Blasenkatheter

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Katheter (griech. καθíημι hinabschicken, -werfen, -schleudern) sind Röhrchen oder Schläuche verschiedenen Kalibers aus Kunststoff, Latex, Silikon, Metall oder Glas, mit denen Hohlorgane wie Harnblase, Magen, Darm, Gefäße usw. aber auch Ohr und Herz sondiert, entleert, gefüllt oder gespült werden können. Dies geschieht aus diagnostischen (untersuchungsbedingten) oder therapeutischen (behandlungsbedingten) Gründen.


Historisches

Schon um das Jahr 3000 v. Chr. wurden in Ägypten Sonden bzw. Katheter aus Zinn und Bronze hergestellt und ebenso wie auch in Indien Instrumente aus Schilfrohr, Strohhalmen oder eingerollten Palmblättern zum Katheterisieren verwendet wurden.

Im Altertum waren Möglichkeiten bekannt, Störungen der Blasenfunktion durch Katheter zu beheben. Die ältesten Katheter waren aus Metall (Bronze) gefertigt, sie stammen aus Funden in Pompeji. Zur Aufdehnung der Harnröhre verwendete Oribasios aus Pergamon (325-403 n. Chr.) Pergament, das er um einen Gänsekiel wickelte. Dieses Stäbchen führte er in die Harnröhre ein und lies es drei Tage liegen. Durch die Feuchtigkeit der Harnröhre quoll das Pergament auf und erweiterte die Harnröhre dadurch. Später wurden Bronzekatheter gelegt.

Paulus von Ägina beschrieb um 340 n. Chr. eine Methode der Blasenspülung. Hierzu wurde eine mit Flüssigkeit gefüllte Rinderblase an einen Bronzekatheter befestigt.Durch Druck auf die Rinderblase konnte man die Blase des Patienten ausspülen. Der arabische Arzt Albukassin verwendete um das Jahr 1000 n. Chr. eine Stempelspritze.

Erst im 19. Jahrhundert wurden verschiedenartig geformte Katheter aus vulkanisiertem Kautschuk von Amussat (1796-1852), Maisoneuve (1809-1894), Nelaton (1807-1873) und Mercier (1811-1882) gefertigt. Couvelaire (1903) entwickelte nach damaliger Sicht einen Spezialkatheter, der neben dem Tiemann-Katheter heute noch oft Anwendung findet. Einen Katheter, der durch seine Konstruktion sich selbst in der Blase hält, hat Leopold Casper (1859 1959) entwickelt. Im Jahr 1927 erfand der amerikanische Urologe F. Foley (1891-1966) den heute allgemein als Dauerkatheter eingesetzten Ballonkatheter, international als Foley-Katheter bezeichnet.

Die Kathetermaterialien machten gerade in den letzten Jahren eine sehr interessante Entwicklung durch. In der Frühzeit wurden nur starre Materialien wie Metall oder Glas verwendet, später dann Gummi, der heute zunehmend durch andere flexible Stoffe wie Latex, PVC und Silikon ersetzt wurde. Katheter neuster Generation werden häufig mit einer hydrophilen Beschichtung versehen, um das Einführen für den Patienten so angenehm wie möglich zu machen. Auch werden Katheter zur Langzeitanwendung mit hauchdünnen Beschichtungen aus diamantähnlichem Kohlenstoff (diamond-like carbon oder DLC) versehen und können so verhindern, dass sich auf Dauerkathetern im Harntrakt gefährliche Bakterienbiofilme bilden. Die beschichteten Katheter gleiten zudem mit erheblich weniger Reibung in die Harnröhre, sehr zur Freude der Mediziner, vor allem aber der Patienten, die die Prozedur dadurch als deutlich weniger unangenehm empfinden.

Katheterarten

Datei:Blasenkath Zeich01.jpg
Einmalkatheter:
1=Tiemann, 2=Nelaton,3=Mercier

Dauerkatheter:
4=Tiemann, 5=Nelaton, 6=Mercier
Datei:Katheterstopfen-1.jpg
Katheterstopfen

Je nach Anforderung kommen unterschiedliche Katheterarten zum Einsatz. Die Palette reicht vom einfachen Einmalkatheter aus PVC bis hin zum Dauerkatheter aus Vollsilikon der Suprapubisch oder Transurethral gelegt wird.

