Gicht

Aus Familienwortschatz
(Weitergeleitet von Hyperurikämie)
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Die Gicht (Hyperurikämie; Urikopathie, alte Bezeichnung war Zipperlein. Das Zipperlein ist also ursprünglich kein Sammelbegriff für verschiedene (Alters-)Beschwerden sondern eine relativ häufige Alterskrankheit.) Podagra ist alter Name des akuten Gichtanfalls im Großzehengrund- oder -endgelenk. Gicht ist eine Purin-Stoffwechselerkrankung, bei der Harnsäure im Gewebe abgelagert wird und dort lokale Entzündungen hervorruft. Sie verläuft meist in Schüben und tritt vorwiegend bei Männern im mittleren Alter auf. Vor allem einzelne Gelenkkapseln und beim chronischen Verlauf ist das Nierengewebe betroffen. Die langfristige Schädigung des Ausscheidungsorgans Niere führt letztlich zur Niereninsuffizienz.

Ursache

Symptome

Akuter Gichtanfall

  • plötzlich - meistens in der Nacht - auftretende, sehr heftige Gelenkschmerzen
  • Rötung, Schwellung und Druckschmerzhaftigkeit der betroffenen Gelenke
  • am Anfang ist oft ein Großzehengrundgelenk befallen, später auch andere Gelenke an Fuß oder Hand.

Chronische Phase

Bei fehlender / nicht ausreichender Therapie:

  • an den befallenen Gelenken entwickelt sich eine chronische Arthritis mit Deformierungen
  • Ablagerung von Harnsäurekristallen als "Gicht-Knoten" (Tophi), häufig an den Ohrmuscheln, über erkrankten Gelenken oder in den Nieren
  • Schädigung der Niere durch Ablagerung von Harnsäure im Nierengewebe und Bildung von Harnsäuresteinen in den ableitenden Harnwegen.


Therapie

Akuter Anfall

  • Medikamente zur Entzündungshemmung (NSAR oder Cortison)
  • Colchicin (nicht unbedingt mehr zeitgemäß)
  • Ruhigstellung der Gelenke
  • feuchte, kühle Umschläge
  • Diät: Vermeiden von Eiweißarten, bei deren Abbau viel Harnsäure entsteht. Kein Alkohol, kein Kaffee, wenig Fleisch

Chronische Phase

Ernährung, Lebensmittel

Die Harnsäurebildung kann durch Lebensmittel positiv (verringernd) oder negativ (verstärkend) beeinflusst werden.

  • hohe Harnsäurekonzentration, d. h. über 200 mg in 100 g enthalten: Forelle, Hering, Sprotten, Grillhähnchen, Leber, Niere, Kalbsbries, Kernfleisch, Fleischbrühe, Suppenwürfel und Bäckerhefe[1]
  • mittlere Harnsäuremenge, d. h. 80–150 mg/100 g sind in: Schollenfilet, Bierschinken, Muskelfleisch (Rind, Schwein, Huhn, Wild), Hülsenfrüchte und Erdnüsse[2]
  • keine oder sehr wenig Harnsäure, d. h. 0–50 mg/100 g, enthalten: Milch, Joghurt, Ei, Kürbis, Paprika, Kartoffel, Apfel, Vollkornbrot, Weißbrot und Käse[3] Allerdings sind Milchprodukte häufig mit Fructose angereichert. Bei der Umwandlung nach dem Verzehr fällt Inosinmonophosphat (IMP) an, das über den Purinabbau die Konzentration der Harnsäure im Körper ansteigen lässt.[4]
  • Bei Getränken sind vorrangig Bier mit 10–23 mg pro 100 ml und Cola-Getränke mit etwa 10 mg pro 100 ml als Purinquelle zu berücsichtigen. Die in Kaffee, schwarzem Tee und Kakao enthaltenen Purine werden nicht zu Harnsäure abgebaut.

Literatur

  • Tausche, Anne-Kathrin et al: Gicht – aktuelle Aspekte in Diagnostik und Therapie. In Dtsch. Ärzteblatt Int 2009:106(34-35):549-55 (online}

Weblinks

Zitatnachweise

  1. Bayerisches Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz: Tabelle der Lebensmittel mit hohem Harnsäuregehalt.
  2. Bayerisches Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz: Tabelle der Lebensmittel mit mittlerem Harnsäuregehalt.
  3. Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz:Tabelle der Lebensmittel mit sehr geringem Harnsäuregehalt.
  4. Duk-Hee Kang, Richard J. Johnson: Hyperuricemia, Gout, and the Kidney. In: Robert W. Schrier: Diseases of the kidney & urinary tract. 8. Auflage, Lippincott Williams & Wilkins, 2007, ISBN 978-0-7817-9307-0, S. 1986–1988.