Sprache im Beruf

Aus Familienwortschatz
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Wer einen wirksamen Text schreiben will, möchte etwas bewirken: Gefühle auslösen, andere überzeugen, informieren, begeistern, jemand veranlassen etwas zu tun oder zu unterlassen.


Wie sollte ein Text sein?

  • Sprachlich korrekt nach den Regeln der Grammatik und Rechtschreibung
  • Kurz und knapp, weil man die Zeit des Lesers nicht vergeuden sollte
  • Verständlich , weil sich der Leser sonst kein richtiges Bild machen kann
  • Anschaulich und lebendig, weil sich sonst der Leser langweilt und nicht weiter liest
  • Lesefreundlich sollten wir schreiben, mit klarer Gliederung: Kapitel, Abschnitte, Absätze sowie Unterstreichungen, Hervorhebungen usw.
  • Überflüssiges lässt man weg: Was der Leser schon weiß, was nicht von Interesse ist oder was sich aus dem Zusammenhang ergibt


Korrekt und knapp schreiben


Richtiges, grammatikalisch einwandfreies Deutsch zu schreiben lernt man schon in der Schule. Doch korrekt zu schreiben ist noch kein guter Stil.

„Will ein Unternehmen etwas erreichen, muss das, was erreicht werden soll, also die Unternehmensziele, denjenigen, die an ihrer Erreichung arbeiten, bekannt sein.“

Dieser Satz ist von der Grammatik her korrekt. Was der Schreiber ausdrücken wollte, ist sehr umständlich formuliert, mit zu vielen Worten und nicht ökonomisch. Das hätte man kürzer und zeitsparender schreiben können: „Die Mitarbeiter müssen die Unternehmensziele kennen.“

Eine knappe Ausdrucksweise steht im Gegensatz zu der Weitschweifigkeit. Knappheit bedeutet: Zeit sparen. Leser lieben die knappe Darstellung, weil es sich angenehm liest. Wir unterscheiden die sprachliche und sachliche Knappheit. Die sprachliche verkürzt den Ausdruck, die sachliche das, was ausgedrückt wird. Kurze Wörter und kurze Sätze erhöhen den Lesefluss.

Beispiel

Aus einem Arbeitsvertrag:

„Im Falle der Erkrankung muss vor Ablauf des dritten Tages eine Bescheinigung über die Dauer der Erkrankung vorgelegt werden.“

Das kann man knapper formulieren: „Wenn jemand krank ist, muss er in den ersten drei Tagen eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorlegen.“


Haben Sie ein gutes Sprachgefühl?

Wer ein gutes Sprachgefühl besitzt, der weiß intuitiv, was in einer Sprache richtig oder falsch ist. Intuition beruht auf Erfahrungswissen. Das gilt auch für das Sprachgefühl. Grammatik ist Wissen, Sprachgebrauch ist Erfahrung.

Das Sprachgefühl ist ein Bauchgefühl. Es ist umso ausgeprägter, je mehr Erfahrung jemand auf dem Gebiet (hier: Sprache) besitzt. Wie funktionieren Bauchentscheidungen überhaupt? Der Psychologe Gerd Gigerenzer, Leiter des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, beschäftigt sich seit zehn Jahren damit. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (25.8.07) meint er dazu: „Erst einmal sind sie (Bauchentscheidungen) blitzschnell im Bewusstsein. Man weiß, was zu tun ist, ohne die Gründe dafür zu kennen. Ihnen liegen aber nicht nur Erfahrung, sondern auch einfache Faustregeln zugrunde, etwa „Wähle, was du kennst, imitiere den Erfolgreichen, vertraue einem einzigen Grund und ignoriere alle anderen.“

Probieren Sie es. Bei jeder Frage ist nur eine Antwort richtig.


Frage 1

a) Auch wenn der Arbeitgeber den Mitarbeitern erlaubt, privat im Internet zu surfen, dürfen sie das nicht beliebig tun.

b) Auch die Gestattung (gemeint ist die Internetnutzung) ist kein Freibrief für unbeschränkte Privatnutzung am Arbeitslatz.

c) Auch wenn der Arbeitgeber die Privatnutzung des Internets gestattet, bedeutet dies noch lange keine uneingeschränkte Nutzung.


