Psychische Belastungen

Aus Familienwortschatz
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Die Aufnahme in ein Krankenhaus bedeutet für viele Menschen auch eine starke psychische Belastung. Der Aufnahme ging evtl. eine dramatische Verschlechterung der Gesundheit voraus. Sie haben während der Dauer ihres Krankenhausaufenthalts viel Zeit zum Nachdenken. Die Atmosphäre des Krankenhauses, die teilweise schmerzhaften Untersuchungen und Behandlungen sowie die fremde Umgebung lassen häufig ein Gefühl des Ausgeliefert-Seins entstehen.

Art der Krankenhausaufnahme:

Geplanter Krankenaufenthalt:

Bei einem geplanten Krankenhausaufenthalt, weiß der Patient schon länger über die Notwendigkeit seines Aufenthaltes Bescheid. Oft wird die Einweisung von Hausarzt oder Facharzt vorgeschlagen, der den Patienten über seine Krankheit und Behandlung informiert hat und sein Einverständnis dazu hergestellt hat. "Geplante Aufenthalte“ können z.B. die Implantation eines neuen Hüftgelenkes sein oder die Entfernung eines gutartigen Tumors.

Diese Patienten haben oft klare Vorstellungen und klare Erwartungen und können sich in Vorfeld genauer darüber informieren.

Patienten bei akutem Krankenhausaufenthalt:

Solche Patienten werden innerhalb wenigen Minuten oder Stunden aus ihren gewohnten und alltäglichen Leben gerissen. Diese Patienten können sich nicht auf ihre Situation einstellen. Solches Erlebnis wird bei den meisten Patienten als Schicksalsschlag und als etwas Negatives und Belastendes empfunden. Hinzu kommt bei lebensbedrohlichen Situationen- eine lähmende Angst. Patienten brauchen oft sehr viel Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten und sich auf die Befürchtungen einzulassen.


Veränderung der Lebenssituation des Patienten durch einen Krankenhausaufenthalt:

Belastungen und eventuelle Schwierigkeiten, die auf einen Patient während des Krankenaufenthaltes zukommen:

  • Verlust der gewohnten Umgebung (psychische Folgen)
  • Wenig Selbstbestimmung- muss sich an Regeln und Zeiten des Krankenhauses halten und sich auch daran gewöhnen
  • Mitpatienten im Zimmer (schwerkranke Patienten, unruhige Patienten, unfreundliche Patienten, verwirrte Patienten)
  • Schlafdefizite (aufgrund von Schmerzen, Mitpatienten)
  • Wechselnde Pflegepersonen (verschiedene Persönlichkeiten)
  • Fachsprache (Ärzte und diplomiertes Personal sprechen untereinander die Fachsprache und schließen damit zum Teil unbeabsichtigt Patienten von der Kommunikation aus)
  • Sprachbarrieren durch Fremdsprachen (ausländisches Pflegepersonal oder der Patient selbst kann diese Sprache nicht oder ist durch eine Krankheit sprachlich eingeschränkt)
  • Mangelnde Aufklärung des Patienten durch das medizinische Personal
  • Depressive Verstimmung (Zweifel an sich selbst, Zweifel an der Medizin)
  • Gewicht von Diagnosestellung und Prognose (je nach der Diagnosestellung positive oder negative Reaktion)

Diagnosestellung, verursacht verschiedene Reaktionen auf Krankheit:

Reaktion auf eine Krankheit misst sich:

  • an persönlichen und individuellen Krankheitsmodelle, sowie die persönlichen Erfahrungen, sowie familiäre und soziokulturelle Werte.
  • am objektiven Krankheitszustand (Prognosestellung)
  • an der aktuellen Krankheitssituation (Art und Umfang der Therapie, Heilungschancen)


Psychosoziale Belastungen die bei einer Krankheit zu bewältigen sind:

  • Schwere Krankheit oder Verletzung verursacht viel Stress.
  • Das unmittlelbare Erleben von Erkrankung und Symptomen und die Auseinandersetzung mit ihnen verursachen psychische und psychosomatische Beschwerden.
  • Der Betroffene fühlt sich ohne Schutz ohne erlernte Anpassungsmechanismen. Starke Schmerzen, wie akute Gallenkolik, Tumorschmerzen lösen schwerste Ängste aus.

