Validation - praktische Umsetzung

Aus Familienwortschatz
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Validation

Einleitung:

Validieren heißt, den Kontakt zur Welt der Verwirrten herstellen. Die Gefühle der Dementen ist der Wegpfeiler der Arbeit, denn dies ist der Spiegel ihrer Seele. Sie leben in ihrer eigenen Welt, nicht aber im jetzt und hier, sondern in ihrer Lebenssituation die sie festhalten und oft nicht zur Ruhe kommen lassen. Diese so offen gezeigten innersten Gefühle ist der Ansatz und Beginn der Arbeit, um den Dementen die Sehnsucht und die Vertrautheit, Geborgenheit zu vermitteln, damit sie ihren Weg zum inneren Frieden mit unserer angebotenen Hilfe finden können. Angst, Einsamkeit, Nutzlosigkeit abwerfen und loslassen können, um zu einem friedlichen Lebensende zu kommen. Wenn die Waage ausgeglichen ist und kein Ungleichgewicht im Fühlen u. Denken mehr besteht, wird der Verwirrte in Frieden leben können.

An oberster Stelle steht:

Die Würde des Menschen ist unantastbar bis zum Tode. Da dem verwirrten Menschen das kognitive Gedächtnis verloren geht und das emotionale bleibt, ist es wichtig, dass die eigenen Gefühle gegenüber dem Dementen echt sind. Sind sie das nicht, wird der Betroffene dies sofort spüren.

Wichtig ist beim Validieren eine gute Beobachtungsgabe zu besitzen. Der Validierende achtet auf:

    • Körperhaltung
    • Gestik / Mimik
    • Blickkontakt herstellen
    • nicht tadeln, nie widersprechen, nicht korrigieren
    • Zeit geben zu antworten
    • Geschlossene Fragen stellen
    • Kurze klare Sätze sprechen
    • Ruhig und freundlich sprechen

Verbale und Nonverbale Zuwendungen werden eingebracht:

  • Nonverbal durch das eigene Verhalten über Gestik und Mimik anzeigen
  • Verbal durch bedeutsame Sätze die der Verwirrte Mensch verstehen kann.


Zum Beispiel:

Bei autoritären Persönlichkeiten: Menschen die Angst haben ihre Autorität zu verlieren, zeigen sich oft durch sprachliche Dominanz ( Befehlston ) aber auch ein abwehrendes Verhalten bei Nähe und Berührung ( Körperpflege ) durch treten, beißen, spucken und schlagen. Diesen Menschen muss das Gefühl gegeben werden, dass ihnen die Autorität nicht genommen wird.


Durch nonverbale Zuwendung:

  • ich weiß wie weit ich gehen darf

Durch verbale Zuwendung:

  • Sie können die Distanz zwischen uns bestimmen
  • Sie entscheiden


Bei Menschen mit starken Gefühlsausbrüchen: ( Wut, Zorn )

Verbale Zuwendung:

  • Sie dürfen wütend und zornig sein, es ist in Ordnung, mir zu zeigen was sie fordern
  • Sie dürfen verärgert sein
  • Sie dürfen ihre Gefühle ausleben
  • Ich möchte sie nicht verletzten
  • Sie sind für mich liebenswert

In beiden Fällen muss das Team die Situation aushalten können, ohne dieses Verhalten persönlich zu nehmen, sondern sich nur auf die Situation beziehen. Dies hilft Spannungen abzubauen und Beziehungen aufzubauen.

Bei sensibel, verschlossenen und zurückgezogenen Menschen: Oft zu erkennen sind diese Menschen durch eine in sich gekehrte starre Körperhaltung. Deshalb brauchen sie körperliche Berührungen um dieses Gefühl wieder zurück zu geben oder es neu für sie zu schaffen .Besonders Berührungen mit kreisrunden Bewegungen im gesamten Rückenbereich helfen hier. Dies setzt voraus, dass das Verhalten des Pflegepersonals „emotional, echt, wertschätzend und einfühlsam“ sein muss.

Verbale Zuwendung:

  • Sie sind bei uns willkommen
  • Sie gehören hier her
  • Sie brauchen keine Angst zu haben
  • Weinen Sie wenn es ihnen gut tut, ich bin für sie da
  • Ich halte Sie


Den Mensch spiegeln, das heißt: Verhaltensmuster die der Mensch zeigt, wie durch einen Spiegel zurückzugeben, ohne den Mensch nachzuäffen.

Situationsbeispiel: Der Mensch schlägt ständig ein Buch auf den Tisch. Das Pflegepersonal übernimmt die Körperhaltung ( Gestik, Mimik ) und beginnt mit derselben Handlung. Durch das Spiegeln versucht das PP dem Betroffenen einen Denkprozess zu ermöglichen. Wichtig in diesem Fall:

  • keine Bewertung verbaler Art über die Situation
  • keine Kritik oder Ablenkung über die Situation
  • kein“ Verkennen der Situation“

All diese nonverbalen und verbalen Zuwendungen sollten ständig, immer wiederkehrend gesetzt werden, um den verwirrten Menschen zu erreichen. Denn jede Begegnung zählt und jeder wertschätzender Satz hat Bedeutung für den Menschen.


Dies erfordert vor allem:

  • Echtheit im Umgang mit dem Verwirrten
  • Kenntnisse der Krankheitsbilder und Biographie
  • Freude an der Arbeit mit Menschen mit Demenz
  • gute Teamfähigkeit und Beobachtungsgabe
  • keine Berührungsängste
  • bereit sein sich fort zu bilden
  • starke Belastbarkeit
  • Selbstkritikfähig sein
  • viel Ausdauer und Geduld und
  • das Konzept der Station mitzutragen.


Quelle: ( Autor ) Rolf Dietrich: Validatives feeling insight Skript

Beispiel aus der Praxis

Schwester S. möchte Herr M. duschen. Herr M. der dement ist, und sein Leben lang Metzger war, macht mit und kooperiert bis zum ausziehen der Unterhose. Herr M. wehrt sich mit den Worten 'Das geht doch nicht, ich kann mich hier nicht ausziehen!'. Also fragt die Schwester ihn schliesslich wo sie sich denn gerade befinden, worauf Herr M. antwortet dass sie doch in der Metzgerei sind wo er arbeitet.

Die Schwester validiert dies, indem sie verständnis zeigt und sagt, dass dies wohl wirklich keine gute Idee sei sich in der Metzgerei auszuziehen, und das Duschen auf einen anderen Tag verlegt.