Bauarten

Aber nicht nur zwischen unterschiedlichen Materialien und der Anwendungsart wird bei den Kathetern unterschieden, sondern auch in der Bauart. Heute sind die Nelaton, Tiemann, Mercier und Foley Katheter am häufigsten verwendet, etwas seltener kommen die Katheter nach Couvelaire, Dufour und Frohmüller zum Einsatz. Einwegkatheter werden in der Regel als 1-Wege-Katheter hergestellt, während Dauerkatheter mindestens 2-Weg-Katheter sind, da ein Kanal zun Füllung des Ballons benötigt wird. Gelegentlich kommen auch 3-Weg-Katheter zum Einsatz, sie werden dann zur Verabreichung von Medikamenten direkt in die Blase oder zu Blasenspülungen verwendet.

Die Katheter werden auch mit verstärkter Wandung angeboten, um sie z.B. bei Hämaturie oder als Tamponadekatheter einzusetzen. Bei den Dauerkathetern nach Foley kommen auch andere Katheterspitzen z.B. nach Tienmann, Dufour, usw. zum Einsatz. Die Dauerkatheter nach Pezzer, Malecot oder Casper kommen heute praktisch nichtmehr zum Einsatz, da sie sehr unhandlich in ihrer Anwendung waren.

Eine relativ neue Katheterform ist nach dem bekannten Urologen Manfred Stöhrer benannt. Dieser Kathetertyp wird zunehmend für Patienten eingesetzt, die wegen einer neurogenen Blasenentleerungsstörung sich mehrmals täglich katheterisieren müssen (ISK). Aufgrund der besonderen Bauform ist hier die Reizung der Harnröhrenschleimhaut auf ein Minimum reduziert.

Nelaton
Der Katheter mit Nelatonspitze ist der wohl am häufigsten verwendete Kathetertyp. Er besitzt eine geschlossene Hohlspitze mit zwei gegenüberliegenden Augen bzw. vier versetzte Augen. Dieser Kathetertyp kann sowohl für weibliche als auch für männliche Patienten verwendet werden.
Tiemann
Der Tiemannkatheter besitzt eine gebogene konisch zulaufende Hohlspitze die am Ende leicht verdickt ist. Der Tiemannkatheter besitzt in der Regel nur ein Auge. Durch seine Form eignet er sich besonders zur Katheterisierung der männlichen Harnblase, da die Spitze den Katheter besser durch die Harnröhre führt. Für weibliche Patienten ist er weniger geeignet.
Mercier
Der Katheter nach Mercier ist in der Form fast wie der Tiemannkatheter aufgebaut, nur dass seine Hohlspitze nicht konisch zuläuft und er zwei versetzte Augen besitzt.
Couvelaire
Der Katheter nach Couvelaire besitzt eine vorne offene Flötenspitze mit zwei seitlichen Augen. Wegen seiner großen Öffnung an der Spitze wird er häufig für Blasenspülungen verwendet, bei denen mit Verunreinigungen des Urins z.B. durch Harngries oder Teilen von Steinen zu rechnen ist.
Dufour
Der Katheter nach Dufouer ist fast so geformt wie ein Tiemannkatheter, nur dass er zwei versetzte Augen und eine vorne offene Flötenspitze besitzt. Diese Katheterform kommt bei männlichen Patienten zur Verwendung, siehe auch beim Katheter nach Couvelaire.
Frohmüller
Auch für männliche Patienten ist der Katheter nach Frohmüller gedacht. Er besitzt eine geschlossene Hohlspitze mit drei seitlich versetzten Augen. Die Spitze ist wie beim Tiemannkatheter etwas gebogen, verjüngt sich aber nicht im Durchmesser.
Foley
Der Katheter nach Foley ist eigentlich ein Katheter mit Nelatonspitze, nur dass er einen Ballon zur Fixierung des Katheters in der Blase besitzt. Es werden aber auch andere Katheterformen (z.B. Tiemann) als Foleykatheter verwendet.
Pezzer
Der Katheter nach Pezzer verfügt zur Fixierung des Katheters in der Blase am Ende eine pilzförmige Erweiterung. die Hohlspitze ist vorne verschlossen, die pilzförmige Verdickung besitzt auf der Vorderseite zwei Augen. Dieser Katheter wird heute praktisch nicht mehr verwendet, da er nur mithilfe eines Stabes eingeführt werden konnte, der den pilzförmigen Teil spannte.
Malecot
Der Katheter nach Malecot eine ähnliche Kopfform wie der Katheter nach Casper. Er verfügt Vorne über zwei Flügel, die nur mit einem Stab gespannt werden konnten. Dieser Katheter findet heute praktisch keine Verwendung mehr.
Casper
Der Katheter nach Casper hat eine Kopfform ähnlich einem vierflügeligen Quirl und wird dadurch in der Blase fixiert. Dieser Katheter findet heute praktisch keine Anwendung mehr, da er nur mithilfe eines Stabes eingeführt werden konnte, der den Vorderteil des Katheters spannte.
Stöhrer
Ein relativ neuer Katheter ist der Stöhrer-Katheter. Die Besonderheit dieses Katheters liegt in seiner flexieblen Spitze, die konisch zuläuft und am Ende eine kleine kugelförmige Verdickung besitzt. Durch diese Spitze lässt sich der Katheter besonders leicht in die Harnröhre einführen, da ein geringerer Druck an der Spitze auf die Harnröhrenschleimhaut ausgeübt wird. Neu an diesem Katheter sind auch die speziell geformten Augen, die eine Verletzung der Schleimhaut auf ein Minimum begrenzen.

