attributen und Merkmalen können Aspekte nicht vollständig konkretisiert werden, weil sie Erfahrungen erforderlich machen, die auf der Erkenntnis in Zusammenhang mit der Situation beruhen.

kompetente Pflegende

Das kompetente Stadium des Dreyfus- Modell wird durch starkes Bewußtsein und überlegte Planung gekennzeichnet, die bestimmen, welche Aspekte bei gegenwärtigen und zukünftigen Situationen wichtig sind und welche ignoriert werden können. In diesem Stadium gibt es ein gesteigertes Effizienzniveau.

erfahrene Pflegende

In diesem Erfahrungsstadium des Dreyfus- Modells nimmt der Handelnde die Situation als ganze wahr (das ganze Bild) statt in einzelnen Aspekten, und die Leistung wird durch Maxime bestimmt. Erfahrungsniveau ist qualitativ ein Sprung über das kompetente Stadium hinaus. Jetzt erkennt der Handelnde die bedeutsamen Aspekte und begreift intuitiv die Situation, was auf dem Verstehen des Hintergrunds basiert.

Pflegeexpertin

Eine Pflegekraft befindet sich auf der Ebene der Pflegeexpertin, wenn sie ein sogenanntes erfahrungsbasiertes fachsystematisches Vertiefungswissen erworben hat, welches sich durch die verantwortungsvolle Wahrnehmung von wenig strukturierten Aufgaben zeigt, die ein hohes Maß an Arbeitserfahrung und die Aneignung vertieften fachtheoretischen Wissens erfordern.Benner beschreibt die Pflegeexpertin als diejenige, welche intuitiv die Situation versteht und direkt auf den zentralen Bereich des Problems zugeht, ohne Betrachtungen an alternative Diagnosen und Lösungen zu verschwenden. Die fachlich hochstehende Krankenschwester ist in der Lage, dies aufgrund ihres enormen Erfahrungshintergrundes, der auf Paradigmafällen beruht, zu tun.

Literatur

Bücher:

  • Patricia Benner (1994): "Stufen zur Pflegekompetenz (from novice to expert)", Verlag Hans Huber, ISBN 3456823053
  • Patricia Benner; J. Wrubel (1989): "The Primacy of Caring: Stress and Coping in Health and Illness" Menlo Park; Addison Wesley Publishing (engl.)


Zeitschriften:

  • Zielke-Nadkarni, A. (2005): "Das Kompetenzentwicklungsmodell nach Benner als Grundlage von Wahrnehmungs- und Beobachtungsschulung", in: Unterricht Pflege (Zeitschrift) 5/2005, S.2

Siehe auch

Weblinks

www.pflegeexperte-wachkoma.de Fort- und Weiterbildungen für Menschen im Gesundheitswesen, Pflegeexpertenkurse: Beatmung-, Wachkoma-, Intenisvpflege