360-Grad-Feedback
Das 360-Grad-Feedback (häufig auch Multirater- oder Rundum-Feedback genannt) ist ein Verfahren der Personalentwicklung, bei dem die Leistungs- und Verhaltensbeurteilung einer Person aus mehreren Perspektiven erfolgt – typischerweise durch Vorgesetzte, Kolleginnen, Mitarbeitende, Kundinnen sowie durch eine Selbsteinschätzung der beurteilten Person. Ziel ist es, ein umfassendes Bild von Kompetenzen, Wirkung und Entwicklungsfeldern zu erhalten, das weit über ein klassisches Top-down-Feedback hinausgeht.
Kernelemente und Ziele
Ganzheitliche Perspektive: Kombination von Selbst- und Fremdbild.
Stärken stärken: Identifikation ausgeprägter Kompetenzen als Grundlage für gezielte Förderung.
Entwicklungsfelder erkennen: Aufdecken von Lern- und Verbesserungsbedarfen.
Dialog fördern: Etablierung einer offenen Feedbackkultur und Förderung kontinuierlicher Weiterbildung.
Strategische Personalentwicklung: Ableitung individueller Entwicklungspläne, Coaching-Bedarfe und Trainingsmaßnahmen.
Typischer Ablauf
Vorbereitung Kompetenzmodell definieren (z. B. Fach-, Sozial-, Methoden- und Führungskompetenzen). Befragungsinstrument (Fragebogen) erstellen oder auswählen. Teilnehmer*innen wählen Feedbackgruppe (8–12 Personen) nominieren: Vorgesetzte, Peers, Mitarbeitende, Kund*innen. Datenerhebung Online-Fragebogen mit Likert-Skalen und offenen Fragen. Anonyme Antwortabgabe, um ehrliche Rückmeldungen zu fördern. Auswertung Aggregierte Ergebnisse nach Gruppen sowie Selbst-/Fremdbild-Vergleich. Darstellung in Radar- oder Balkendiagrammen. Feedbackgespräch Moderiertes Review, Interpretation der Ergebnisse. Vereinbarung konkreter Entwicklungsziele (SMART). Follow-up Umsetzung von Maßnahmen, Coaching, Training. Re-Evaluation nach 9–12 Monaten.
Einsatzfelder
Führungskräfteentwicklung
Talent- und Nachfolgeprogramme
Teamentwicklung
Change- und Transformationsprozesse
Ärztliche und pflegerische Weiterbildung in Kliniken
Kunden- und Patient*innenorientierung
Vorteile
Höhere Objektivität durch multiperspektivische Beurteilung
Höhere Akzeptanz, da mehrere Stakeholder beteiligt sind
Verbesserte Selbstwahrnehmung und Motivation
Konkrete, messbare Entwicklungsimpulse
Förderung einer offenen Kommunikationskultur
Risiken und Herausforderungen
Hoher organisatorischer und zeitlicher Aufwand
Anonymität kann missbraucht werden (unsachliche Kommentare)
Datenflut überfordert Feedbacknehmende ohne qualifizierte Begleitung
Gefahr, Leistungsbeurteilung und Entwicklung zu vermischen
Mangelnde Führungskräfte-Unterstützung führt zu Akzeptanzproblemen
Erfolgsfaktoren
Klare Zieldefinition und Kommunikation des Nutzens
Wissenschaftlich fundierter, auf Unternehmenswerte abgestimmter Fragebogen
Anonymität wahren, aber Ergebnisse transparent darstellen
Geschulte Moderatorinnen/Coachinnen für Feedbackgespräche
Integration in bestehende HR-Prozesse (z. B. Zielvereinbarungen)
Regelmäßige Wiederholung zur Erfolgskontrolle und Fortschrittsmessung
Besonderheiten im Gesundheitswesen
Einbezug von Patient*innenrückmeldungen zur Beurteilung von Empathie, Kommunikation und Servicequalität.
Berücksichtigung des hierarchischen Klinikaufbaus: Chefärztinnen, Oberärztinnen, Pflegeleitungen.
Anpassung des Kompetenzmodells an interprofessionelle Zusammenarbeit und Patient*innensicherheit.
Pilotprojekte zeigen positive Effekte auf Teamklima, Fehlerkultur und Behandlungsqualität.
Beispiel für Frageblöcke
- Kommunikation & Information
- Aktives Zuhören, verständliche Informationsweitergabe, Feedbackannahme
- Motivation & Engagement
- Team-Motivation, Förderung eigenverantwortlichen Handelns
- Teamentwicklung
- Konfliktmanagement, Einbezug von Mitarbeitenden in Entscheidungen
- Planung & Organisation
- Zielklarheit, Prioritätensetzung, Ressourcenallokation
- Führungspersönlichkeit
- Vorbildfunktion, Werteorientierung, Veränderungsbereitschaft
Best Practices für die Umsetzung
Pilotgruppe wählen und Erfahrungen sammeln.
Feedbackgeber*innen schulen: konstruktiv, beobachtbares Verhalten bewerten.
Ergebnisberichte visuell aufbereiten (Ampellogik, Stärken-Radar).
Entwicklungspläne dokumentieren und Fortschritte nachhalten.
Verknüpfung mit Coaching-Angeboten und E-Learning.
Siehe auch
Quellen und Verweise
https://de.wikipedia.org/wiki/360%C2%B0-Feedback
https://www.qualtrics.com/de/erlebnismanagement/mitarbeiter/360-grad-feedback/
https://easy-feedback.de/360-grad-feedback/360-grad-feedback-vorteile-nachteile/
https://www.ausmed.com/organisations/toolbox/guides/360-feedback-learning-and-development
https://decisionwise.com/resources/articles/benefits-of-360-degree-feedback/
https://www.360-grad-feedback.net/360-Grad-Feedback-Vorteile.html
https://www.kienbaum.com/glossar/360-grad-feedback/
https://www.geva-institut.de/leistungen/diagnostik-zur-personalentwicklung/360-grad-feedback
https://health-care.inworks.de/unternehmen/anwenderberichte/kantonsspital-winterthur