Einmalkatheter

Die Einmalatheter bestehen meistens aus PVC, PU oder Silikon und unterscheiden sich in ihrer Form der Spitze nach z.B. Tiemann, Nelaton oder Oliv. Die Länge der Katheter wird in cm angegeben. Der Durchmesser wird in Charrière angegeben (1 CH = 1/3 mm Durchmesser). Zum Gebrauch der Einmalkatheter wird noch ein Gleitgel benötigt, das entweder getrennt geliefert wird oder aber bereits auf dem Katheter aufgetragen wurde. Einmalkatheter neuster Generation sind mit einem speziellen Gleitmittel beschichtet, das mithilfe einer sterilen NaCL Lösung aktiviert wird.


Einmalkatheter für diagnostische Zwecke
Einmalkatheter für diagnostische Zwecke sind steril verpackte Katheter zur intermittierenden Selbst- oder Fremd-Katheterisierung und dienen der einmaligen Anwendung z.B. bei einem Harnverhalt oder zur Uringewinnung für Laborzwecke und zur Notfallversorgung in Arztpraxen. Diese Katheter sind wegen ihres Traumatisierungspotentials nicht geeignet für Patienten, die sich dauerhaft mehrmals täglich katheterisieren müssen. Diese Katheter können nicht aus der Verpackungshülle heraus eingeführt werden und müssen somit mit sterilen Handschuhen und Pinzette (Katheterset) verwendet werden.
Nicht gebrauchsfertige ISK Katheter (atraumatisch)
Diese nicht gebrauchsfertige Einmalkatheter sind steril verpackte Katheter zur intermittierenden Selbst- oder Fremd-Katheterisierung. Atraumatische Katheter sind für das wiederholte Katheterisieren über einen längeren Zeitraum geeignet. Besondere Merkmale dieser Katheter sind eine atraumatische Spitze und atraumatische Katheteraugen ohne scharfe Kanten, eine Oberfläche, die zusammen mit den für sie bestimmten Gleitsubstanzen ein Optimum an Gleitfähigkeit besitzen. Diese besonderen Eigenschaften vermindern das Verletzungsrisiko der Harnröhre und das Infektionsrisiko. Die Verpackung der Katheter ist so beschaffen, dass ein Einführen ohne Berührung und ohne zusätzliche Handschuhe aseptisch erfolgen kann. Diese Katheter sind für den überwiegend häuslichen Gebrauch gedacht. Zum Gebrauch der Einmalkatheter wird noch ein Gleitgel benötigt. Katheter mit einer hydrophilen Beschichtung benötigen zur Aktivierung der Gleitschicht eine sterile NaCl Lösung.
Gebrauchsfertige ISK Katheter (atraumatisch)
Diese gebrauchsfertige Einmalkatheter sind steril verpackte Katheter zur intermittierenden Selbst- oder Fremd-Katheterisierung. Atraumatische Katheter sind für das wiederholte Katheterisieren über einen längeren Zeitraum geeignet. Besondere Merkmale dieser Katheter sind eine atraumatische Spitze und atraumatische Katheteraugen ohne scharfe Kanten, eine Oberfläche, die zusammen mit den für sie bestimmten Gleitsubstanzen ein Optimum an Gleitfähigkeit besitzen. Diese besonderen Eigenschaften vermindern das Verletzungsrisiko der Harnröhre und das Infektionsrisiko. Die Verpackung der Katheter ist so beschaffen, dass ein Einführen ohne Berührung und ohne zusätzliche Handschuhe aseptisch erfolgen kann. Diese Katheter sind für den überwiegend häuslichen Gebrauch gedacht. Zum Gebrauch ist der Katheter bereits mit einem Gleitgel beschichtet oder es wurde der sterilen Verpackung beigelegt. Bei Katheter mit einer hydrophilen Beschichtung zur Aktivierung der Gleitschicht ist eine sterile NaCl Lösung bereits in der sterilen Verpackung beigefügt.
