Mammakarzinom

Aus Familienwortschatz
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Das Mammakarzinom (Brustkrebs, Brustkrebs (medizinisch Mammakarzinom, bösartiger Tumor der Brustdrüse des Menschen) ist der häufigste maligne Tumor der weiblichen Bevölkerung in Europa und USA.

Es ist Ursache von ca. 25% der gesamten weiblichen Krebsmortalität. Betroffen sind 6-7% aller Frauen. 70% der Erkrankten sind zwischen 50-70 Jahre alt, ein Drittel ist unter 50 Jahre alt, selten sind Frauen unter 30 Jahren betroffen. Unter 100 Erkrankten ist eine Person männlichen Geschlechts.

Ursache

Die Ätiologie (Ursache) des Mammakarzinoms ist nicht bekannt. Genetische Faktoren scheinen in manchen Fällen eine Ursache zu spielen wie in anderen die äußeren Einflüsse (Lebensgewohnheiten, Ernährung usw.). Die Mutation der Tumorsuppressor-Gene BRCA-1 auf Chromosom 17q und BRCA-2 auf Chromosom 13q erhöht das Erkrankungsrisiko um den Faktor 10 bis 20. Bei 80% der familiär vererbten Erkrankungen finden sich Mutationen von BRCA-1. Mutationen dieses Gens gehen zusätzlich mit einem erhöhtem Risiko eines Ovarialkarzinoms einher. Eine geringere Rolle scheinen jüngeren Daten zufolge auch Mutationen des ATM-Gens (verantwortlich für die Ataxia teleangiectatica) und eine Mutation des neu entdeckten Gens BRIP-1 zu spielen. [3]

Das Risiko bei der Einnahme der Antibabypille ist nicht vollständig geklärt, allerdings zeigt die Nurses' Health Study und andere große prospektive und retrospektive Studien eine moderate Erhöhung des Risikos bei einer Einnahme von mehr als fünf Jahren (relatives Risiko von 1,2 bis 1,4). Umgekehrt ergab eine Metastudie über den Zusammenhang zwischen Mutterschaft, Stillen und Brustkrebsrisiko, dass mit zunehmender Kinderzahl und zunehmender kumulierter Stillzeit das Risiko, ein Mammakarzinom zu entwickeln, signifikant sinkt.

Geographische Unterschiede sind möglicherweise durch Lebensgewohnheiten (Ernährung u.a.) bedingt, da sich das Risiko von Migranten nach wenigen Generationen dem der Heimatbevölkerung angeglichen hat.

Mammographie-Untersuchungen führen zu keiner signifikanten Risiko-Steigerung.


Seit den 1930er Jahren wurde auch nach einem Brustkrebsvirus gesucht, das bei Frauen diese Erkrankung verursachen könnte, analog dem Maus-Mammatumorvirus, das gutartige Brusttumore bei Mäusen auslöst. Die Suche und die Charakterisierung eines derartigen Virus ist jedoch nicht abgeschlossen und eine Entstehung von Brustkrebs im Rahmen einer bestimmten viralen Infektion auch bislang nicht sicher nachgewiesen.

Symptome

  • Derber, unscharf begrenzter Knoten, der evtl. mit Brusthaut oder Unterlage verwachsen ist.
  • 50 bis 60 % der Mammakarzinome liegen im oberen äusseren Quadranten.
  • Evtl. sind Hauteinziehungen über dem Knoten zu erkennen (Orangenhaut).
  • Die Haut kann gerötet sein (vor allem bei inflammatorischem Carcinom).
  • Asymmetrie der Brüste (vor allem beim Heben der Arme, asymmetrisches Spiegelbild)
  • Aus der Mamille kann Sekret abgesondert werden.

