Fast Track Surgery

Aus Familienwortschatz
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Die Fast Track Surgery ( zu deutsch: "Schnellspur - Chirurgie") ist eine bestimmte Behandlungform bzw. ein bestimmtes Vorgehen bei operativen Eingriffen der verschiedensten Fachrichtungen. Sie zielt darauf ab, die Traumata einer Operation im Körper möglichst gering zu halten und das postoperative Komplikationsrisiko zu senken, vor allem durch eine Abkürzung der Erholungsphase (Rekonvaleszenz). Der chirurgische Eingriff selbst (die Methode wurde zuerst bei Eingriffen am Colon angewandt) ist nahezu unverändert derselbe geblieben, die meisten dieser Eingriffe werden laparoskopisch durchgeführt. Jedoch lässt sich das Fast-Track-Konzept auch bei konventionellen Operationen mit Laparatomie anwenden.

Geschichte

Das Konzept wurde von dem dänischen Chirurgen Henrik Kehlet am Universitätsklinikum Kopenhagen (Dänemark) Anfang der 1990er Jahre entwickelt. Als er sein Vorgehen in medizinschen Fachzeitschriften veröffentlichte, wurde er von einer breiten Masse seiner Kollegen belächelt: Dieses Vorgehen wurde als nicht umsetzungsfähig bezeichnet. Schnell setzte sich jedoch die Erkenntnis durch, dass es sehr wohl von Vorteil ist, Patienten solch eine Behandlungsform zuzumuten. Kehlet setzte damit wieder klassische chirurgische Traditionen aus der der Zeit vor der Narkose um. Mittlerweile wird dieses Konzept auch in vielen deutschen Krankenhäusern umgesetzt.

Eckpunkte des Konzeptes

Das Trauma für den Körper möglichst gering halten bedeutet, dass die physiologischen Abläufe im Organismus möglichst wenig durch den Eingriff durcheinander gebracht werden. Beispielsweise wird eine den Kreislauf sehr belastende präoperative Lavage des Darmes mit verschiedensten Spülungen nicht mehr angewandt. Lediglich bei linksseitigen Hemicolektomien kann ein mildes Abführmittel zum Einsatz kommen. Die Narkosezeit wird auf das Minimum der Notwendigkeit verkürzt, ebenso werden Medikamente eingesetzt, die der Körper schnell abbauen kann oder die den Organismus nur minimal beeinträchtigen. Eine nahezu vollständige Schmerzausschaltung über einen intraoperativ eingesetzten Epiduralkatheters erlaubt eine rasche postoperative Remobilisation. Der Atonie des Darmes wird dadurch entgegengewirkt, dass die Patienten bis kurz vor dem Eingriff noch Flüssigkeiten zu sich nehmen können und bereits am OP-Tag selbst wieder trinken dürfen und ein schneller Kostaufbau erfolgt. Ebenfalls wird durch eine strikte Vermeidung von Opioiden zur Analgesie die Darmmotilität unterstützt, damit werden auch Übelkeit und Erbrechen weitgehend vermieden.

Somit werden bereits am OP-Tag gefürchtete postoperative Komplikationen wie Pneumonie, Thrombose, Lungenembolie, Emesis oder eine Paralyse des Darmes umschifft. Die einzige Komplikation, die man auch mit der Fast Track Surgery nicht ausschalten kann, ist die der Anastomosendeheszenz. Jedoch zeigen Studien, dass weder die frühzeitige Nahrungsaufnahme noch der Stuhlgang an sich darauf direkten Einfluss nehmen. Der Darm ist dieses Milieu gewohnt, selbst die Bauchhöhle kommt intraoperativ mit ein wenig Stuhlverunreinigung zurecht. Um für eine ausreichende Defäkation zu sorgen und der Paralyse entgegen zu wirken, wird mit Magnesium-Granulat (z.B. Magnosolv®) gearbeitet. Dieses sorgt als mildes Abführmittel für ausreichende Ausscheidung und kann, je nach Bedarf, individuell eingesetzt werden. Emesis wird für den Fall der Fälle mit Nux vomica Globuli behandelt, jedoch sorgt eine rasche Nahrungsaufnahme und milde Anästhesie für eine deutliche Reduktion der postoperativen Übelkeit. Aufgrund der Mobilisation, die bereits am OP-Tag beginnt, beugt man einer Peumonie, Thrombose oder Embolie vor. Die Lunge kann optimal belüftet werden, dafür sorgt auch die Schmerzausschaltung mit der damit verbundenen Möglichkeit tief ein- und auszuatmen. Die Muskel-Venen-Pumpe wird sofort wieder aktiviert, was die Gefahr eines thrombotischen Geschehens minimiert, gleichzeitig fördert die Mobilisation die Peristaltik.


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