Inkontinenz

Aus Familienwortschatz
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Hautpflegeprodukte bei Inkontinenz
Externes wiederverwendbares Harnableitungssystem

Kontinenz bedeutet das willentliche Zurückhalten-Können von Urin und/oder Stuhl bis zum Erreichen einer Toilette. Auch der Zeitpunkt der Entleerung kann weitgehend selbst bestimmt werden. Wenn diese Funktion des Erwachsenen gestört ist, spricht man von Inkontinenz, genauer Harn- oder Stuhlinkontinenz.

Das Wort Inkontinenz leitet sich ab vom lateinischen Wort "Continentia" (= das Zurückhalten). "Incontinentia" würde dann mit "Unvermögen beim Zurückhalten" zu übersetzen sein.

Tritt dagegen das Einnässen nur Nachts auf, so spricht man von Bettnässen (Enuresis). Das Bettnässen kann sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen vorkommen. Das Einkoten (Enkopresis) tritt fast nur bei Kindern auf und auch fast nur tagsüber, während Erwachsene davon eher selten betroffen sind (im Zusammenhang mit Tumoren oder Durchfall).


Pflegerisch geht es bei dem Thema um Maßnahmen zur ATL Ausscheiden.

Unanständige Ausdrücke?

Die Fachsprache kennt natürlich keine unanständigen Ausdrücke. Aber für gesunde Erwachsene kann es sich hier bereits um Tabu-Wörter handeln, die nur ungern gebraucht werden.

Typische Fehlannahmen

M. Thomsen beschreibt fünf typische Fehlannahmen zur Inkontinenz:

  1. Verringerung des Trinkvolumens ergibt weniger Inkontinenz
  2. Unsachgemäße Entfernung des Dauerkatheters als "Auslassversuch"
  3. Fehlendes Vertrauen in die Möglichkeiten des Beckenbodentrainings
  4. Falsch angelegtes Toilettentraining ergibt Frust
  5. Kontinenzprofile nicht als Rasenmäher für die Geduld des Pflegepersonals benutzen

Zu 1.: Er weist darauf hin, dass die Verringerung des Trinkvolumens ein erhöhtes Infektrisiko ergibt. Außerdem produzieren die Nieren natürlich kontinuierlich Harn. Da müßte jemand schon sehr ausgetrocknet sein, dass gar nichts mehr in der Blase und damit im ständig geöffneten Urinbeutel ankommt.

Zu 2.: Thomsen reklamiert zum einen die zu lange Liegezeit von Latexkathetern, aber vor allem das fehlende Blasentraining vor dem Entfernen des Dauerkathetern. Dadurch hat der Patient dann zwangsläufig keine willkürliche Kontrolle über seine Blase und bekommt eine Inkontinenz sozusagen angedichtet. Warum wird bei Trägern des Dauerkatheters eigentlich nicht mehr automatisch das Blasentraining durchgeführt? Ist das Wissen darum verloren gegangen?

Zu 3.: Der Zusammenhang zwischen fehlendem Beckenbodentraining und dem mangelnden Glauben an seine Wirkung bei professionell Pflegenden beschreibt Thomsen als Teufelskreis. Und natürlich ist die Durchführung eines Beckenbodentrainings mit jemand, der unter Inkontinenz leidet, nicht einfach. Trotzdem hat es eine relativ hohe (Teil-)Erfolgsquote bei den Patienten ohne Demenz.

Zu 4.: Pflegende sollten den Unterschied zwischen Toilettentraining (regelmäßiges Aufsuchen der T.), Blasentraining (Füllungszustand der Blase / Gefühl für die gefüllte Blase erhalten) und dem reflektorischen Reiz auf die Muskulatur, um die Miktion auszulösen, bekannt sein. Sonst hat der Patient kaum eine Chance, eine evtl. nur vorübergehende Inkontinenzform auch wieder loszuwerden.

Zu 5.: Das Notieren der Inkontinenzsymptome = Kontinenzprofil macht nur Sinn, wenn Pflegende und Ärzte die verschiedenen Inkontinenzformen unterscheiden können. Denn auch eine Verbesserung des Leidens um einen Teilschritt (Ziel des Exp.standards ! ) setzt diese Kenntnisse voraus. Zum Beispiel können ja auch zwei Ziele abhängig von der Tageszeit tagsüber und für die Dauer der Nacht verfolgt werden. Ohne gute Kenntnisse geht es aber immer in die Hose. Allerdings nicht bei diesen Profis sondern bei den auf sie vertrauenden Patienten. Beratung von Inkontinenz-Patienten ist nicht einfach und darf nicht bei der Empfehlung von kostengünstigen Einlagen stehen bleiben. Die Zusammenarbeit von Pflegenden und Ärzten auf der Grundlage des vorhandenen Wissens über die Inkontinenz-Formen ist gefordert. Denn nur zu oft hat ein Patient eine Mischung aus zwei Formen.

Siehe auch

Literatur

  • Ingo Füsgen, W Barth (1987 und folg. J.): Inkontinenzmanual. Diagnostik, Therapie, Wirtschaftlichkeit. Springer, Berlin u a.
  • Daniela Hayder, Elke Kuno, Margit Müller (Hrsg.): Kontinenz - Inkontinenz - Kontinenzförderung. Praxishandbuch für Pflegende, 2008; ISBN 9783456845449
  • Cornelia Stolze: Der quälende Drang. In: Die Zeit, 01.12.2005, Nr.49. (Zur Belastungs- und Dranginkontinenz: Wer an Inkontinenz leidet, redet ungern über seine Krankheit. Mit Zellinjektionen und Beckenbodentraining lässt sich das Problem jedoch in vielen Fällen lösen.)
  • Michael Thomsen: Die großen Inkontinenz-Irrtümer. Pflegezeitschrift 10/2010, S. 596-599.

Weblinks