Blutsperre

Aus Familienwortschatz
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Blutsperre wird zur besseren Übersicht im OP-Gebiet und zur Einsparung von Transfusionen bei Operationen an den Extremitäten hergestellt.

Dabei wird die betroffene Extremität über Herzniveau gehalten, um das venöse Blut zum Körperstamm zurück fließen zu lassen. Das Bein wird hoch gehalten und in die Vorrichtung gelegt. Dieses Gerät ist auch an einem kleinem Motor befestigt, damit das Bein automatisch etwas auf und ab gefahren werden kann.

Es muss darauf geachtet werden, dass nichts eingeklemmt wird, z.B. Genitalien des Mannes. Dann wird die Manschette zugeklebt und später mit einem Druck oberhalb des arteriellen systolischen (Systole) Blutduckes (RR) befüllt. Dadurch ist die Extremität relativ blutleer. Nach spätestens zwei Stunden muss die Blutsperre mindestens kurzzeitig geöffnet werden (Vermeidung der Bildung einer Nekrose).


Um eine sichere und zuverlässige Blutsperre während der OP zu erlangen, wird empfohlen entsprechende Blutsperregeräte zu verwenden. Die Anwendung von Blutsperregeräten ist bei chirurgischen Eingriffen an den oberen oder unteren Extremitäten zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel im täglichen Einsatz geworden. Die Verantwortung für den eingestellten Manschettendruck unterliegt der alleinigen Verantwortung des behandelnden Arztes.

Als Antriebsenergie der Geräte dient meist Druckluft einer zentralen Gasversorgungsanlage (ZGV) oder alternativ die Nutzung eines externen oder internen Kompressors. Der für die Blutsperre erforderliche Manschettendruck ist von 80 bis 650 mmHg einstellbar.


Blutsperregeräte Allgemein

Der bestimmungsgemäße Gebrauch von Blutsperregeräten ist die temporäre Regulierung des arteriellen Blutflusses in den oberen und unteren Extremitäten, bis hin zur absoluten Blutsperre. Dauer und Höhe des angelegten Drucks liegen in der alleinigen Verantwortung des Arztes gemäß den derzeit vorliegenden Kenntnissen aus Wissenschaft und Technik.


Anwendungsgebiet Blutsperregeräte

Blutsperrgeräte werden in der Chirurgie/Orthopädie der Extremitäten in den Bereichen Gefäß-, Unfall-, Neuro- und plastische Chirurgie angewendet. Eine zusätzliche Anwendung in der Anästhesie ist die IVRA.

Blutsperregeräte werden in folgenden Bereichen eingesetzt:

· Frakturen

· Metallentfernung, Entnahme von Implantaten

· Finger-, Knie-, Ellenbogenprothesen

· Arthroskopie

· Sehnenkorrektur

· Karpaltunnelsyndrom

· Hammerzehen

· Amputation

· Varizen

· Entfernung gutartiger Tumore

· Zystenentfernung


Kontraindikationen

Blutsperregeräte dürfen nur an Patienten angewandt werden, die keine der folgenden Kontraindikationen aufweisen:

· Entzündungen

· Bösartige Tumore

· Schwere Arteriosklerose

· Schwere Crush-Verletzung

· Schwere Hypertonie

· Diabetes Mellitus

· Thrombose

· Offene Frakturen an Extremitäten

· Frische Hautimplantate

· Schwere Gehirnverletzung

· Neuromuskuläre Schäden

· Gewebe Ischämie

· Neurologische Schäden

· Quetschungen

· Periphere Arterienerkrankung

· Patienten mit Sichelzellen-Gen


Mögliche Komplikationen bei der Blutsperreanwendung

Bei Blutsperren können Komplikationen und Folgeschäden (aufgrund zu hoher intraoperativer Druckwerte) auftreten. Es sollte jeweils der minimal nötige Manschettendruck verwendet werden, um eine sichere Blutstillung im OP-Feld zu erzielen. Der Patient erfährt so eine größtmögliche Schonung während der Operation


· Hyperämie mit Blutungsgefahr

· Muskelödem

· Lähmungen

· Störung im Säure-Basen-Haushalt

· Schock infolge Einschwemmung von Metaboliten nach spontaner Freigabe des Blutstroms

· Nervenquetschung (besonders Peronäus- oder Ulnar-Nerv),Folge: Lähmung, Nervenverletzung


Autodynamisches Blutsperregerät

Eine sehr hohe Patientensicherheit bietet ein autodynamisches Blutsperregerät. Bei solch einem Blutsperregerät wird der Manschettendruck automatisch an den systolischen Blutdruck des Patienten angepasst- und OP-begleitend nachgeregelt wird. Somit werden individuelle Blutdruckschwankungen berücksichtigt. Resultat ist eine maximale Patientenschonung bei minimal nötigem Manschettendruck. Als Beispiel hier soll das Blutsperregerät assuan der Firma ulrich medical erwähnt werden. Auch lässt sich die gesamte Blutsperreanwendung in Echtzeit dokumentieren. Die für die Autodynamik erforderlichen Parameter können individuell vorgegeben und gespeichert werden.


Mechanisches Blutsperregerät

Mechanische Blutsperregeräte besitzen ein Manometer, auf welchem der Druck abgelesen werden kann, einen Drehknopf, um den Druck nachzuregulieren und ein Rad, um die Zeit der Blutsperre einzustellen. Die mechanischen Geräte besitzen einen Anschluss für einen Druckluftschlauch und können netzunabhängig verwendet werden.


Dokumentation der Blutsperre

Es besteht die Möglichkeit, die Blutsperreanwendung, im Falles es werden elektronische Blutsperregeräte verwendet, mit einem dokumentenechten Speicherkartensystem, einem Datenkabel an den PC oder mittels eines Protokolldruckers in Echtzeit zu dokumentieren. Dokumentiert wir der zeitliche Verlauf und der dazugehörige Manschettendruck.

Um eine eindeutige Zuordnung der Dokumente zum Patienten sicherzustellen, sollte eine Patientenidentifikationsnummer vergeben werden.

Weblink