Arzneimittelform

Aus Familienwortschatz
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Arzneimittelformen

Pulver

Pulver sind mehr oder weniger fein zermahlene Arzneimittelstoffe. Je feiner sie sind, desto schneller und eher wird die Wirkung eintreten. Vor oraler Einnahme wird das Pulver mit einer bestimmten Menge Flüssigkeit (empfohlen wird Wasser) verrührt.

Viele Antibiotika sind in Pulverform (sogenannte Trockensubstanz) erhältlich und werden erst unmittelbar vor Gebrauch in Lösung gebracht. Dabei sind die Zubereitungshinweise genau einzuhalten, um die volle Wirksamkeit zu gewährleisten.

Granulat

Granulat (lat. granum = Kern, Korn) ist im Vergleich zum Pulver von grobkörniger Beschaffenheit, wird ebenso meist in Wasser gelöst eingenommen.

Bei der Zubereitung von Morphin-Granulat-Lösung sollten Handschuhe getragen werden, da der Granulatstaub über die Haut aufgenommen werden kann und dann v.a. bei hochdosiertem Morphingranulat zu Beeinträchtigung der eigenen Vigilanz führt.

Tablette

Eine Tablette wird durch das Pressen einer Mischung von Arnzeimittelstoffen zusammen mit Hilfsstoffen hergestellt. In diesem Fall können Hilfsstoffe das Verhalten des Arzneimittels im Verdauungstrakt verändern.

Der Vorteil von Tabletten liegt unter anderem darin, dass sie einfach und relativ angenehm zu verabreichen und auch gut dosierbar sind. Desweiteren kann man sie anhand ihrer Farbe und Form besser unterscheiden. Bei Dysphagie (Schluckstörung) kann die Tabletteneinnahme oft nicht regelgerecht erfolgen, da meist eine größere Menge (100 - 200 ml) Flüssigkeit (empfohlen wird Wasser) dazu getrunken werden sollte. In dem Falle sollte auf eine andere Darreichungsform umgestellt werden.

Man kann bei oral verabreichten Tabletten weiter unterscheiden in:

  • nicht überzogene Tabletten, die einfach gepresst wurden
  • Dragees (mit Sirup überzogen)
  • Tabletten, die mit einer Lacklösung oder anderen geeigneten Lösungen überzogen sind (meist glänzender und glatter Überzug)
  • Filmtabletten (mit dünnem Überzug)
  • Magensaftresistente Tabletten (sollten nicht gemörsert werden)
  • Brausetabletten (werden in Wasser aufgelöst)
  • Lutschtabletten, Sublingualtabletten und Buccaltabletten (kommen in der Mundhöhle zur Anwendung)
  • Retardtabletten mit verzögerter Wirkstofffreigabe; diese dürfen nicht gemörsert werden, da der Wirkstoff sonst in voller Dosis sofort in den Kreislauf gerät - Gefahr der Überdosierung!

Kapsel

Kapseln enthalten einzeldosiert Arzneiformen wie Pulver, Granulate oder aber auch ölige Flüssigkeiten. Es gibt sowohl Weichkapseln (welche meistens öligen Inhalt aufweisen), als auch Steckkapseln (welche dann Pulver enthalten). Der Vorteil dieser Darreichungsform liegt in der guten Dosierbarkeit sowie Einnehmbarkeit; schlechte Geschmacksstoffe können isoliert werden und Kapseln bilden auch eine gute Barriere gegen die Magensäure. Als Nachteil muss erwähnt werden, dass Kapseln jedoch durch Aufnahme von Luft und/oder Feuchtigkeit leicht klebrig und brüchig werden können. Bei Sondenernährung wird nur der Kapselinhalt verabreicht; es muß vorher geklärt werden, ob dies nicht die Wirkung beeinträchtigt. Manche Kapseln enthalten sogenannte "Pellets", die sich in Wasser auflösen und dann verabreicht werden können. Diese Pellets dürfen nicht gemörsert werden!

Cave: Auch einige Inhalationsmittel werden in Kapselform angeboten (in Kombination mit bestimmten Aerosol-Apparaten), diese dürfen nicht oral verabreicht werden!

Zäpfchen

Ein Zäpfchen (Suppositorium) ist eine feste, einzeldosierte Darreichungsform zur rektalen oder vaginalen Anwendung. Als Vorteil sei zu erwähnen, dass eine gute lokale oder aber auch systemische Wirkung erzielt werden kann. Die Anwendung erfolgt meist bei Kindern, sofern die Umgehung des Magen-Darmtrakts als Ziel gesehen wird. Einer der großen Nachteile ist jedoch die Unsicherheit, ob bzw. wieviel vom eigentlich Wirkstoff aufgenommen wird.

Lösung

Eine Lösung zur oralen Anwendung ist eine klare, flüssige Zubereitung, welche aus mindestens 2 Stoffen besteht - dem Lösungmittel (z.B. Wasser, Öl) und einem oder mehreren Arzneiwirkstoffen + eventuellen Hilfsstoffen - z.B Zucker).

Der Vorteil liegt hierbei darin, dass der Wirkstoff in dieser Form schneller und vollständiger aufgenommen werden kann, auch die Verabreichung über eine Ernährungssonde ist unkompliziert. Als Nachteil sei zu erwähnen, dass Lösungen sehr licht- und sauerstoffempfindlich sind. Deshalb werden diese größtenteils in getönten (braun/grün...) Glasbehältnissen aufbewahrt. Durch den Zusatz von Zucker und anderen Substanzen finden vor allem Pilze und auch Bakterien einen relativ guten Nährboden und vermehren sich auch dementsprechend gut/schnell, doch enthalten Lösungen meist auch Konservierungsstoffe (Parabene), die dies verzögern. Tropfenlösungen können bis zu 6 Monate nach Anbruch verwendet werden; Ausnahme sind Augentropfen, die nur maximal 4 Wochen angewendet werden dürfen.

Spül- und Gurgellösung

Diese Lösungen enthalten desinfizierende Stoffe oder wirken lindernd auf Schleimhautläsionen. Sie werden lokal im Mund-Rachen-Raum angewendet. Dabei ist es vor allem wichtig, dass man wiederholt spült. Hier gilt:"Einmal ist Keinmal!" Auch sollte die Lösung nicht geschluckt werden. Nach der Spülung / dem Gurgeln sollte man für zumindest eine halbe Stunde darauf verzichten, etwas zu essen oder zu trinken.

Emulsion

Unter diesem Begriff versteht man eine feine Verteilung von zwei ineinander nicht lösbaren Flüssigkeiten. Meistens sind dies Wasser in Öl, also wenig Wasser in viel Öl (Abkürzung: W/Ö) oder umgekehrt Öl in Wasser (wenig Öl in viel Wasser; Abk. Ö/W). Enthält die Zubereitung keinen Emulgator, muss sie vor Gebrauch kräftig geschüttelt werden (= Schüttelmixtur).

Salbe

Auch bei einer Salbe handelt es sich um eine W/Ö-Emulsion, die allerdings weniger flüssige als feste Bestandteile enthält. Eine Salbe wird meist auf der Haut angewendet.

Transdermales Pflaster

siehe unter dem entsprechenden Artikel

Siehe auch