Kodierparadigma

Aus Familienwortschatz
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Das Kodierparadigma ist ein konzeptionelles Instrument der Grounded Theory, das auf klassischen wissenschaftlichen Begriffen wie Bedingungen, Handlungs- bzw. Interaktionsweisen und Konsequenzen beruht, diese aber auf eigene Weise und eigenen Intentionen entsprechend nutzt. Da das Verfahren Grounded Theory als prozesshaft beschrieben werden kann, stellt das Kodierparadigma in diesem Zusammenhang „lediglich“ einen Leitfaden zur Vorgehensweise dar. Ziel ist es, Phänomene in einen Kontext zu stellen und die wesentlichen Variablen bzw. Einflussfaktoren zu identifizieren, mit deren Hilfe definiert und erklärt werden kann, was in dem Datenmaterial zum Ausdruck gebracht wird. Einfacher ausgedrückt stellen die Begriffe des Kodierparadigmas lediglich eine andere Art dar, nach dem Wer? und Was?, dem Warum?, Wo?, Wie? und "Mit welchen Ergebnissen und Folgen?" zu fragen und um die Interpretationen besser abzurunden.

An das Datenmaterial soll eine Menge an Fragen gestellt werden:

  • welcher Art von Studie sind diese Daten angemessen?
  • Auf welche Kategorie weist dieses Ereignis hin? Bzw. auf welche Kategorie oder Eigenschaft von Kategorie oder auf welchen Teil der sich entwickelnden Theorie weist dieses Ereignis hin?
  • Was geschieht eigentlich in den Daten?
  • Was ist das das Grundproblem (Probleme), mit dem die Akteure konfrontiert sind? Wie läßt sich ihr Grundproblem (Probleme) erklären (Anders ausgedrückt: Was ist hier die eigentliche Geschichte und warum?)

Zur Klärung der Fragen muss der Forscher eine/ mehrere Schlüsselkategorien(n) entwickeln, die dann im Mittelpunkt der Theorie stehen


Schritte

Datei:GT Kateg und Eigensch.jpg
Kategorien und Eigenschaften

Die Kodierung findet in 3 verschiedenen Abschnitten statt.

Beim offenen Kodieren werden sehr detailliert simple Formen aus Worten und Wendungen erstellt, welche aus Ausdrücken bestehen können, die von den Informanten selbst gebraucht wurden („in vivo codes“). Als Hilfestellung können folgende Fragen richtungweisend sein:

  • welche Bedingungen sind erfüllt (was muss passieren, damit „A“ eintritt)?
  • Welche Interaktionen und Beziehungen gibt es zwischen den Akteuren?
  • Welche Strategien und Taktiken liegen vor bzw, werden von den Akteuren genutzt?
  • Welche Konsequenzen ergeben sich aus diesen Strategien?

Die erstellten Codes sind provisorisch und können im Laufe der Studie modifiziert werden. Das Ergebnis des offenen Kodierens ist die Generierung von Kategorien, welche vom Forscher formuliert werden und ähnliche Konzepte/Bedingungen abstrakt zusammenfassen.


Beim axialen Kodieren bildet der Forscher Hauptkategorien, welche auf den Daten und Kategorien des offenen Kodierens basieren und klar voneinander abgegrenzt sind. Diese Hauptkategorien enthalten somit in Entstehung befindliche theoretische Ideen des Forschers. Hier kann folgende Frage an die Daten hilfreich sein:

Welche Ähnlichkeiten und Zusammenhänge gibt es, und wie lassen sie sich von einander abgrenzen?


Beim selektiven Kodieren versucht der Forscher eine zentrale Kernkategorie zu identifizieren, welche alle Hauptkategorien miteinander verbindet. Hierbei sollen alle Elemente um den Kern verteilt werden. Die richtungweisende Frage lautet hier:

Wie lassen sich die Hauptkategorien zu einer Kernkategorie integrieren?

Neben den Hauptkategorien werden hier auch möglicherweise übergebliebene (bislang noch nicht integrierte) "Kleinkategorien" des offenen Kodierens in Verbindung gesetzt. Bei der Identifikation, Beschreibung und Konzeptualisierung der Kernkategorie wird die allgemeine Theorie der Studie genauer ausgeprägt. Die Identifikation der Kernkategorie steht in der Regel am Ende der Forschung.


Kodieren und Kategorisieren findet während der ganzen Forschung ab Forschungsbeginn statt. Das Kodierparadigma bildet somit die Richtschnur für das theoretical sampling.

siehe auch