Soziale Wünschbarkeit

Aus Familienwortschatz
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Die Soziale Wünschbarkeit ist ein Artefakt bei Forschungen.

In einer britischen Untersuchung wurde nach der Zahl der Sexualpartner gefragt. Dabei ergab sich, daß die Frauen im Durchschnitt 2,9 verschiedene Sexualpartner hatten, Männer jedoch durchschnittlich 11 ! (Krämer 1991, S. 107). Vorausgesetzt die Stichprobe dieser Untersuchung enthielt gleich viel Männer und Frauen jeden Alters, kann es für dieses Ergebnis natürlich verschiedene Erklärungsmöglichkeiten geben: Die Männer haben viele Sexualpartnerinnen außerhalb Britanniens gesucht. Oder: Es gibt sehr viel mehr homosexuelle Männer als Frauen. Für beides gibt es keinerlei empirische Anhaltspunkte. Viel wahrscheinlicher ist, daß sich die Befragten jeweils ihren Geschlechtsnormen angepaßt haben, weil sie glaubten, ein solches Antwortverhalten würde von ihnen erwartet. Ähnliches passiert bei den bereits erwähnten Fragen nach dem Einkommen, wenn Arme reicher und Reiche ärmer erscheinen als sie tatsächlich sind.

Wenn Pflegende befragt werden, welche Arbeitsorganisation im Krankenhaus die persönlich am meisten bevorzugte ist, dann wird in der heutigen Situation mit Sicherheit die Mehrheit die Bezugs- oder Bereichspflege nennen. Diese Antwort wird völlig unabhängig davon erscheinen; ob die Befragten genauer wissen, was damit gemeint ist, geschweige denn ob sie diese Arbeitsform je schon erlebt haben. Bezugspflege gilt derzeit als das Non-plus-Ultra der Pflegeorganisation, auch wenn in der Praxis nicht nur von Krankenhäusern Funktionspflege durchaus propagiert und vor allem praktiziert wird.

Grundsätzlich gilt jedoch, je heikler eine Frage empfunden wird, desto stärker wird sich der Effekt der sozialen Wünschbarkeit bemerkbar machen. Zu diesen heiklen Fragen gehören evtl. auch die Wissensfragen.

Anderer Ausdruck: soziale Erwünschtheit (der Antwort)



siehe auch