Historische Phasen auf dem Weg zur Pflegetheorie

Aus Familienwortschatz
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Allgemeines

  • zwischen 1950 und 1980 Prozess der Terminologieentwicklung und systematischer Kommunikation von Konzepten und Theorien
  • F. Nightingale, (Ende 19. Jh. Anfang 20. Jh. ), erste Versuche theoretischer Überlegungen um Pflegeziele und –handlungen zu beschreiben
  • Fragen der frühen Theoretikerinnen: „Was sind Ziele von Pflege?“, „Was sollten die Ziele von Pflege sein?“
    • Pflegestudenten sollten Augenmerk auf Pflegephänomene und nicht auf medizinische Phänomen richten
  • Pflegetheorien und Konzepte als Abgrenzung von anderen Gesundheitsberufen

Phasen des Fortschritts in der Pflege

Suche nach Identität, Definition und Etablierung ihres Bereichs ‡ durchlaufen von vielen Phasen Jede Phase half der Pflege ihrer Domäne ein Stück näher zu kommen und ihre theoretische Basis zu definieren

  1. Praxisphase
  2. Ausbildungs- und Managementphase
  3. Forschungsphase
  4. Theoriephase
  5. Philosophiephase und Integrationsphase


Praxisphase

Auftrag von Pflege wurde als Bereitstellung von Versorgung und Trost definiert, um Heilung und ein Gefühl des Wohlbefindens zu fördern und eine gesunde Umwelt zu schaffen, die Leiden lindert und der Verschlechterung des Gesundheitszustands entgegenwirkt.

Nightingale im westlichen Pflegebereich:

  • Notwendigkeit der Pflege von verwundeten Soldaten
  • Gruppen von Frauen organisieren unter der Aufsicht von Feldärzten pflegerisch tätig
  • Ziel: Hygiene
  • Mittel zur Zielerreichung: Veränderung der Umgebung
  • 1946: Pflegeziele und –prozesse werden beschrieben
    • praktische Aktivitäten theoretisch vermitteln ‡ praktisches Arbeitsfeld lässt sich theoretisch beschreiben

Rofaida Bent Saad Al-Islamiah im östlichen Pflegebereich:

  • organisierte Gruppen von Frauen zur Pflege von Verwundeten
  • Hygiene und Umgebungsbedingungen waren wichtig
  • führte spezielle versetzbare Zelte ein, wo die Versorgung stattfand
  • prägte die 1. Hilfe, Notfallversorgung und die Langzeitbegleitung des Heilungs- und Pflegeprozesses
  • kümmerte sich um Patienten
  • Schulung von Frauen in 1. Hilfe, Notfallversorgung und Krankenpflege

Gemeinsamkeiten der beiden Damen:

  • Initiiert wurde Krankenpflege und Versorgung von verwundeten Soldaten von Frauen
  • organisierten andere Frauen, um zu pflegen
  • überwachten und gestalteten die Umgebung, in der gepflegt wurde
  • leisteten 1. Hilfe
  • stellten Langzeitpflege sicher
  • Hauptaugenmerk auf
    1. pflegerischer Fürsorge
    2. Heilung
    3. Förderung einer gesunden Umgebung
    4. Ausbildung anderer Pflegekräfte


Ausbildungs- und Managementphase

  • der Schwerpunkt während dieser Phase lag auf der Entwicklung der funktionellen Rollen von Pflegekräften
  • Pflegekräfte stellten Fragen über die Domäne von Pflege
  • „Was ist Pflege?“, „Worin unterscheidet sich die Arbeit von Pflegekräften unterschiedlicher Ausbildungsgrade?“
  • Formulierung des Kernstücks von Pflegetheorie entstand dadurch
  • Konzentration auf Lehre und Ausbildung hat den Weg für die weitere Entwicklung von pflegetheoretischem Denken bereitet.


