Neuroleptika

Aus Familienwortschatz
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Als ein Antipsychotikum oder ein Neuroleptikum (Mehrzahl sind die Neuroleptika) werden Medikamente bezeichnet, die psychotrope Substanzen enthalten, die eine antipsychotische, sedierende und psychomotorisch dämpfende Wirkung besitzen. Sie werden auch noch heute als Antipsychotika bezeichnet. Sie beeinflussen Wahnideen und Halluzinationen, gleich welcher Ursache. Neuroleptika bewirken bei Erhaltenbleiben der intellektuellen Fähigkeiten eine Dämpfung der emotionalen Erregbarkeit, eine Verminderung des Antriebes, der Spontanbewegung und der Ausdrucksmotorik (verringerte Mimik).

Sie werden vor allem bei Psychosen eingesetzt, finden aber auch ihren Einsatz in der Schmerztherapie. Gleichzeitig wirken aber Neuroleptika sedierend.

Sie werden z. T. auch bei den verschiedenen Formen der Demenz eingesetzt, um Patienten zu sedieren. Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA hat bereits 2005 in diesem Zusammenhang eine Warnung auch bei einer nur vorübergehenden und kurzzeitigen Verschreibung veröffentlicht ( Public Health Advisory ). Dort wurden ernste Zwischenfälle (akute Krankenhauseinweisung, Todesfälle) bei Einnahme häufiger beobachtet.


Vorsicht — bei Einnahme kann es generell zu unerwünschten Wirkungen auf die die Emotionalität (Angststörungen), Schlaf und Gleichgewicht kommen. Der Krankenbeobachtung zur Wahrnehmung von lebensbedrohlichen (unerwünschter aber nicht seltener) Wirkungen auf die Atmung und Herzaktion kommt ein hohes Gewicht zu.

Wirkungen

  1. Antipsychotischer Effekt
  2. Tranquillisierender und sedativer Effekt
  3. Analgetischer Effekt
  4. Antiemetischer Effekt

Neuroleptika greifen in den Transmitter-Stoffwechsel ein, indem sie im ZNS die Dopamin-D2-Rezeptoren blockieren. Sie beeinflussen die elektische und chemische Reizübertragung zwischen Nervenzellen. Durch die Blockade von D2-Rezeptoren im limbischen System haben sie einen antipsychotischen Effekt. Symptome wie Angst oder Erregung werden positiv beeinflusst.

Problematisch an den Neuroleptika ist, dass sie wenig spezifisch wirken, also auch nicht betroffene Gehirnbereiche angreifen. Dadurch entstehen unerwünschte Nebenwirkungen. Es besteht die Gefahr der Verstärkung einer Minussymptomatik, wie Antriebsarmut.

Alle Neuroleptika blockieren Bindungstellen für Dopamin und dämpfen dadurch die bei Psychosen überschiessende Dopamin vermittelten Nerventätigkeiten.

Beispiel für typische Neuroleptika sind: Haloperidol, Perazin,Melperon Tiaprid Promazin Atypische Neuroleptika sind u.a.: Sulpirid, Clozapin, Risperidon, Amisulperid,Olanzapin etc.etc.


Atypische Neuroleptika sind solche mit wenigen extraparamidalmotorischen Nebenwirkungen.

Behandlung von schizophrenen Psychosen ist eine Langzeitbehandlung, nur nimmt die Compliance der Einnahme bei vielen Patienten mit der Zeit deutlich ab.

Häufigste unerwünschte Wirkungen

Mögliche Nebenwirkungen sind:

Versteifung und Verlangsamung der Bewegungsabläufe
  • Frühdyskinesien (ca. 20%)
Unwillkürliche Bewegungen mit Zungen-, Schlund- und Blickkrämpfen und anderen Bewegungen, die meist mit großer Angst erlebt werden, Auftreten meist in den ersten Tagen, meist von zu schneller Dosissteigerung. Sie sprechen gut auf Akineton (Parkinson-Mittel) i.v. an
  • Tremor (Zittern)
Folge herabsetzen oder absetzen des Medikamentes, es entstehen keine Dauerschäden
  • Akathisie (Bewegungsunruhe)
Wird häufig als quälend erlebt.
Kann zu dem Problem führen, dass es schwierig wird festzustellen, ob die Bewegungsunruhe ein Symptom der Krankheit oder medikamentöser Akathisie ist.
  • Spätdyskinesien (ca. 20%)
Bewegungsabläufe wie Mundbewegung (Schmatzen), Auftreten meist erst nach Jahren durch lange hochdosierte Neuroleptikatherapie
  • Vegetative Störungen
Blutdrucksenkung, Mundtrockenheit, vermehrter Speichelfluss, Krampfanfälle, erhöhte Leberwerte, Blutbildveränderung, Gewichtszunahme, Potenz-, Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmung
  • Hormonelle und sexuelle Störungen

Absolut individuell treten die unerwünschte Wirkungen völlig unterschiedlich auf. Z. T. abhängig von Lebensgewohnheiten wie z.B. Kaffee- und Zigarettenkonsum und psychischen und körperlichen Befindlichkeit eines Menschen. Bei Belastungen kann eine Erhöhung der Medikamente richtig sein.

