Triebtheorie

Aus Familienwortschatz
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Psychoanalytische Entwicklungstheorie von Sigmund Freud

Freud stellte die Behauptung auf, dass die menschliche Sexualität sich ab frühester Kindheit entwickle, und er teilte sie in entwicklungspsychologische Phasen ein:

• Die orale Phase findet im Säuglings -und Kleinkindsalter statt (etwa bis zum zweiten Lebensjahr). Sie stellt die primitivste Stufe der psychosexuellen Entwicklung dar, in der der Mund die primäre Quelle der Befriedigung ist. Hierbei wird das Urvertrauen aufgebaut (im besonderen Maße zur Mutter)

• Narzisstische Phase: Das Kind entdeckt den eigenen Körper und entwickelt dabei Lustgefühle (Autoerotismus). Dieses Verhalten ist die Urform der Selbstliebe (Narzissmus). Störungen in dieser Phase können im Erwachsenenalter zu Verminderung des Selbstvertrauens und der Selbstachtung führen. • In der analen Phase, die sich etwa vom zweiten bis zum dritten Lebensjahr vollzieht, erlangt das Kind zuerst durch das Ausscheiden von Exkrementen und anschließend durch deren Zurückhaltung Befriedigung. Abhängig von Kulturen können äußere Anforderungen in Konflikt zu diesen Bedürfnissen stehen, wodurch die Freude, die das Kind an dieser Stimulationszone empfindet, reguliert und unterdrückt wird. Diese Phase trägt zur Reinlichkeitserziehung, zum Erlernen des sozialen Miteinanders, zur Konfliktfähigkeit und zur späteren Über-Ich-Entwicklung bei.

• In der phallischen oder ödipalen Phase (griech., phallos: das männliche Glied), die etwa vom dritten bis zum fünften Lebensjahr stattfindet, richtet sich der Großteil der Aufmerksamkeit auf die Erforschung des eigenen Körpers, sowie das Anfassen und Stimulieren des Penis oder Klitoris. Da das Genitalorgan des Jungen sichtbar ist und jenes des Mädchens nicht, kann das Kind zu der Meinung kommen, das Mädchen habe das Seinige verloren oder es sein ihm geraubt worden. Die Psychoanalyse spricht in diesem Zusammenhang von einer Kastrationsangst beim Jungen, der Angst davor hat, dass auch ihm sein Penis abhanden kommen könnte. Das Mädchen das seine Penislosigkeit erkennt, kann glauben, dass es nun selber unvollständig und daher minderwertiger als der Junge sei. Das mit dieser Vorstellung verbundene Erlebnis der Enttäuschung bezeichnete Sigmund Freud als Penisneid. Die Triebwünsche äußern sich in der Regel im Begehren des gegengeschlechtlichen Elternteils. Aus diesem Begehren kann sich ein Konflikt ergeben, (den Sigmund Freud nach der Tragödie des Sophokles) Ödipus-Konflikt genannt hat. Das Kind identifiziert sich mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil, was zum Erwerb der jeweiligen Geschlechterrolle führt. Bei einem ungünstigen Verlauf der Entwicklung kann dieser Konflikt bestehen bleiben, was in der psychoanalytischen Literatur häufig Ödipus-Komplex genannt wird. Dies ist der Fall, wenn sich ein Kind bzw. der erwachsene Mensch von dem geliebten Elternteil nicht loslösen kann. Mögliche Folgen eines nicht überwundenen Ödipus-Konfliktes sind Nichtbejahung der eigenen Geschlechterrolle, Identifizierung mit dem anderen Geschlecht oder Liebesunfähigkeit.

• Latenzperiode (lat., latere: verborgen sein) vom fünften Lebensjahr bis zur Pubertät erfolgt in der die Befriedigung durch das Erlangen von Fähigkeiten und der Erkundung der Umwelt. Das Kind wird fähig, auf Lustbefriedigung zu verzichten, sie auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben oder in andere Energie, wie zum Beispiel in sachliches Interesse, "umzusetzen". Kulturelle Werte werden assimiliert (Lehrer, Nachbarn, Bekannte, Klubleiter, Trainer) und kognitive Fähigkeiten erworben. Die Schule und das Spielen mit Geschlechtsgenossen nimmt an Bedeutung zu, während Sexualität verdrängt wird. Sexuelle Energie wird zwar produziert, jedoch in soziale Beziehungen und in den Aufbau einer Abwehr gegen die Sexualität kanalisiert. • Die genitale Phase (Pubertät), etwa ab dem 12. Lebensjahr. Mit Beginn der Vorpubertät erwacht die Sexualität unter dem Einfluss der Geschlechtshormone zu neuer Macht. Allerdings tritt sie in eine weitere Funktion: sie dient nicht mehr nur der Lustbefriedigung, sondern auch der Fortpflanzung. War das Interesse des Kindes in den frühkindlichen Phasen noch mehr oder weniger selbstbezogen und das Sexualobjekt in der Familie zu suchen, so werden jetzt Sexualpartner außerhalb der Familie gewählt. Sexualität tritt in den Dienst der menschlichen Partnerschaft. Damit ist sie nicht mehr nur eine Funktion, die man für etwas einsetzen kann - zur Lustbefriedigung oder Kinderzeugung -, sondern eine wichtige Form sozialer Interaktion und Kommunikation.

Schlussfolgerungen

Nach Freud kann das Kind in der analen Phase in Konflikte geraten, je nachdem, wie von den Erziehern mit der Sauberkeitserziehung umgegangen wird. Ungelöste Probleme ließen daraus im späteren Erwachsenenleben einen so genannten "analen Charakter" werden, der durch Geiz, Pedanterie und übertriebenen Ordnungssinn gekennzeichnet sein soll. Freud revidierte seine Theorie der Triebe mehrfach Nochmals kurz gefasst verläuft die Triebentwicklung (Libido-Entwicklung) in drei Schritten

0 - 1 Jahre: Orale Phase 1 - 3 Jahre: Anale Phase 3 - 6 Jahre: Phallische Phase

Diese drei Phasen bezeichnen gleichzeitig drei Zentren der Triebentwicklung, der frühkindlichen Aufmerksamkeit und der frühkindlichen Sexualität. Die ersten beiden verschwinden nacheinander, bzw. gehen teilweise in die erwachsene Sexualität ein. Es war eins der großen Verdienste Freuds, zu erkennen, dass der Mensch von Geburt an ein sexuelles Wesen ist. (Kritik am Freudschen Persönlichkeitsmodell aus moderner Sicht Die Freudsche Triebtheorie wurde unter anderem von einer Gruppe von Psychoanalytikern kritisiert und revidiert, die später als Neo-Psychoanalytiker (Neopsychoanalyse) bezeichnet wurden. Die Neopsychoanalyse ist die Weiterentwicklung der Psychoanalyse von Sigmund Freud. Sie hat sich der Individualpsychologie angenähert und Konzepte von Alfred Adler integriert. Die Neo-Psychoanalytiker haben keine Schule gebildet. Jeder hatte eigene Theorien und Konzepte, die von bestimmten Grundideen Freuds abwichen.)


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