Lagerungsmaterial
Lagerungsmaterial oder Lagerungsmittel, -hilfen sind z. B. Kissen in verschiedenen Größen, Formen und verschieden befüllt (z. B. auch Still-, Brügger-Kissen, kleine Kopfkissen/Fritzle), Gelsitzpolster, Keile, Keil- oder Venenkissen, Mobilisationskeile, Quader, Spastikerrollen, Halbrollen, Polster, Rückenlehnen, Stirnpolster / Kopfstützen, Würfelkissen. Sie werden sowohl bei der Lagerung im Bett oder auf einer Liege oder im Rollstuhl zur bequemen Lagerung (Abpolsterung) als auch zu pflegerischen oder therapeutischen Zwecken genutzt. Ein typisch pflegerischer Zweck sind z. B. die Prophylaxen gegen Druckgeschwüre.
Neben einer sachgemäßen Lagerung des gerade auf einer Station nicht benutzten Lagerungsmaterials kommt auch der sachgemäßen und hygienisch einwandfreien Aufbereitung von benutztem Lagerungsmaterial die Aufmerksamkeit von Pflegepersonen zu.
Bei der Nutzung gilt: möglichst wenig aber dafür geeignete Lagerungshilfen einsetzen. Nicht benutztes Lagerungsmaterial wird nicht im Bett aufbewahrt (es würde den Bewegungsraum einengen; Unfallgefahr)
Spezielle Betten oder zusätzliche Auflegematratzen, wie die Anti-Dekubitus-Matratzen, zählen nicht zu den Lagerungshilfen sondern als Pflegehilfsmittel zum Krankenbett.
Definition Hilfsmittel
„Unter dem Begriff Hilfsmittel werden Medizinprodukte subsummiert, die als sächliche Leistungen oder technische Produkte – individuell oder serienmäßig hergestellt – abgegeben werden.“
Schaumstoffunterlagen
- Würfelmatratzen
- Würfelkissen
Zu den Kissen
Kissen gibt es in vielen Varianten. In der Pflege handelt es sich meistens um quadratische Kissen in großer und kleiner Form oder längliche Kissen, die die halbe Breite der großen Kopfkissenform aufweisen. Besonders letztere gibt es als Lagerungskissen oft in einer flachen und einer prall gefüllten Version.
Kissen, in Österreich Polster (Plural "Pölster") genannt, sind letztlich nichts anderes als ein mit Daunen (vom Federvieh), Schaumstoff(-vliesen), Schaumstoffkügelchen oder einem anderem weichen Material gefüllter (waschbarer) Stoffbeutel.
- Hygienesches Problem
- in nahezu allen gebrauchten Kopfkissen leben Hausstaubmilben. Deren Anzahl und evtl. Allergie darauf können den Benutzern zur Last werden.
Falsch platzierte Kissen können orthopädische Probleme nach sich ziehen.
- Kissenarten
- Emulsions- oder Gelkissen
- Ulmer Lagerungsset (Polystyrol-Schaumstoffkugeln)
- Lagerungskissen (nach Füllmaterial)
- Hirsekissen
- Spreukissen
- Roßhaarkissen
- Schaumstoffauflage, -keil
- Sandsack
- Knierolle
- Lagerungsschlange
Größen
- Gängige Größen (LxBxH in cm) sind für
- große Rechteckform: 80x80x10 bis 100x100x25
- kleine Rechteckform: 20x20x3 bis 35x35x7
- längliches Kissen: 80x40x10 etc.
Frühere Lagerungshilfen
Frühere Lagerungshilfen, die jetzt aber nicht mehr verwendet werden sollen:
- Felle (Natur / synthetisch)
- Fellkappen für Ellenbogen und Fersen
- Kleinzellige Antidekubitusauflagen
- Wasserkissen
- Gummiringe
- Schaumstoffmatratzen
Forschungsliteratur
- Review: Preventing Pressure Ulcers: A systematic Review. Reddy et al. JAMA 2006; 296: 974-984.
In dieser Übersichtsarbeit wurde systematisch nach Studien gesucht, die Interventionen zur Vermeidung von Dekubitus untersuchen. Es wurden 59 randomisiert, kontrollierte Studien identifiziert. Die gefundenen Interventionen wurden in drei Gruppen eingeteilt: Beeinträchtigung der Mobilität, des Ernährungszustandes und der Hautgesundheit. Maßnahmen im Rahmen der Mobilitätseinschränkung beinhalteten Auflageflächen, Matratzenauflagen, spezialisierten Schaumstoff und spezialisierte Schafwollauflagen.
Die methodische Qualität der gefundenen Studien variiert und ist generell suboptimal. Die Bewertung der gefundenen Studien wurde nach der Checkliste von Burton et al. vorgenommen. Die Checkliste ist speziell auf nichtpharmakologische Studien ausgerichtet. Achtundvierzig von 59 Studien untersuchten die Rolle von Auflageflächen zur Vermeidung von Druckgeschwüren. Diese Auflageflächen können entweder statisch (Matratzen und -auflagen) oder dynamisch (Wechseldruckmatratzen, luftgefüllte Matratzen) sein. Die Studie von Nixon et al. kommt zu dem Schluss, dass spezielle Schaumstoffauflagen auf Operationstischen in der Lage sind, die Häufigkeit von postoperativen Dekubiti zu senken. Vierzehn Studien verglichen direkt dynamische und statische Auflageflächen miteinander. Die qualitativ beste der Studien fand keinen Unterschied zwischen den o.g. Interventionen.
