Ernährung bei Demenz

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Ernährung bei Menschen mit einer dementiellen Erkrankung

Die Ernährung ist ein zentraler Punkt bei allen Menschen (vgl. ATL). Ausgewogenes Essen und Trinken trägt bei zum Wohlbefinden und hat auch direkte Auswirkungen auf die gesundheitliche Situation. Ein Sprichwort besagt "Essen hält Leib und Seele zusammen". Dies gilt nicht nur für Jung und Alt, sondern auch für geistig rege Menschen sowie für Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind.

Menschen mit Demenz haben Vorlieben und Abneigungen gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln und Getränke. Die im Leben liebgewordenen Gewohnheiten und individuellen Essgewohnheiten sollen auch weiter im Vordergrund stehen und so weit wie möglich aufrecht erhalten bleiben. Durch das Essen und Trinken sollen auch soziale Kontakte gefördert werden. Es ist notwendig sich mit dem speziellen Thema Ernährung mit Demenz auseinander zu setzen. Bei der Begleitung von Menschen mit Demenz sollte man versuchen herauszufinden, warum manche Betroffene ein problematisches Essverhalten zeigen?

Sie können häufig nicht die entsprechenden Auskünfte geben, warum sie etwas nicht Essen oder Trinken. Welche Ursachen dahinter liegen, wenn Menschen mit Demenz ein ablehnendes Eß- und Trinkverhalten zeigen, kann viele Gründe haben. Auch die Umgebung während der Mahlzeiten spielt eine große Rolle, ob jemand isst und trinkt oder nicht isst und trinkt. Eine abwechslungsreiche Ernährung mit ausreichender Energie, Nährstoffen und Flüssigkeiten steht im Vordergrund für die körperliche und seelische Gesundheit. Im Alter kann das Hungergefühl abnehmen und somit äussern sich Demente erst gar nicht. Dagegen kann man appetitanregende und appetitunterstützende Nahrungsmittel anbieten.

Trotz aller Anstrengung Pflegender können Ernährungsdefizite auftreten. Menschen mit Demenz können sehr oft im Verlauf der Krankheit ein Nährstoffmangelsyndrom entwickeln. Der zunächst schleichende Verlust an Körpergewicht kann schon in der Anfangsphase durch einen erhöhten Energieverbrauch, durch einen gesteigerten unkontrollierbaren Bewegungsdrang, einsetzen. Unter der Zielsetzung, frühzeitig Probleme bei der Ernährung von Menschen mit Demenz zu erkennen, steht die Informationssammlung und die Erfassung des Ernährungszustandes, um dadurch individuelle Maßnahmen und Hilfestellungen entwickeln zu können.

Mögliche Probleme bei der Ernährung von Menschen mit Demenz

  • Ruhelosigkeit, gesteigerter Bewegungsdrang
  • Vorlieben bzw. Abneigungen, die unter Umständen nicht sprachlich zum Ausdruck gebracht werden
  • Viele Medikamente wirken sich auf den Appetit aus
  • Immobilität bzw. eingeschränkte Beweglichkeit, deshalb weniger Hunger
  • Nichterkennen von Nahrung/Speisen; ungewohnt fader Geschmack
  • Depression führt oft zu Appetitlosigkeit
  • Obstipation
  • Ablenkung durch Lärm und Hektik im Essensraum
  • Überforderung mit der Esssituation - Überstimulation
  • Verlust des Zeitgefühls, das Gefühl für Essenszeiten
  • Mangelnde Sicherheit beim Essen ( Kleckern )
  • Koordinierungsschwierigkeiten beim Umgang mit Besteck
  • Vergessen wie man Besteck benutzt
  • " Tischmanieren" gehen verloren
  • Appetitminderung
  • Betroffener isst Nicht-Essbares und Gefährliches
  • Veränderte Geschmackswahrnehmung
  • Nahrungsverweigerung bei Wahnvorstellungen oder Vergiftungsängsten
  • Fehlende Einsicht in die Notwendigkeit von Essen und Trinken
  • Aggression bei Bevormundung
  • Irritation durch Nahrungskonsistenzen (zB. im Dessert befinden sich Mandelsplitter, diese werden ausgespuckt)
  • Vergessen der Mahlzeiten
  • Zerkleinern und Schlucken nur unter Anleitung
  • Schlecht sitzende Zahnprothesen
  • Probleme im Verdauungstrakt

Individuelle Interventionsmöglichkeiten

  • Mahlzeiten sollen möglichst immer zu regelmäßigen Essenszeiten angeboten werden (zumidest in der Anfangsphase der Demenzkrankheit)
  • Schaffen einer angenehmen und ruhigen Atmosphäre
  • Individuelle Betreuung
  • Besteck nach Fähigkeiten: zB. leicht greifbares Besteck, Therapiebesteck oder alternativ Fingerfood (so werden Speisen bezeichnet, die mit der Hand gegessen werden können), weiche Kost, pürierte Kost
  • Essbiografie, Vorlieben, Abneigungen, Lieblingsspeisen und besondere Leckereien
  • Würdevoller Umgang bei Nahrungsverweigerung
  • Einfühlsamer Umgang, keine Bemerkungen über "gute Manieren" und Reinlichkeit
  • Pflegekräfte sitzen mit am Tisch, geben Hilfestellung und Handlungsimpulse
  • Einbinden in Zu- und Nachbereitung der Mahlzeit wie zu Hause
  • Mahlzeiten bezogene Aktivitäten zB. Koch AG, Back AG
  • Anbieten von verschiedenen Getränken zu jeder Zeit, darauf achten, dass genug getrunken wird (mind.1,5 Liter täglich)
  • Mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt mit Berücksichtigung des Energiebedarfs
  • Dem Mensch die Zeit geben, die er wirklich braucht, um sein Essen zu sich zu nehmen. Evtl. auf einer Wärmeplatte oder auf einem Wasserbadteller anrichten
  • Trinkrituale, feste Trinkzeiten, Trinksprüche, sich zu prosten
  • Pflegende sollen sich auf den Betroffenen einstellen und nicht den Betroffenen versuchen auf den Pflegenden einzustellen
  • Individualität respektieren
  • Selbstständigkeit fördern

Siehe auch


Quelle: Ausschnitte aus einer Projektarbeit im Rahmen einer Weiterbildung zur Fachkraft für Gerontopsychiatrie