Wenn ein Patient eine lebensbedrohende Krankheit hat, seine Gefühle schwanken zwischen Hoffnung und Verzweiflung.

  • Seelische Reaktionen wie Panik, Selbstisolierung, Gefühle wie Neid, Ärger, Wut sind typische Reaktionen des Betroffenen. Er versucht mit seinem Schicksal zu handeln. Plötzlich kann ihn in der Erkenntnis des nahen Todes eine Traurigkeit über alles, was er verliert oder versäumt hat, überfallen.
  • Auswirkungen von Untersuchungen, Behandlung, Krankenhausmilieu sind folgenden:
    • Fast Hälfte reagiert auf diese Situation mit Angst, Furcht und dem Gefühl der Existenzbedrohung.
    • Belastend wirken Operationen die das Selbstwertgefühl sehr vermindern, wie zum Beispiel auf die Ablatio Mammae, Kastration
    • oder radikale Behandlungen (Chemotherapie, Bestrahlung), die mit starken Nebenwirkungen einher gehen, etwa Erbrechen, Haarausfall, Gewichtszunahme.
    • Probleme können auch (z. T. absehbar) nach einem Krankenhausaufenthalt auftauchen.


Auffallend ist z.B. ein Suizid relativ kurz nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Diese Ereignisse sind Zeichen der Hoffnungslosigkeit, die durch den Krankenhausaufenthalt vermehrt wurde, aber auch durch die Umstellung nach einem längeren Krankenhausaufenthalt.

Es ist wichtig mit den Patienten Gespräche zu führen. Man wird versuchen, den Patienten zu ermutigen, sich mit den Gefühlen zu konfrontieren - z.B. ihn nicht im Stich lassen wenn er weint - sondern dem Patienten offen mitteilen, dass er sich jetzt in einer sehr schwierigen Situation befindet und man diese Schwierigkeiten versteht.


1. Körperwahrnehmungen und das Wohlbefinden sind verändern bzw. werden anders empfunden:

  • Durch Verletzungen oder Behinderungen
  • Durch Schmerz und Beschwerden der jeweiligen Krankheit und Therapie
  • Durch Amputationen (z.B. Verlust einer Extremität)


2. Veränderte Selbstwahrnehmung:

  • Durch ein neues Selbstbild und Köperschema (z.B. durch Amputationen)
  • Angst vor der Zukunft, Angst vor dem Krankheitsverlauf
  • Soziale und familiäre Integration
  • Verlust der Selbstbestimmung


3. Emotionale Gleichgewicht ist gestört:

  • Durch innere und äußere Bedrohung
  • Gefühlsausbruch (Angst, Demütigung, Wut, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit)


4. Angst vor Annahme von sozialen Rollen und Aufgaben:

  • Durch die räumliche und zeitliche Trennung von Familie, Freunden und Bekannten
  • Aufgeben wichtiger sozialen Funktionen (z.B. Beruf, Hobbys….)
  • Verlust der Selbstständigkeit, soziale Abhängigkeit


5. Anpassung an eine neue Umgebung:

  • Durch immer neu wechselnde Beziehungen mit dem medizinischen Personal
  • Verhaltensregeln


6. Lebensbedrohliche Situation:

  • Angst vor dem Sterben oder den Folgen des eigenen Tods
  • Verlustängste
  • Akute Krise, Gefahr des Suizids

Quellen

Medizinische Psychologie- Ein Leidfaden für Studium und Praxis/ G.Sonneck,O.Frischenschlager, M.Hexel, U.Kropiunigg,I.Pucher,M.Schjerve