Einige Modelle dieser Katheter verfügen über einen direkt am Katheter angeschlossenen Auffangbeutel mit einem Fassungsvermögen von mindestens 700 ml, in dem der Urin gesammelt werden kann. Daher sind diese Katheter für den überwiegend mobilen Gebrauch z.B. bei berufstätigen Patienten oder Personen die häufig unterwegs sind, besonders geeignet.
Spezielle Einmalkatheter
Spezielle Einmalkatheter mit einem Luer-Lock Anschluss sind steril verpackte Katheter zur intermittierenden Selbst- oder Fremd-Katheterisierung und dienen der einmaligen Anwendung. Diese Katheter werden verwendet, wenn die Blase für diagnostische Zwecke mit bestimmten Lösungen zur Behandlung oder Blasenspülung mit speziellen Applikationssets verbunden werden. Spezielle Katheter zur Dilatation der Harnröhre bei Harnröhrenstrikturen sind genauso aufgebaut wie die atraumatischen Katheter, nur dass sie keine Katheteraugen besitzen.

Transurethrale Dauerkatheter

Die transurethralen Dauerkatheter werden je nach Anwendungsdauer und Anwendungsart als silikonisierte Latex-Ballonkatheter oder als Ballonkatheter aus Vollsilikon geliefert. Ballonspülkatheter werden als 3-Wegekatheter verwendet. Die Ballonkatheter werden mit einer Spitze nach z.B. Tiemann, Nelaton oder Oliv geliefert. Die Länge der Katheter wird in cm angegeben. Der Durchmesser wird in Charrière angegeben (1 CH = 1/3 mm Durchmesser).


Silikonisierte Latex-Ballonkatheter
Silikonisierte Latex-Ballonkatheter sind steril verpackte Katheter und dienen der Dauerableitung von bis zu 5 Tagen. Diese Katheter werden verwendet, wenn die Blase für kurze Zeit entlastet werden soll. Dabei ist darauf zu achten, dass der Patient unter keiner Latexallergie leidet. Ein zusätzlicher Anschluss (Ballonspülkatheter) ermöglicht es, über den eingelegten und geblockten Katheter bestimmte Lösungen zur Blasenspülung oder Medikamente in die Blase zu bringen, ohne dass die Verbindung zwischen Katheter und Auffangbeutel unterbrochen werden muss.
Vollsilikon Ballonkatheter
Vollsilikon Ballonkatheter sind steril verpackte Katheter und dienen der Dauerableitung von bis zu 6 Wochen. Diese Katheter werden verwendet, wenn die Blase über einen längeren Zeitraum entlastet werden soll. Ein zusätzlicher Anschluss (Ballonspülkatheter) ermöglicht es, über den eingelegten und geblockten Katheter bestimmte Lösungen zur Blasenspülung oder Medikamente in die Blase zu bringen, ohne dass die Verbindung zwischen Katheter und Auffangbeutel unterbrochen werden muss.


