Dupuytrensche Kontraktur

Aus Familienwortschatz
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Definition / Ursache

Die Ätiologie dieser nach dem berühmten französichen Chirurgen benannte Erkrankung ist nicht völlig geklärt. Offenbar handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, die zur Bildung von Bindegewebe im Bereich der Palmaraponeurose führt, das dann wie eine Narbe schrumpft und Kontrakturen der Finger bewirkt.

Das Bindegewebe einer oder beider Handinnenflächen wird hart und führt zu einem Funktionsverlust der anliegenden Muskeln - medizinisch: Palmar-Aponeurose, Dupuytrensche Kontraktur oder Beugekontraktur. Diese entwickeln allmählich entlang der Sehnen aus Kollagenfasern bestehende Stränge. Die zusätzlich eingewachsenen Stränge beginnen irgendwann zu schrumpfen und führen zu einer Verkürzung der anderen Bindegewebsfasern. Aber nicht jeder Knoten in der Handinnenfläche ist ein Dupuytren-Knoten. Kann es aber sein. Meist sind der vierte und fünfte Finger betroffen. Die anderen Finger behalten Beweglichkeit und Gefühl. Ein schubweiser, über mehrere Jahre dauernder Krankheitsverlauf ist typisch. 1832 von dem namengebenden G. Dupuytren (1777-1835) in Paris erstmals vorgestellt.

Die Ursache dieser Erkrankung ist unbekannt. Es wird jedoch ein statistisch signifikanter Zusammenhang mit der Gabe von Antiepileptika beschrieben und es fällt ein gleichzeitiges Auftreten der Krankheit mit Diabetes oder Alkoholismus auf. Hier handelt es sich jedoch nach Angaben von Forschern um einen statistischen Zufall. Ein erblicher, genetisch bedingter Faktor der Veränderungen läßt sich zur Zeit nicht ausschließen. Morbus Dupuytren gehört zum Kreis der Fibromatosen. Vermutlich verwandte Krankheiten: Morbus Ledderhose, so heißt die entsprechende Erkrankung an Innenseite der Füße (Plantar-Aponeurose), möglicherweise die Penisverkrümmung (Morbus Peyronie oder Induratio penis plastica), ähnliche Wucherungen an der Bauchwand (Fasciitis nodularis). Differentialdiagnostisch sind die Dupuytren'schen Kontrakturen von der Kamptodaktylie zu unterscheiden.

Häufigkeit

Die Veränderung tritt vorwiegend bei Männern zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr auf. Man beobachtet sie gehäuft bei Nordeuropäern. In Afrika oder Asien ist sie selten zu finden. Die Häufigkeit in Japan ist etwa gleich hoch wie in Europa, der Verlauf sei jedoch leichter. Bei jungen Erwachsenen hat sie meist einen aggressiveren Verlauf.
Die Prävalenz beträgt in den westlichen Industrieländern zwischen 1 - 3 % und ist in Frankreich, Irland und Schottland mit ca. 17 % am höchsten. Relativ häufig ist die Krankheit auch in Australien. In Deutschland schätzt man die Gesamtzahl der Dupuytren-Patienten auf 1,3 - 1,9 Millionen.

Verlauf, Symptome

Im Verlauf kommt es zu einer langsamen Verkrümmung einzelner Finger ähnlich dem Faustschluß. So entsteht über Jahre allmählich eine mehr oder weniger ausgeprägte Behinderung beim Greifen. Die für die Beugung der Finger zuständigen Sehnen selbst verändern sich jedoch nicht. Sie sind nie befallen. Die Bezeichnung "Sehnenverkürzung", wie der Volksmund diese Erkrankung nennt, ist also eigentlich falsch.

Eine Operation, zur Entfernung des betr. Gewebes, ist die sinnvolle Maßnahme. Eine konservative Behandlung mit Salben, Massagen, Krankengynastik, Akupunktur wäre völlig unwirksam. Junge Leute sollten wegen des aggressiven Verlaufs frühzeitig operiert werden. Eine Altersbegrenzung im späten Erwachsenenalter gibt es nicht. Bei Frauen gelten strengere Indikationsstellungen, da es bei ihnen postoperativ vermehrt zu Komplikationen kommen kann.

Klinik und Verlauf

Die Erkrankung beginnt in der Regel mit einer knotigen Verhärtung in der Hohlhand (Stadium 1), die zu einer Strangbildung und Beugekontraktur, zunächst im Grundgelenk (Stadium 2) und später im Mittelgelenk (Stadium 3) fortschreitet. Noch später kommt es zur Überstreckung des Fingerendglied (Stadium 4).

Therapie

Eine häufig angewandte Therapie ist die Operation. Hierbei wird die Palmaraponeurose partiell oder total entfernt (Fasziektomie). Je radikaler die Operation, desto später und seltener treten Rezidive auf. Minimal invasiv kann die Fingerbeugung oft auch durch die (perkutane) Nadelfasziotomie korrigiert werden. Besonders im frühen Stadium kann die Strahlentherapie den Krankheitsverlauf verlangsamen oder aufhalten. Keine der derzeit verfügbaren Therapien kann die Krankheit ursächlich heilen, deshalb ist bei allen Therapien mit einem erneuten Auftreten oder einer Verschlechterung zu rechnen. Die Therapien können jedoch oft erreichen, dass die Finger wieder gestreckt und verwendet werden können.

Die Operation

Das knotig-strangförmig gewucherte Bindegewebe wird entfernt. Dies behandelt jedoch lediglich die Symtome. Somit ist der Betroffene zunächst geheilt. Die Veranlagung zur Bildung neuer Knoten wird mit einer Operation allerdings nicht verhindert. Es kann, muß aber nicht, nach Jahren wieder ein Rezidiv, d.h. eine erneute Knoten- und Strangbildung auftreten. Eine zweite oder selten auch dritte Operation kann dann notwendig werden.


Pflege postoperativ:
Nach der Operation ist das Hochlagern der Hand von großer Bedeutung. 60 % bis 70 % der operierten Menschen benötigen nach der Operation Krankengymnastik. Unter Umständen ist eine Schienen-Behandlung sinnvoll.

Lymphdrainage, Kompressionshandschuh und Ergotherapie können die Heilung fördern und ein Versuch damit ist also sinnvoll. Die Dauer der Nachbehandlung reicht bis zu einem halben Jahr.

siehe auch:


Weblinks