Digitales Ausräumen

Aus Familienwortschatz
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Das digitale Ausräumen beschreibt eine Maßnahme zur manuellen Entfernung von hartem Stuhl aus dem Enddarm. Diese Behandlung wird vorallem bei Koprostase, Stuhlimpaktion oder einer Darmlähmung durchgeführt.

Indikation

Die Indikation zur digitalen Ausräumung muss streng gestellt werden, da es sich um einen massiven Eingriff in die Intimsphäre des Patienten handelt und die Aktion oft unangenehm und manchmal auch schmerzhaft ist. Unter folgenden Umständen ist eine digitale Ausräumung des Enddarmes angezeigt:

Kontraindikation

Neben den Indikationen für die digitale Ausräumung gibt es auch einige Punkte, bei denen diese Maßnahme nicht durchgeführt werden darf bzw. nur unter ausdrücklicher Anweisung des Arztes. Wird in so einem Fall trotzdem eine digitale Ausräumung durchgeführt, dann ist hier besondere Sorgfalt walten zu lassen. Der Patient muss genauestens beobachtet und bei jeder kleinsten Veränderung (z.B. Schmerzäußerung) sofort die Maßnahme unterbrochen und dem Arzt mitgeteilt werden. Vorsicht ist auch geboten, wenn Hämorrhoiden 3. Grades leicht zu Blutungen neigen, während einer Schwangerschaft, bei entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) und bei angeborenen Fehlbildungen im Dickdarm und Enddarmbereich wie z.B. bei Megacolon oder bei einer Analatresie.

Anwendung

Ein Aufklärungsgespräch über den Sinn und Zweck dieser Maßnahme soll dem Patienten die Angst vor der digitalen Ausräumung nehmen. Auch Kindern soll diese Maßnahme erklärt werden, sofern sie es ihrem Entwicklungsstand entsprechend verstehen können. Die Durchführung der digitalen Ausräumung darf nur mit Zustimmung des Patienten gemacht werden, Die Intimsphäre des Patienten ist zu wahren, daher sollte die digitale Ausräumung nicht im Krankenzimmer erfolgen, wenn andere Patienten zusehen könnten.

Um die subjektive Belästigung für den Patienten so gering wie möglich zu halten, ist eine gute Vorbereitung der Maßnahme unerlässlich. Zunächst werden alle erforderlichen Utensilien bereitgestellt und evtl. der Patient schon eine gewisse Zeit vorher über die geplante Maßnahme informiert. Sollte sich dabei herausstellen, dass der Patient besonders ängstlich ist, kann nach Absprache mit dem Arzt dem Patienten ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben werden, nur in seltenen und besonders hartnäckigen Fällen ist eine Kurzzeitnarkose erforderlich.

Material

  • Händedesinfektionsmittel für die Pflegekraft
  • Schutzkittel
  • Einmalhandschuhe
  • Gleitmittel z.B. Vaseline ggf. Instillagel®
  • Waschutensilien
  • Wasserundurchlässige Schutzunterlage
  • Zellstoff oder Reinigungstücher
  • Abwurf
  • Steckbecken oder Toilettenstuhl

Lagerung

  • Patient liegt in linker oder rechter Seitenlage (linke Seite bevorzugt, wegen Enddarmverlauf)
  • Knie leicht angewinkelt
  • Wenn möglich Lagerungsmaterialien nutzen

Durchführung

  • Schürze und Handschuhe anlegen
  • Schutzunterlage unter das Gesäß des Patienten schieben
  • Mit einer Hand die Gesäßhälften spreizen
  • Das einführen des Fingers durch eincremen des Afters mit z.B. Vaseline erleichtern
  • Vorsichtiges Einführen des Zeigefingers in den After
  • Umfassen der verhärteten Stuhlmengen mit dem Zeigefinger durch Einknicken des Zeigefingers
  • Mit dieser Fingerstellung den verhärteten Stuhl aus dem Enddarm holen
  • Den Stuhl in kleinen Portionen aus dem Enddarm entfernen bis der Stuhl vom Patienten wieder durch Pressen mitgeholfen, bzw. selbständig abgeführt werden kann

Nachbereitung

  • Nach Defäkation Intimpflege durchführen!
  • bei inkontinenten Patienten ggf. Inkontinenzslip (Windel) anlegen
  • Arbeitsplatz aufräumen und gebrauchtes Arbeitsmaterial entsorgen
  • Dokumentation von Konsistenz, Farbe, Geruch, Beimengungen etc. des Stuhls, Datum und Unterschrift der Pflegekraft

Tipps & Tricks

  • Nach dem digitalen Ausräumen ist es sinnvoll, nach einer kurzen Wartezeit zur Entspannung dem Patienten einen Reinigungseinlauf zu verabreichen, um den noch verbleibenden Stuhl aus dem Darm zu entfernen.
  • Bei sehr hartem Stuhl kann es nützlich sein, den After mit einem Lokalanästhetikum z.B. mit Instillagel® zu betäuben, um die Schmerzen für den Patienten erträglicher zu machen.
  • Patienten mit einer Darmlähmung z.B. bei Querschnitt können ggf. dazu angeleitet werden, die digitale Ausräumung selbst durchzuführen, um etwas unabhängiger zu werden.
  • Bei sehr hartem Stuhl kann es hilfreich sein, einige Stunden vor dem digitalen Ausräumen ein kleines Klistier mit 100 ml angewärmten Olivenöl zu verabreichen, um den Stuhl etwas aufzuweichen und durch die Gleitwirkung des Olivenöls die nachfolgende Stuhlentleerung zu erleichtern.

Siehe auch