Drei Studien fanden heraus, dass dynamische Auflageflächen den statischen überlegen sind. In einer Studie wurden dynamische gegen statische Auflagen und gegen Standardmatratzen getestet mit dem Ergebnis, dass es keinen Unterschied zwischen statisch und dynamisch gibt, die beiden Interventionen aber der Standardmatratze überlegen sind. In einer weiteren Studie von Nixon fand man keinen Unterschied zwischen dynamischen Matratzenauflagen und dynamischen Matratzen. Vier Studien untersuchten unterschiedliche Sitzpolster, konnten aber keinen Unterschied zwischen den Interventionen feststellen.
Wie schon erwähnt, ist die Qualität der gefundenen Studien nicht sehr gut. Nur drei von 48 Studien, die sich mit Auflageflächen befassen, erfüllen fünf der Bewertungskriterien nach Burton. Von diesen drei Studien hatten zwei eine kleine Stichprobe, einmal 32 Patienten und einmal 46 Patienten.[4]
- Review: Support surfaces for pressure ulcer prevention. Cullum et al. The Cochrane Collaboration 2007.
Diese Übersichtsarbeit beschäftigte sich mit zwei Fragen: In welchem Maße sind druckreduzierende Kissen, Betten, Matratzenauflagen und das Auswechseln von Matratzen in der Lage die Inzidenz von Dekubitus zu senken, verglichen mit Standardmaßnahmen? Wie effektiv sind die einzelnen druckreduzierenden Maßnahmen im Vergleich miteinander? Es wurden 41 randomisiert, kontrollierte Studien in dieser Arbeit berücksichtigt. Die Interventionen der Studien wurden eingeteilt in niedrig technisierte Auflagen, hochtechnisierte und andere. Zu niedrigtechnisierten Auflagen gehören: Standardschaumstoffmatratze, alternative Schaumstoffauflagen, gelgefüllte Matratzen und Auflagen, fasergefüllte Matratzen und Auflagen sowie luft-, wasser- und kügelchengefüllte Matratzen und Auflagen. Hochtechnisierte Interventionen sind Wechseldruckmatratzen, luftzirkulierende Betten. Zu den anderen Auflagen gehören Rollstuhlkissen, drehende Betten, OP-Tischauflagen und Extremitätenschützer. Sieben Studien verglichen Krankenhausstandardmatratzen mit niedrigtechnisierten Auflagen. Die Inzidenz der Druckgeschwüre konnte gesenkt werden. Fünf Studien verglichen Schaumstoffalternativen mit Krankenhausstandardmatratzen. Die Qualität dieser Studien war aber sehr unterschiedlich. Die Ergebnisse zeigten, dass Schaumstoffalternativen Dekubitus verhindern können. Weitere fünf Studien verglichen unterschiedliche Schaumstoffalternativen miteinander. Die Ergebnisse variieren je nach Matratze und die Qualität der Studien ist abermals sehr heterogen. Des weiteren wurden unterschiedlich niedrigtechnisierte permanent druckreduzierende Auflagen untersucht (Schaumstoff, statisch luft-, wasser-, gelgefüllt, Fersenschoner und Schafwolle). Die meisten der acht Studien hatten zu wenig Power oder andere methodische Mängel. In den meisten Studien konnte kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Oberflächen festgestellt werden. Eine Studie berichtete, dass Wechseldruckauflagen im Vergleich zur Krankenhausstandardmatratze in der Lage sind die Häufigkeit von Dekubitus zu reduzieren. Ein Vergleich von Wechseldruckhilfsmitteln mit permanent druckreduzierenden Hilfsmitteln zeigte widersprüchliche Evidenz und somit auch Widersprüche hinsichtlich der Effektivität. Die meisten Studien hatten zu wenig Power, um einen statistisch signifikanten Unterschied festzustellen. Nach Betrachtung aller Studien kamen die Autoren der Übersichtsarbeit zu folgendem Schluss:
· Schaumstoffalternativen im Vergleich zu Standardkrankenhausmatratzen können bei Risikopatienten Dekubitus verhindern;
· Der relative Nutzen von Wechseldruck- und permanent druckreduzierenden Hilfsmitteln ist unklar;
· Druckreduzierende Auflagen auf OP-Tischen und in der postoperativen Phase sind in der Lage die Inzidenz von postoperativen Druckgeschwüren zu senken;
· Es besteht ungenügende Evidenz, um auf den Nutzen von Sitzkissen o.ä. zu schließen;
· Es gibt vielversprechende Ergebnisse einer Schafwollstudie, wobei auch hier die Stichprobe zu klein war.[5]