Modell der Gesundheitspflege

Aus Familienwortschatz
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Das Modell der Gesundheitspflege wurde von Reinhard Lay konzipiert



Das Modell

Dieses neue Entwicklungs- bzw. Pflegeergebnismodell geht von 12 Aktivitätsfeldern aus, in denen sich Menschen im Laufe ihres Lebens entwickeln.

12 Aktivitäten des Lebens (AL) im Modell der Gesundheitspflege; Lay (1997, 2004):

  1.   Kommunizieren und soziale Beziehungen gestalten
  2.   Sich bewegen
  3.   Vitale Funktionen aufrechterhalten
  4.   Seinen Körper pflegen
  5.   Sich kleiden
  6.   Essen und trinken
  7.   Ausscheiden
  8.   Ruhen und schlafen
  9.   Raum und Zeit gestalten
 10.   Nach seiner geschlechtlichen Identität leben
 11.   Für Sicherheit sorgen
 12.   Sich orientieren in den Erfahrungen des Lebens


Was soll mit dem Pflegemodell bezweckt werden? Es geht auf die grundlegenden Fragen der Pflege ein und bietet Orientierungshilfe für Pflegende. Dabei wird die traditionelle deutsche Einteilung in Krankenpflege, Kinderkrankenpflege, Altenpflege und Behindertenpflege verlassen.

Wodurch unterscheidet sich das Modell der Gesundheitspflege von anderen Ansätzen? Traditionell sucht Pflege in erster Linie nach sichtbaren Defiziten in der Lebensbewältigung von Menschen. Sie versucht dann, die beobachteten Defizite pflegebedürftiger Menschen durch pflegerisches Handeln auszugleichen.

Im Modell der Gesundheitspflege richtet sich der Blick nicht in erster Linie auf die Defizite, sondern auf die Entwicklungschancen von Menschen. Mit anderen Worten: Nach dem Modell der Gesundheitspflege wollen Pflegekräfte nicht Krankheit, Gebrechlichkeit oder Behinderung „bekämpfen“ oder kompensieren, sondern gesundheitsförderliche Entwicklungen von Menschen erkennen, anregen und wirksam unterstützen.

Viel wichtiger als das Erfassen der Defizite eines pflegebedürftigen Menschen ist das Einschätzen und Fördern seiner individuellen Entwicklungsmöglichkeiten. Im Gegensatz zu herkömmlichen (bedürfnisorientierten) Pflegeauffassungen (Henderson, Roper et al., Juchli) wird nach dem Modell der Gesundheitspflege nicht versucht, die unbefriedigten Bedürfnisse eines Menschen durch pflegerisches Handeln (stellvertretend) zu erfüllen, sondern den betreffenden Menschen durch gezieltes gesundheitswirksames Handeln in seinen Entwicklungsprozessen zu fördern.

Im Modell der Gesundheitspflege wird das Leben als ein individueller Entwicklungsprozess verstanden. Pflegende ermöglichen und fördern die Entwicklung pflegebedürftiger Menschen hin zu einem zufriedenstellenden Niveau an Selbstständigkeit und Wohlbefinden. Die Förderung von Selbstständigkeit und Wohlbefinden in den Aktivitäten des Lebens ist im Modell der Gesundheitspflege sehr eng mit den Themen Sicherheit und Wirtschaftlichkeit verknüpft. Außerdem schafft das Modell erstmalig eine konzeptionelle Verknüpfung der Themen Pflegequalität und Pflegeethik.

Im Modell der Gesundheitspflege(MdG) ist Pflege gezielte Interaktion zur Förderung und Erhaltung von Selbständigkeit und Wohlbefinden in den 12 Aktivitäten des Lebens (AL), was wiederum Förderung von Gesundheit bedeutet. Gesundheit definiert Lay als ein akzeptables Maß an Selbständigkeit und Wohlbefinden in den Aktivitäten des Lebens.

Selbständigkeit meint eine akzeptable Entfaltung von Selbstbestimmung (Autonomie) und funktioneller Eigenständigkeit innerhalb sozialer Einbindungen (vgl R. Lay) Wohlbefinden ist ein vom gepflegten subjektiv erlebtes und bewertetes Phänomen, welches auf psychischer, körperlich-biologischer, sozialer und ökologischer Ebene erlebt wird (vgl R. Lay) Selbständigkeit und Wohlbefinden sind entlang eines Kontinuums zu betrachten, welches Verdeutlicht, dass es weder vollständige Selbstständigkeit/Unselbstständigkeit noch vollständiges Wohlbefinden/Unwohlsein gibt.

Nach R. Lay gibt es viele Einflussfaktoren auf die Gesundheit; so nehmen z.B. körperlich-biologische, politische, wirtschaftliche, soziale oder emotionale Faktoren (Lay Beschreibt noch mehr) Einfluss auf die Gesundheit.

Außerdem beschreibt Lay Ressourcen, die Jemandem helfen, ein akzeptables Maß an Selbständigkeit und Wohlbefinden in den AL zu erreichen. Es gibt innere Ressourcen (Kompetenzen) und äußere Ressourcen (günstige Umweltbedingungen). Gerade durch die Beschreibung von äußeren Ressourcen macht Lay deutlich, dass ein Mensch nie als isoliertes Individuum betrachtet werden darf, sondern als teil eines komplexen sozialen Systems. Dieses System wird von dem Individuum ebenso Gesundheitlich beeinflusst, wie das Individuum vom System. Nach Lay ist hierbei auf die Unterscheidung in primäres soziales Bezugspersonen und nachgeordnete Bezugspersonen zu achten. Primäre Bezugspersonen können z.B. Ehepartner, Eltern aber auch Freunde oder Mitbewohner sein, wohingegen zu nachgeordneten Personen eine weniger enge Beziehung herrscht, wie etwa zu Sportvereinsmitgliedern oder Nachbarn.

