Geriatrie

Aus Familienwortschatz
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Die Altersmedizin, Altersheilkunde oder Geriatrie, ist eine Teildisziplin sowohl der Gerontologie als auch der Medizin. Sie ist die Lehre von den Krankheiten bei alten Menschen. Dazu gehört unbedingt auch die Vorbeugung, Erkennung und (Nach-)Behandlung von Erkrankungen und gesundheitlichen Behinderungen alter Menschen. Die Geriatrie, die Altersheilkunde, befindet sich seit 1980 in Deutschland im Umbruch. Dieses von der übrigen Medizin aus wirtschaftlichen Gründen lange angefeindete Gebiet wird von den Ärzten zwar zunehmend akzeptiert, doch fehlt es in der BRD noch an einer überzeugenden und allseits akzeptierten Konzeption. In manchen Bundesländern befaßt sich die Geriatrie überwiegend mit der Versorgung akut kranker alter Menschen, in anderen Bundesländern dominiert die Rehabilitation.

Früher handelte es sich oft um ein Teilgebiet der Psychiatrischen Versorgung. In vielen Einrichtungen werden Akutversorgung und Rehabilitation gleichzeitig betrieben. Erforderlich wäre eigentlich ein abgestuftes System, das den unterschiedlichen Erfordernissen gerecht wird - als ein umfassendes Versorgungssystem. Die Eingangsuntersuchungen durch den Geriater zur Bedarfsanalayse und Erkennung versteckter Ursachen heißen "Geriatrisches Assessment", denn ein wichtiges Merkmal der gesundheitlichen Einschränkungen im Alter ist die Multimorbidität (gleichzeitig mehrere Krankheiten/Diagnosen).

Geschichte

Das verschwommene Bild der Geriatrie hängt eng mit der gebrochenen Tradition zusammen. Die Geriatrie hatte im deutschen Sprachraum im vergangenen Jahrhundert eine erste Blüte. C. W. Hufelands Werk "Die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern" steht dafür ebenso wie Joachim Schwalbes "Lehrbuch der Greisenkrankheiten". Die Geriatrie war die Medizin des alten Patienten, also eine "Lebensabschnittsmedizin" wie die Pädiatrie am Lebensanfang. Im Dritten Reich des Nationalsozialismus (1933-45) mit seinem "Jugendlichkeitswahn" brach diese Tradition ab.

Interdisziplinarität

Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit geht man, wie in Memory Clinic, Mobility Clinic oder der Schmerzklinik, den Ursachen der Störungen gemeinsam nach und versucht sie zu therapieren. Das Gegenteil, die Spezialklinik wie z. B. eine Stroke Unit von neuro(-chirurgischen) Kliniken kann aber durchaus sinnvoll sein. Bei der interdisziplinaritären Herangehensweise arbeiten verschiedene Fachrichtungen innerhalb eines Berufs, hier der Medizin, zusammen. Im mulitprofessionellen Team arbeiten darüber hinaus verschiedene Berufe oder Berufsgruppen eng zusammen.

Geriatrie Definition

Eine ausführliche Definition des Begriffs Geriatrie sind die folgenden „17 Dimensionen geriatrischer Medizin“, erstellt durch die Deutschen Geriatrischen Gesellschaften von 1991: Wissensmodifikation bei allgemein ausgebildeten Ärzten sei dazu erforderlich, Multimorbidität, Risikoerkennung, Senile Demenz, Einwilligungsfähigkeit und Schutz von Rechten, Psychosomatische Zusammenhänge, Hierarchisierung, Rehabilitation, Irreversibilität (Unumkehrbarkeit des Lebensprozeß´), Todesnähe, damit verbundene Polarität, Weiterversorgung gewährleisten, Umfeldbezogenheit, Angehörigenarbeit, Konsiliarwirkungen, Interdisziplinarität und der absehbare Strukturell-organisatorischer Umbruch sind diese 17 Dimensionen.