Frage 2: (Aus einem Bewerbungsschreiben)

a) Ich würde mich freuen, wenn Sie mich zu einem Gespräch einladen würden.

b) Ich freue mich, wenn Sie mich zu einem Gespräch einladen.

c) Über eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch würde ich mich freuen.


Frage 3: (Aus einem Arbeitszeugnis)

a) Die ihr übertragenen Aufgaben geht sie systematisch an und erlauben es ihr, die notwendigen Prioritäten zu setzen.

b) Sie arbeitet systematisch und setzt die notwendigen Prioritäten.

c) Sie arbeitet systematisch und macht das Wichtigste zuerst.


Frage 4:

a) Herr Müller nahm erfolgreich an einer Fortbildung für Stützverbände teil.

b) Herr Müller hat erfolgreich an einem Seminar zum Thema „Stützverbände“ teilgenommen.

c) Herr Müller hat an einem Weiterbildungsseminar für Stützverbände erfolgreich teilgenommen.


Frage 5: (Telefongespräch)

a) Ich rufe Sie zurück.

b) Ich rufe zurück.

c) Ich rufe Sie wieder an.


Frage 6:

a) Die Beschäftigten haben die Wahl zwischen attraktiven Weiterbildungsmöglichkeiten.

b) Die Beschäftigten können zwischen attraktiven Weiterbildungsmöglichkeiten wählen.

c) Die Beschäftigten haben attraktive Möglichkeiten, um sich weiterzubilden.


Frage 7:

a) Die Firma unterstützt ihre Mitarbeiter dabei, den Umgang mit neuen Medien noch besser für sich nutzen zu können.

b) Die Firma unterstützt die Beschäftigten dabei, den Umgang mit den neuen Medien noch besser zu nutzen.

c) Die Beschäftigten erfahren Unterstützung durch das Unternehmen, um die neuen Medien noch besser für sich nutzen zu können.


Frage 8:

a) Ich erinnere mich daran.

b) Ich erinnere das.

c) Das ist in meiner Erinnerung.


Frage 9:


a) Kurt Krause ist Anfang diesen Jahres zum Abteilungsleiter befördert worden.

b) Kurt Krause ist Anfang dieses Jahres zum Abteilungsleiter befördert worden.

c) Anfang diesen Jahres wurde Kurt Krause zum Abteilungsleiter befördert.


Frage 10:

a) In den ersten Wochen konnten wir nicht feststellen, dass er trank.

b) Die ersten Wochen war es ihm zu verschleiern gelungen, dass er trank.

c) In den ersten Wochen merkte niemand, dass er trinkt.


Lösungen „Sprachgefühl“:

1a Die Formulierung der Antwort b) stammt aus einem Kommentar eines Juristen zum Arbeitsgerichtsurteil über die Internetnutzung in Betrieben.

2c Der Genitiv kann auch mit „würde“ gebildet werden

3c Antwort b) ist nicht falsch, aber c) ist besser

4b Stützverbände kann man nicht schulen, bis jetzt jedenfalls noch nicht.

5c „Ich rufe Sie zurück“ ist die wortgetreue Übersetzung aus dem Englischen „I call you back“. Aber leider falsch.

6c Wer die Wahl hat, kann auch wählen. a + b ist doppelt gemoppelt (Modalverb)

7b Doppelung, wie 6)

8a Wörtliche Übersetzung von I remember that, aber kein Deutsch!

9b Genitiv

10c


Literatur

  • Langer / Schulz von Thun / Tausch: Sich verständlich ausdrücken, München 1999
  • List, Karl-Heinz: Verständlich schreiben lernen - Sprachtraining für Studenten, Absolventen und Berufsanfänger, München 2008, E-Book, ISBN 9783640165681[1]
  • List, Karl-Heinz: Einfach gut formulieren – Kurz, klar und korrekt schreiben, Nürnberg 2007
  • Reiners, Ludwig: Stilkunst, München 1991
  • Schneider, Wolf: Deutsch – Das Handbuch für attraktive Texte, Reinbek 2005