Zur Qualitätsbeurteilung für geleistete Pflege entwickelte Lay Komponenten der Pflegequalität, welche nie gesondert voneinander betrachtet werden dürfen. Die einzelnen Komponenten sind:Wirksamkeit in der Förderung von Selbständigkeit und Wohlbefinden; Sicherheit der geleisteten Pflege(Hygiene, Sicherheitsbestimmungen); Wirtschaftlichkeit (verantwortungsvoller Umgang mit Zeit und Material); Interaktion (akzeptables zwischenmenschliches Handeln); Pflegeethik(moralische Vertretbarkeit der geleisteten Pflege).

Pflegequalität gibt den Grad der Verwirklichung von pflegerischen Zielen an, die sich auf die Förderung bzw. Erhaltung von Selbständigkeit und Wohlbefinden der Klienten beziehen und mit verantwortlichem zwischenmenschlichen Umgang und vertretbarem Einsatz von Mitteln angestrebt wird. (Lay, Reinhard, Handbuch für die Ausbildung zum/zur Gesundheits- und Krankenpfleger/in...Teil1,S.28)


Das Modell wird unter anderem in der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege im Landkreis Emmendingen gelehrt.

Siehe auch

Literatur

Hauptquelle:

  • Reinhard Lay (2004): "Ethik in der Pflege. Ein Lehrbuch für die Aus-, Fort- und Weiterbildung", Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2004, ISBN 3899931157, Rezensionen finden sich hier.

Außerdem:

  • Reinhard Lay; Bernd Menzel: Pflegeplanung – Pannenhilfe für eine pflegerische Verfahrensweise. In: PrInterNet, PflegePädagogik, Ausgabe 2/1999, S. 43–50
  • Reinhard Lay: Ethik und Pflegequalität. In: Bergener, Manfred et al. (Hrsg.): Management Handbuch Alteneinrichtungen (MHA), R. v. Decker’s Verlag Heidelberg, 17. Erg.-Lieferung Mai 2001, 925, S. 1–23
  • Ekkehard Staenke: Eigenpflege fördert die Selbstständigkeit, in: Pflegezeitschrift, Heft 8/2001, S. 564-567
  • Bernd Menzel; Reinhard Lay: DRG - Was kommt auf die Pflege zu? In: Heilberufe, Heft 8/2001, S. 38–39
  • Reinhard Lay: "Ethik und Qualität in der Pflege" In: Fischer, Hellmuth et al. (Hrsg.): Management Handbuch Krankenhaus (MHK), R. v. Decker’s Verlag Heidelberg, 39. Erg.-Lfg. Dezember 2001, 840, S. 1–26
  • Susanne Wingerdt: Von der Kunst, einen Pflegeplan zu schreiben, in: Die Schwester/Der Pfleger, Heft 6/2002, S. 462-467
  • Reinhard Lay: Professionalisierung der Pflege - aber wie? In: Bergener, Manfred et al. (Hrsg.): Management Handbuch Alteneinrichtungen (MHA), R. v. Decker’s Verlag Heidelberg, 23. Erg.-Lfg. Juli 2002, 1873, S. 1–11
  • Reinhard Lay: Beruf oder Profession? Strategien zur Professionalisierung der Pflege In: Fischer, Hellmuth et al. (Hrsg.): Management Handbuch Krankenhaus (MHK), R. v. Decker’s Verlag Heidelberg, 44. Erg.-Lfg. August 2002, 2128, S. 1–11
  • Jens Kreikenbaum: Gehören Mentoren bald der Vergangenheit an? In: Pflegezeitschrift, Heft 2/2003, S. 123-125
  • Budnik, Birgitt: Pflegeplanung - leicht gemacht. Unter Mitarbeit von Reinhard Lay und Bernd Menzel; Elsevier - Urban & Fischer Verlag, München, 5. Auflage 2005, S. 2, 3,22, 28, 77 u. a. (202 Seiten, 19,95 EUR / 32,00 SFr; ISBN: 3-437-26952-6
  • Reinhard Lay: Qualität und Pflegeethik. In: Dieffenbach, Susanne et al. (Hrsg.): Management Handbuch Pflege, Economica Heidelberg, Ergänzungslieferung Sept. 2005
  • Reinhard Lay: Beruf oder Profession? Pflege auf dem Weg in die Zukunft. In: Dieffenbach, Susanne et al. (Hrsg.): Management Handbuch Pflege (MHPfl), Economica Verlag Heidelberg, 8. Aktualisierung 2006, B 3600, S. 1-13
  • Reinhard Lay: Ethik in Pflege und Begleitung. In: Kämmer, Karla (Hrsg.), unter Mitarbeit von Reinhard Lay u.a.: Pflegemanagement in Altenpflegeeinrichtungen. 5., überarbeitetete und erweiterte Auflage, Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2007, S. 79-96

Weblinks

[1] Stichwort "AL"

[2] Lays Homepage


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