Weißbuch Geriatrie

2010 wurden für das Weißbuch Geriatrie umfangreiche und für die BRD repräsentative Daten durch den Bundesverband Geriatrie erhoben und ausgewertet, die den aktuellen Stand der geriatrischen Versorgung in Deutschland abbilden. „Mit dem Weißbuch wird der Politik und der Fachöffentlichkeit eine belastbare Erhebung als Entscheidungshilfe an die Hand gegeben“, wird der Verbandschef Professor Dieter Lüttje zitiert. Für das Jahr 2007 (dem Zeitpunkt der zuletzt verfügbaren Daten) zeigte sich eine nahezu flächenhafte Abdeckung mit geriatrischen Einrichtungen im Sinne einer wohnortnahen Versorgung (Erreichbarkeit innerhalb von 45 Minuten Fahrzeit). Den derzeitigen versorgungsrechtlichen Grenzen zwischen Rehabilitationsmedizin und Akutmedizin wird in dem Weißbuch das Modell eines integrativen „Versorgungsverbundes Geriatrie“ gegenüber gestellt,

Darin werden unzureichende und auf der Eebene der einzelnen Bundesländer unterschiedlich verteilte Kapazitäten bemängelt. Die Inanspruchnahme geriatrischer Versorgung sei bereits in der Vergangenheit kontinuierlich gestiegen, ohne dass im gleichen Maß neue Kapazitäten hinzugebaut worden seien. Der demografische Wandel, die zu erwartende Zunahme der Behandlungshäufigkeit älterer Menschen, die medizinische und medizin-technische Entwicklung sowie der Nachholbedarf jener Patienten, die bislang nicht adäquat geriatrisch behandelt würden, mache nun einen Ausbau der Kapazitäten dringend erforderlich. Besonders kritisch sei die Vergütungssituation der Ärzte in Rehabilitationseinrichtungen. Hauptursache seien dort durch die notwendige Personalintensität entstehenden hohen Personalkosten. Eine adäquate geriatrische Versorgung werde dadurch nachhaltig gefährdet, schreiben die Analysten. Deutliche Kritik wird daneben an der Aus- und Fortbildungstruktur für die in der geriatrischen Versorgung tätigen Personen geübt. Gemeint sind überwiegend die Ärzte "Die Möglichkeiten zur geriatrischen fachärztlichen Qualifikation müssen bundesweit deutlich verbessert werden." Auf die entsprechenden Probleme beim pflegerischen Nachwuchs wurde nicht eingegangen.

Weitere Begriff

Altenpflege, Alterssyndrome, Geriatrisches Assessment, Gerontopsychiatrie (als Abteilung eines PLK/PZ), häusliche Behandlung; Geriatriestation, Weiterbildung zur Leitung einer G…; Geriatrika; Geriatrisch ausgebildete Krankenschwester; Geriatrische Diagnoseeinheit; Geriatrische Fachabteilungen ; Geriatrische Gruppentherapie; Geriatrische Klinik; Geriatrische Rehabilitationskliniken ; Geriatrische Tagesklinik; Geriatrische Tageskliniken ; Geriatrische Versorgung; Geriatrische Rehabilitation; geriatrischer Patient; Geriatrisches Tageszentrum; Gero(nto)prophylaxe.

Weblinks

  • http://www.bmgs.bund.de Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung, Pressemitteilungen, auch Gesetzestexte
  • http://www.rehadat.de Informationssystem (nicht nur) zur beruflichen Rehabilitation mit Datenbanken: technische Hilfen, Praxisbeispiele, Literatur, Recht, Medien, Adressen, Einrichtungen
  • http://www.saninet.de Onlinedienst für die Hilfsmittelbranche (mit Links auf Sanitätshäuser und Hersteller) z.T. mit redaktionellen Beiträgen
  • DeStatis, dort unter Gesundheit aktuelle Zahlen und Grafiken, auch zur Epidemiologie.


Pflege

Siehe auch