Plastination
Das Plastinat ist ein bestimmte Sorte haltbar gemachtes anatomisches Präparat, die Plastination das entsprechende Verfahren. Sie wurde im Anatomischen Institut der Universität Heidelberg von dem Arzt Gunther von Hagens (weiter-)entwickelt und für ihn patentiert. Die Methode, Zellflüssigkeit (= im Wesentlichen pures Wasser) unter einem Vakuum durch flüssigen Kunststoff zu ersetzen, ist im Prinzip eine schon viele Jahre in der Histologie bekannte Methode (aber auch in der Archäologie, z. B. beim Schiff Vasa). Das Verfahren von Gunter von Hagens machte die Plastination großer organischer Präparate möglich.
Plastinate können als flache Scheibe (wie Schnitte in der Grafik oder Gerichtsmedizin) oder als dreidimensionales Präparat erstellt werden. Sie müssen dazu in mehreren Schritten aufbereitet werden, bei denen die natürliche Farbe zunächst verloren geht.
Der neu geschaffene Begriff hat den gleichen Ursprung wie Plastik in der Bildhauer-Kunst oder in der Chemie.
Ausstellung für interessiertes Publikum
Nach Körperwelten 2004 gab es zunächst zwei Versionen der Anatomieschau. Mittlerweile werden weltweit fünf Körperwelten-Ausstellungen der Organisation G. v. Hagens gezeigt, wovon jede einem besonderen Themenschwerpunkt gewidmet ist. Die inwischen neu geschaffene und 2009 in Berlin zu sehende Ausstellung heißt Der Zyklus des Lebens. Darin werden u. a. folgende Ganzkörperplastinate ausgestellt:
- Balkenturnerin
- Breakdancer , auf dem Kopf rotierend
- Hochspringer
- Pirat und Steuermann
- Mann mit Renntierschlitten
- Saxophonspieler
- Schaukelnde Frau
- Sich häutende Frau
- Tänzer im Sprung
- Orang Utan (Menschenaffe)
- Themen von Objekten in thematisch aufgebauten Vitrinen sind:
- Verdauungstrakt
- Raucherlunge
Das Gesamt-Thema ist dabei der menschliche Körper im Lauf der Lebenszeit: wie er entsteht, reift und wächst, seine Gesundheit, physiologische Höhepunkte und schließlich das Schwächerwerden – die Palette reicht also von der Zeugung bis ins hohe Alter.
In Amerika und Europa sind gegenwärtig 18 bis 20 Anatomie-Ausstellungen auf Tournee und zu sehen. Bis auf die Ausstellung in Paris 2009 wurden sie nicht untersagt. In Paris wurde Ende April auf Antrag von zwei Vereinigungen durch einen französischen Einzelrichter die Schliessung von einer ähnlichen Ausstellung, Our body von Pascal Bernardin, angeordnet. Die Ausstellung hatte am 12. Februar begonnen. Für den Richter war der wissenschaftliche Charakter nur ein Vorwand und der Ort, den das Gesetz für Leichen vorsieht, sei ausschließlich der Friedhof (nach NZZ, vom 22. April 2009).
Weblinks
- Plastination nach G. v. Hagens
- Zur chemischen Seite des Verfahrens (bei www.bodiesrevealed.com, Roy Glover, engl.)
- 8 Fotos der Berliner Körperwelten-Ausstellung bei NZZ.ch .