Forschungsphase

  • Konzentration auf Ausbildungen und Curricula führte dazu, dass sich vermehrt Lehrer für die Forschung interessierten
  • Feststellungen: ohne Forschung und systematisches Hinterfragen kann die Ausbildung von Pflegekräften nicht verbessert werden
  • Forschungsinteresse ging aus Fragen der Ausbildung und der evaluativen Prozesse hervor und konzentrierte sich auf diese
  • 1. Zeitschrift über Pflegeforschung: Nursing Research (USA, 1952)
  • Mitte der 50er Jahre: SREB (Südlich regionale Ausbildungskommission)
  • Mitte der 60er Jahre: WCHEN (Westlicher Rat für höhere Pflegeausbildung)
    • Ziele:
      1. Verbesserung der Pflegeausbildung
      2. Steigerung der Produktivität von Pflegeforschung
      3. Steigerung der Forschungsqualität
      • Aufstellung von Kriterien zur Beurteilung wissenschaftlicher Veröffentlichungen ‡ unpersönliche Auswertung eines Forschungsprodukts durch einige objektive Kriterien
      • Motto: „Wer schreibt, der bleibt“
      • Erste Versuche wurden mit sehr harter Kritik belegt
      • Ergebnis der universitären Anbindung:
      • Objektivität
      • distanzierte, überprüfende Überwachung
      • diese Phase hat viel zum heutigen Stand der Pflegewissenschaft beigetragen
      • Beginn der Lehre der Forschungsmethoden, Statistik, Instrumente usw.

Theoriephase

  • pflegerische Praxis sollte theoriegeleitet sein
  • Streit über die Zugehörigkeit zu Fachrichtungen (Medizin, Biologie, Naturwissenschaft)
  • Pflege widersetzt sich der Vereinnahmung durch die Medizin
  • Pflege kann nicht auf eine einzige Wissenschaft reduziert werden
  • Pflege ist komplex und braucht echte inhaltliche methodische Autonomie
  • Analog dazu Philosophie im 18. und 19. Jh.
  • Pflegekräfte übernahmen für Einschätzung und Intervention auch Konzepte und Aussagen anderer Paradigmen
  • Theorien wurden als Antwort auf die Unzufriedenheit mit einzelnen Forschungsergebnissen entwickelt
  • neu entstandene Theorien befasste sich mit der Natur des menschlichen
  • Wesens in Interaktionen und Transaktionen mit dem Gesundheitssystem, aber auch mit dem Problemlösungsprozess und den Entscheidungen bei Einschätzung und Intervention
  • Theorien boten den weit gesteckten intellektuellen Bestrebungen und grundlegenden Erklärungsaufgaben der Pflege die Möglichkeit von Verständigung
  • neu aufkommende Theorien wurden für die Entwicklung von Ausbildung und Curricula verwendet und wissenschaftliche Energien somit verschwendet
  • das theoretische Rahmenkonzept der Ausbildung konnte in die Praxis nicht integriert werden
    • zu geheimnisvoll
  • Fragen, die in dieser Phase unbeantwortet blieben:
    1. welchen grundsätzlichen Prozess repräsentiert Pflege?
    2. was sind die Messeinheiten der Analyse?
    3. welches sind die Pflegeziele
    4. welches sind die erwünschten Ergebnisse
    5. in welcher Relation stehen Pflegeinterventionen zu den gewünschten Ergebnissen?
  • Frage nach dem leitenden Paradigma oder nach universeller Theorie, die alle Dimensionen der Pflege abdeckt!
  • Wichtig: nicht auf Allgemeingültigkeit bestehen, sondern sich den Konzepten Schritt für Schritt annähern
  • Mehrere Theorien anerkennen und Wissenschaft als Prozess betrachten ‡ Zeichen der Reife
  • keine Theorien deckte alle Aspekte der Pflege ab
    • Pflegetheorien werden von Pflegekräften ignoriert/vermieden, Verweigerung diese anzuwenden ‡ Entstehung eines Mythos
  • Pflegerische Standpunkte dieser Zeit:
    1. Akzeptanz der Komplexität von Pflege und der Unvermeidbarkeit mehrerer Theorien
    2. Akzeptanz der Notwendigkeit, die Hauptaussagen unterschiedlicher Theorien zu überprüfen und zu erhärten und vorher keine davon fallen zulassen
    3. die Vorstellung, dass Konzepte und Theorien, die dann noch übrigbleiben, durch den Kumulationseffekt zur Basis für die Entwicklung einer spezifischen Perspektive werden