Suprapubische Katheter

Während für eine kurzfristige Harnableitung über 1-5 Tage ein über die Harnröhre eingeführter transurethraler Dauerkatheter verwendet werden kann, sollte für die längerfristige oder definitive (endgültig)Dauerableitung ein suprapubischer Katheter verwendet werden. Gelegentlich wird der suprapubische Katheter auch zu diagnostischen Zwecken z.B. bei einer urodynamischen Untersuchung eingesetzt, um den Grad der Inkontinenz genauer bestimmen zu können, da ein transurethral eingelegter Katheter die Funktion des Schließmuskels ggf. beeinflussen kann. Der suprapubische Katheter wird in örtlicher Betäubung oberhalb des Schambeins durch die Bauchdecke hindurch in die Blase eingebracht. Hier werden generell Katheter aus Vollsilikon in Charrière 10 - 18 verwendet.

Kathetergrößen

Die Katheter werden in unterschiedlichen Größen von Charrière 6 - 30 und in Längen von 20 - 40 cm angeboten und sind durch einen Farbcode oder durch den Aufdruck der Größe gekennzeichnet. Seit kurzem stehen auch spezielle Katheter für Frauen zur Verfügung, die nur etwa 10 cm lang und daher nicht viel größer als ein Lippenstift sind.


Häufig verwendete Längen:
Katheter für Männer: 40 cm
Katheter für Frauen: 20 cm
Katheter für Kinder: 30 cm


Übliche Kathetergrößen:
Männer: 12 - 16 Charr. (in der Urologie eher 16 - 22Char.)
Frauen: 14 - 18 Charr.
Kinder: 6 - 10 Charr.


Farbcodes
Charr. Farbe Charr. Farbe Charr. Farbe
6 = Braun 16 = Orange 26 = pink
8 = Blau 18 = Rot 28 = Grün
10 = Schwarz 20 = Gelb 30 = Grau
12 = Weiß 22 = Violett
14 = Grün 24 = Dunkelblau

Indikationen

Wann ein Katheter zur Entleerung der Blase benötigt wird, das hängt von verschiedenen Indikationen ab. Dabei werden die Indikationen in zwei Gruppen, dem diagnostischen Katheterismus und den therapeutischen Katheterismus eingeteilt.

Diagnostischer Katheterismus

  • Bei notwendiger Bilanzierung der Harnausscheidung und Überwachung der Nierenfunktion.
  • Zur Harngewinnung für bakteriologische Untersuchungen, wenn die Gewinnung über die Mittelstrahltechnik und suprapubische Punktion nicht möglich ist.
  • Zur Diagnostik der unteren Harnwege wie z.B. Röntgen, Urodynamik, Harnröhrenkalibrierung und Restharnkontrolle.


Therapeutischer Katheterismus

  • Bei Blasenentleerungsproblemen mit hohen Restharnmengen oder Harnverhaltung durch subvesikale Abflussbehinderung (z.B. Prostataadenom oder neurogenen Blasenentleerungsstörungen), bei Bewußtlosigkeit oder nach rückenmarksnaher Anästhesie.
  • Um eine Blasentamponade auszuräumen.
  • Zur Blasenspülung bzw. Instillationsbehandlung.
  • Zur palliativen Behandlung der Harninkontinenz (eher selten).

Anwendung der Katheter

Je nach Indikationsstellung kommen unterschiedliche Techniken zur Anwendung. Bei den diagnostischen Indikationen kommt in der Regel fast immer der intermitierende Katheterismus (Einmalkatheterismus) zu Einsatz, während bei der therapeutischen Anwendung häufig ein transurethraler Dauerkatheter bzw. ein suprapubischer Dauerkatheter verwendet wird. Die Anwendung der Katheter erfolgt nach bestimmten hygienischen Richtlinien und ist Abhängig von der Art der Anwendung. Hier werden folgender Anwendungen beschrieben:

Pflegehinweise

Gleitgel

Wenn möglich, sollte grundsätzlich auf Dauerkatheter als definitive Harnableitung verzichtet werden. Geschlossene Systeme oder Vorlagen sind bei entsprechender Hautpflege und genügender Wechselfrequenz vorzuziehen, sofern eine weitgehend restharnfreie Spontanentleerung gewährleistet ist. Bei höheren Restharnwerten ist ein wiederholter Einmalkatheterismus oder Selbstkatheterismus geeignet, die gefürchteten Infektionen der oberen Harnwege zu vermeiden. Der damit verbundene hohe Pflege- und Material-Aufwand lässt allerdings diese gesicherten Erkenntnisse in den meisten Fällen als theoretisch und nicht praktikabel in den Hintergrund treten.