Diagnostik

Bildgebende Diagnostik

Die Ultraschalluntersuchung wird nach einem Tastbefund durchgeführt, um mögliche Zysten, die mit dem Ultraschall sicher diagnostiziert werden können, auszuschließen und um die Größe des Tumors zu bestimmen.
Die Sonographie ist nur eine Ergänzung zur Mammographie, da der Ultraschall weder Mikrokalk noch Tumore mit einer Größer unter 5 mm erfassen kann.
Datei:MBq mammographie.jpg
Mammographie eines Mammakarzinoms des Stadiums T1b
Mit der Mammographie werden Sonographie- oder Tastbefunde abgesichert. Die Röntgenaufnahmen müssen aus zwei Blickrichtungen durchgeführt werden, nämlich von der Achsel zum Brustkorb und vom Kinn zum Bauch. Die Bilder geben erste Aufschlüsse über Lage und Dichte des Tumors.
Die Galaktographie wird nur dann durchgeführt, wenn die Brustwarzen (Mamillen) Sekret absondern.
Vor einer brusterhaltenden Operation ist die MRT ein wichtiges diagnostisches Bildgebungsverfahren, mit dem überprüft wird, ob die Brustdrüse mehr als einen Tumor enthält:
  • Multifokalität - weitere Tumore innerhalb des befallenen Quadranten
  • Multizentrizität - weitere Tumore außerhalb des befallenen Quadranten
Die MRT wird auch im Rahmen der Nachsorge eingesetzt.
  • Positronenemissionstomographie (PET)
Mit der PET kann zusätzlich nach Lymphknotenmetastasen in der Achsel, im Gewebe unter- und oberhalb des Schlüsselbeins (infra- und supraklavikulär) und der Arteria mammaria gesucht werden. Allerdings werden Tumore mit einer Größer unter 1 cm nicht dargestellt.
Die PET wird in Deutschland zur Zeit nur im Rahmen klinischer Studien eingesetzt. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen keine Kosten für eine Brustkrebsdiagnose mit der PET.
Wenn bestimmte Symptome vorliegen oder durch eine Biopsie ein invasives Karzinom diagnostiziert wurde, werden diese drei Basisuntersuchungen bei einem Primärtumor vor einer Operation durchgeführt. Sollten Fernmetastasen diagnostiziert werden, muss die Behandlungsstrategie mit der Betroffenen neu abgestimmt werden, da bei einem metastasierten Mammakarzinom in der Regel keine Heilung mehr möglich ist.

Gewebeentnahmen

Wurde mit dem Ultraschall und der Mammographie ein Tumor diagnostiziert, wird dieser auf seine Gut- oder Bösartigkeit getestet. Dazu werden jedem Tumor mittels Stanzbiopsie, in seltenen Fällen mittels Vakuumbiopsie, mehrere Gewebeproben entnommen und auf Krebszellen untersucht. Wurde der Tumor als bösartig erkannt, wird das Karzinom durch weitere Untersuchungen näher bestimmt. Hierzu gehören der Status der Hormon- und HER2/neu-Rezeptoren sowie das Grading.


Das aus der Brustdrüse entfernte Karzinom wird in der histologischen Untersuchung auf seine exakte Größe vermessen und das Gewebe auf einen weiteren, nicht im Vorfeld erkannten Befall untersucht. Die entfernten Lymphknoten werden auf Metastasenbefall überprüft. Größe des Karzinoms und die Anzahl der befallenen Lymphknoten sind für die TNM-Klassifikation, Prognose und weitere Behandlung von Bedeutung.
Das Operationspräparat wird auch daraufhin vermessen, ob der Abstand zwischen dem Karzinom und dem verbliebenen, gesunden Gewebe ausreichend groß ist. Sollte dies nicht der Fall sein, kann eine Nachoperation nötig werden, damit ein angemessener Sicherheitsabstand zwischen gesundem und erkranktem Gewebe erreicht wird.

Klassifikation

Die Klassifikation eines Tumors ist dessen exakte Beschreibung auf der Grundlage der pathologischen Untersuchung einer Gewebeprobe oder des OP-Präparats und der entnommenen Lymphknoten.

Histologie

Die Mammakarzinome werden in nicht invasive (Carcinoma in situ) und invasive Karzinome unterteilt und nach ihrem Ursprungsort benannt. Seltene Karzinome erhalten eine Bezeichnung, die die Ausbreitungsart oder den Bindegewebegehalt des Tumors beschreibt.

Therapie

  • Operative Entfernung (ev, der ganzen Brust und der darunter liegenden Brustmuskeln) und Ausräumung der Achselhöhlenlymphknoten
  • Röntgenbestrahlung
  • Zytostatika.

Prophylaxe

Da die Ätiologie weitgehend unbekannt ist (s.o.), können für den Alltag keine prophylaktischen Maßnahmen empfohlen werden.

Bei erblicher Vorbelastung werden radikale Maßnahmen wie prophylaktische Mastektomie diskutiert. Vergleiche dazu E. Heeg bei Büchern.

Als Nebeneffekt könnte Kinderzahl und Stillzeit als "Prophylaxe" gelten.

Früherkennung

- Palpation der Brüste durch den Gynäkologen - Selbstuntersuchung - Mammografie (Screening zwischen 50. und 69. Lebensjahr)

Literatur

  • Evelyn Heeg: Oben ohne: Die Entscheidung zu leben. Krüger, Frankfurt; 2. Auflage - 2009. 256 Seiten. ISBN 3810509396
  • Heinrich Schmidt-Matthiesen, Gunther Bastert, Diethelm Wallwiener (Hrsg.): Gynäkologische Onkologie. 7. Auflage. Schattauer Verlag, Stuttgart 2002. ISBN 3-7945-1974-4.
  • Orlando Silva, Stefano Zurrida (Hrsg.): Brustkrebs: Diagnostik und Therapie. Urban & Fischer, München 2007. ISBN 3-437-24260-1.
  • Broschüre „Brustkrebs“ der Deutschen Krebsgesellschaft Broschüre als PDF-Datei

Weblinks