Merkmale der ersten Phasen der Theorieentwicklung

  • Verwendung externer, theorieleitender Paradigmen
  • Unsicherheit über Phänomene des Fachgebiets
  • einzelne unabhängige Theorien
  • Trennung zwischen Forschung, Praxis und Theorie
  • Suche nach konzeptueller Kohärenz
  • Theorien werden für Curricula benutzt
  • das Ziel der Entwicklung eines einzigen Paradigmas steht im Vordergrund


Philosophiephase

  • überwiegend Fragen über das Wesen von Pflegewissen
  • Philosophie als Versuch, die philosophischen Prämissen zu verstehen, die Pflegetheorie und –forschung zugrunde liegen
  • Philosophische Fragestellungen als legitime Möglichkeit zur Weiterentwicklung von Pflegewissen
  • erkenntnistheoretische Vielfalt wurde jetzt akzeptiert
  • Notwendigkeit von ethischer, logischer und erkenntnistheoretischer Fragestellungen anerkannt
  • Phase ist auch durch wissenschaftliche Reife geprägt
  • Erkennen der Schwierigkeit, Pflegephänomene mit den bestehenden Instrumenten zu erfassen
  • zu Beginn der Phase: Diskussionen über die verschiedenen Wege des Wissens in der Pflege; über die Empirie hinausgehen
  • aktuelle Fragen befassten sich mit den Werten und der Bedeutung des Wissens, weniger mit Struktur und Anspruch von Wissen
  • Komponenten dieses Stadiums:
    1. Ontologie
    2. Epistemologie
  • Fragen über Werte, Bedeutungen und Realitäten stellen und beantworten mit unterschiedlichen philosophischen und theoretischen Grundlagen


Integrationsphase

Charakterzug 1:

  • der intensive Dialog und Diskurs zur Identifikation logischer Strukturen des Fachgebiets Pflege als Ganzes und der einzelnen Spezialisierungen. Diese Strukturen umfassen:
    • pflegerisches
    • wissenschaftliches
    • theoretisches
    • philosophisches und
    • klinisches Wissen, das sich mit dem Bereich Pflege und seinen Phänomenen befasst
  • findet in AG’s, Fachzeitschriften, Konferenzen statt

Charakterzug 2:

  • Entwicklung von Studienprogrammen
  • Befassen sich mit Integration von Theorie, Forschung und Praxis
  • z. B. Umwelt und Gesundheit, usw.


Charakterzug 3:

  • Auswertung verschiedener Pflegeaspekte durch Pflegewissenschaftler aus Klinik, Lehre, Theorie und Forschung
  • Auswertung umfasst auch Beschreibung, Analyse und Kritik


Charakterzug 4:

  • mehr Aufmerksamkeit auf die Strategien der Wissensentwicklung
  • Aspekte wie Ganzheitlichkeit, Verhaltensmuster, Erfahrungen und Sinn


Charakterzug 5:

  • Das Bemühen um die Entwicklung von Theorien, die sich auf bestimmte Pflegephänomene anwenden lassen
  • gleiche Aufmerksamkeit auch für allgemeine Phänomene


Charakterzug 6:

  • systematische Rückbesinnung auf philosophische und theoretische Fundamente, von denen die Definitionen und Konzeptualisierungen zentraler Gedanken der Disziplin geleitet wurden

Literatur

Weblinks


siehe auch