Die genannten unerwünschte Wirkungen sind unangenehm und belastend; allerdings unter ärztl. Kontrolle nicht gefährlich. Sie sind meist vorübergehend oder mit zusätzlichen Medikamenten zu bekämpfen.


  • Vegetative Nebenwirkungen:
    • Blutdruckabfall, Herzrasen, Mundtrockenheit, Harnverhaltung, Verstopfung, Schweißausbrüche und Hitzewallungen sowie Müdigkeit

Müdigkeit und Blutdruckabfall können zu Schwindel führen und somit zu verstärkter Sturzgefahr und Verkehrsuntüchtigkeit, besonders bei Pat. über 60 Jahren.

    • Seltener: Veränderungen des Blutbildes, der Leberfunktionen und der Blutgerinnung. Sollten regelmäßig Laborkontrolliert sein.
    • Generell: depressive Verstimmungen, die behandlungsbedürftig sein können.
    • Schwerwiegende Komplikationen vor allem bei niedrigpotenten Neuroleptika: delirantes Syndrom(verringerte Wachheit, Trugwahrnehmung und Verwirrtheit) selten Delir.
    • Neuroleptisches Syndrom(Schweißausbrüche, blutdruckerh. Schluckstörungen etc.)sehr selten
    • Agrunolozytose (Granulozyten im peripheren Blut werden zerstört)unbehandelt Lebensgefährlich allerdings sehr selten.
    • Langfristige Nebenwirkungen:
      • Defizit beim kognitiven Leistungsniveaus
      • Gewichtszunahme


Erkennbarkeit von Dosierungsfehlern

Überdosierung ist oft erkennbar durch erhöhte Muskelanspannung, Zittern, gesteigerte Müdigkeit und Trägheit, Gefühllosigkeit.

  • Männer: sexuelle Gleichgültigkeit
  • Frauen: evtl. Milchfluss, Müdigkeit, Erregung Schwindel Blutniederdruck

Selten werden Krampfanfälle ausgelöst.

Unterdosierung erkennt man oft dadurch, dass eine Symptomatik nicht zurückgeht oder wiederkehrt. Auch unbestimmte Spannungen und Konzentrationsmangel oder Schlafstörungen gehören hierzu.

Die Dosierung eines Neuroleptika ist daher Gegenstand eines Arzt-Patienten-Gesprächs. Nur durch genaue Berichte des Patienten, evtl. Beobachtungen der Familie kann der Arzt die geeignete Dosis für den Patienten finden.

Bei atypischen Neuroleptika

Kaum Früh-und Spätdyskinesen, keine vergleichbaren kognitive Beeinträchtigungen wie bei klassischen Neuroleptika.

Vegetative Symptome fehlen oder nur sehr gering. Obligat sind auch hier Leberfunktion und Blutbildkontrolle. Zusammenfassend kann festgestellt werden dass die atypischen NL wesentliche Gefährdungen des Pat. Vermeiden und dies zu einer deutlich höheren Lebensqualität als unter klassischen NL führt.


Wechselwirkungen

Eine Abschwächung der Wirkung von neuroleptisch wirksamen Medikamenten ist durch die gleichzeitige Einnahme von Kaffee, Tee, Fruchtsäften, Milch, Antazida, Carbamazepin und Rauchen (Nikotin) zu erwarten. Bei Phenytoin-Einnahme wird eine Wirkungsverstärkung des Phenytoin erreicht, dadurch kann es zu toxischen Nebenwirkungen kommen. Ebenso kritisch ist die gleichzeitige Anwendung von Anticholinergika, Biperiden (Wirkungsverstärkung der Cholinergika, Delirprovokation), Valproinsäure (Verstärkung der Wirkung), trizyklische Antidepressiva (Wirkungsverstärkung der Antidepressiva), Herzglykoside wie Digoxin (evtl. Intoxikationsgefahr), Hormonen (insbesondere Östrogene), Sedativa, Analgetika, Tranquilizer, Antihistaminika, Alkohol und Narkotika.

Eine Zunahme der Wirkung kann durch Propranolol verursacht werden (sowohl Zunahme der Wirkung der Neuroleptika wie auch des Propranolols). Es besteht ein erhöhtes Störungsrisiko des extrapyramidalen Systems. Bei Einnahme von Lithium kann es zu neurotoxischen Reaktionen kommen.

Unterscheidung der Neuroleptika nach Dosierung

Schwach wirksame
Levomepromazin,Sulpirid,Promazin… wirken stark beruhigend
Stark wirksame
Haldol, Benperodol und andere bei Schizophrenie,Wahnvorstellungen wie bei Alkoholentzug. (Haldol ist z. B. ein Langzeit- oder Depot-Neuroleptikum)

Darreichungsformen

  • Tabletten, Dragees, Tropfen, Sirup
  • Spritze (Langzeit- oder Depot Neuroleptika werden in größeren Abständen, nämlich 1 bis 4 Wochen gespritzt und entfalten während dieser Zeit ununterbrochen ihre Wirkung.)

Literatur

  • O. Benkert, H. Hippius: Psychiatrische Pharmakotherapie. Springer, Berlin, 1996 - 6. Auflage. ISBN 3-540-58149-9
  • Möller u. a.: Psychopharmakotherapie. ISBN 3-17-014297-6

Weblinks

Siehe auch