Best-Friends-Modell

Aus Familienwortschatz
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Virginia Bell und David Troxel beschreiben im Best-Friends-Modell für die Aus- und Weiterbildung in der Altenpflege ein Konzept der personenzentrierten Pflege bei Demenz. Es baut auf freundschaftlichen, angenehmen Sozialkontakten auf, um Menschen mit Demenz zu ermöglichen sich trotz ihrer Behinderung wohlzufühlen. Im Hintergrund steht Martin Bubers Philosophie der Begegnung zwischen Ich und Du. Daneben gibt es aber auch all das Standardwissen der Pflege über Neurologie und Biographie, Grundpflege und Emotionen.

Bell und Troxel formulieren Grundrechte für jede Person, bei der die Alzheimer-Krankheit oder eine verwandte Störung diagnostiziert wurde, wie:

  • wie ein Erwachsener und nicht wie ein Kind behandelt zu werden,
  • wenn möglich, ohne Psychopharmaka zu leben,
  • in einer sicheren, strukturierten und vertrauten Umgebung zu leben,
  • regelmäßig ins Freie zu kommen,
  • ....

Auf einige Kritiker wirkt das Konzept dagegen unprofessionell, wenn Mitarbeiter zu "Freundschaften" mit ihren Bewohnern angehalten werden. Wie sollen Pflegekräfte den allmählichen Abbauprozess Demenzkranker bewältigen, wenn ihnen dadurch das Vermögen zur Abgrenzung und damit auch zur Relativierung des langfristigen Geschehens weggenommen wird? Die Individualisierung der Pflege kann einerseits Stärke des Modells sein, aber ihm andererseits angesichts der Heimrealitäten, die das kaum zulassen, (unverschuldet) zum Vorwurf gemacht werden ("realitätsfern").

Eine wissenschaftliche Beurteilung dieses vor allem in den USA durchaus praxisbewährten Pflegekonzeptes der geschickten Pflege, das die dortige Kultur der Langzeitpflege verändern will, steht noch aus.

Elemente geschickter Pflege

Als Elemente "geschickter Pflege" werden so unterschiedliche Verhaltensweisen genannt wie: Gut informiert zu sein, Mitgefühl haben, die Grundrechte der Person mit Alzheimer-Demenz respektieren, die Integrität des Pflegenden erhalten, Gewandtheit an den Tag legen; Wissen, dass Vergebung (von der demenzkranken Person) einfacher zu erhalten ist als eine Erlaubnis; den gesunden Menschenverstand einsetzen, geschickt kommunizieren, optimistisch bleiben, realistische Erwartungen haben, Humor einsetzen, Spontaneität zulassen, geduldig sein, Flexibilität entwickeln, konzentriert bleiben, keine Urteile fällen, den Augenblick schätzen, Selbstbewusstsein bewahren; Hinweise, die mit der Lebensgeschichte zusammenhängen, zu gebrauchen oder Sich um sich selbst kümmern.

Diese Einzelelemente werden erst eindeutig verständlich, wenn man den von Bell und Troxel beschriebenen Zusammenhang einbezieht. Die Nähe zu den Ansätzen der Validation, der Assistenzpflege und der Bezugspflege sind unübersehbar.

Die Autoren

Virginia Bell arbeitet als Beraterin der Alzheimer-Gesellschaft in Lexington, Kentucky.

David Troxel ist in Santa Barbara, Kalifornien, Geschäftsführer der Alzheimer-Gesellschaft.

Sprachlicher Hinweis

Der englische Ausdruck "Best-Friends-Modell" sollte nur sehr vorsichtig mit der direkten deutschen Übersetzung (bester Freund) in Verbindung gebracht werden, weil dieser deutsche Ausdruck sich in den Ohren der meisten Mitmenschen auf Hunde, als die besten Freunde des Menschen, bezieht. Das heißt, es geht dabei um eine ganz andere Form der Beziehung von Menschen zu Tieren. Pflegekräfte oder die Beziehungen von Menschen unter einander sollten damit aber nicht verglichen werden. Angemessener wäre bei einer Übersetzung etwa der übertragene Begriff einen "Freundschaftlichen Kontakt pflegen".

Literatur

  • Virginia Bell, David Troxel: Personenzentrierte Pflege bei Demenz. Das Best-Friends-Modell für Aus- und Weiterbildung. E. Reinhardt, München, 2004. 307 Seiten. ISBN 978-3-497-01695-2 (Originaltitel: The best friends staff - building a culture of care in Alzheimer's programs)
  • Virginia Bell u.a: So bleiben Menschen mit Demenz aktiv. 147 Anregungen nach dem Best-Friends-Modell. Reinhardts Gerontologische Reihe, Band 41. 319 Seiten. ISBN 978-3-497-01905-2