Jeder Blasenkatheter - ob suprapubisch oder transurethral - führt nach wenigen Tagen zu einer Keimbesiedlung der Harnblase. Dies ist normal, nicht vermeidbar und nicht therapiebedürftig. Eine antibiotische Behandlung wegen eines Bakteriennachweises im Urin ohne Infektionssymptome stellt einen Fehler dar: Schon bald nach Absetzen des Antibiotikums kehren die Keime wieder oder werden durch neue, resistentere Keime ersetzt. Jeder Blasenkatheter bahnt Bakterien den Weg von außen nach innen. Wichtig ist daher die reichliche Flüssigkeitszufuhr, die zu einem natürlichen Spüleffekt beiträgt.

Durch die Verbindung des Katheters mit dem sterilen Ablaufsystem entsteht ein geschlossenes System, dass nicht mehr geöffnet werden darf. Die frühere Praxis des Anspülens des Katheters oder des Abstöpseln ist aus infektionsprophylaktischer Sicht ein Schritt in Richtung Körperverletzung.


Näheres über die Indikation von Dauerkathetern z. B. bei bestimmten Blasenentleerungsstörungen ist unter Inkontinenz zu erfahren.

Tipps & Tricks

Um den "Flüssigkeitsverlust" bei blockbaren Kathetern zu minimieren, die für die Langzeitanwendung eingesetzt werden, kommen mehrere Flüssigkeiten zum Einsatz. Da der Flüssigkeitsverlust bei intakten Blockventil insbesondere bei Latex- und Silikonkathetern in erster Linie von der Temperatur, sowie von hydrostatischen und osmotischen Druckgradianten abhängig ist, bieten steriles Aqua dest. oder eine isotonische Kochsalzlösung keine geeigneten Blockflüssigkeiten. Leitungswasser und Eigenurin des Patienten sind unsteril bzw. hygienisch bedenklich und daher keine geeigneten Blockflüssigkeiten. Sterile Glucoselösungen oder hochprozentige Kochsalzlösungen können den Blockkanal verstopfen. Bei der Verwendung einer Kochsalzlösung von 10%ig und mehr kommt es zu einer Volumenzunahme im Ballon. Zur Befüllung von Silikon-Katheterballons für die Langzeitanwendung hat sich eine die Verwendung einer 5%igen Kochsalzlösung bewährt. Noch besser ist eine sterile 10%ige Glycerinlösung (z.B. Tyco Curity Glycoblock®) geeignet, da hier nicht mit einer Verstopfung des Blockkanals durch Auskristallisierung gerechnet werden muss und eine kathetermaterialunabhängige Abdichtung der Ballonporen mit dem vergleichsweise geringsten Flüssigkeitsverlust gewährleistet ist.

Mit zunehmender Liegedauer eines transurethralen Dauerkatheters verliert das Material des Ballons seine Fähigkeit, sich beim Entblocken wieder vollständig zusammenzuziehen.Die daraus resultierende Falten- und Wulstbildung nach dem vollständigen Abziehen der Blockflüssigkeit kann zu Schmerzen oder einer Traumatisierung der Harnröhre bei der Katheterentfernung führen, insbesondere wenn inkrustierte Falten des entblockten Ballons zu mitunter rauhen und scharfkantigen "Schneidewerkzeugen" werden. Um das zu verhindern kann im Anschluss an das vollständige Entblocken des Ballons dieser wieder mit 2-5 ml Flüssigkeit gefüllt werden, um so die Falten- und Wulstbildung des Ballons weitesgehend zu minimieren. Der leicht gefüllte Ballon vergrößert den Außendurchmesser des Katheters nur minimal, aber führt zu einer deutlichen Verringerung des Reibungswiederstandes. Dadurch ist eine Traumatisierung oder die Verursachung von Schmerzen bei der Katheterentfernung auf ein Minimum reduziert. Dieses Prinzip lässt sich auch auf suprapubische Verweilkatheter anwenden.


Siehe auch:



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