Zentrale Sterilgut-Versorgungs-Abteilung

Aus Familienwortschatz
(Weitergeleitet von ZSVA)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Zentrale Sterilgutversorgungsabteilung oder Zentrale Sterilgutverteilungssabteilung (für die Abkürzung Zentrale Sterilgut-Versorgungs-Abteilung ZSVA) hat die Aufgaben das Operationsbesteck (bei Operationen verwendete Instrumente) und anderes Sterilgut einer OP-Abteilung durch Reinigung, Desinfektion, Pflege, Sortierung, Sterilisation und Bereitstellung von Medizinprodukten aufzubreiten und ist meist Teil eines Krankenhauses. Der Name bezeichnet sowohl die Abteilung als auch die Räumlichkeiten. Im internen Sprachgebrauch hat man es in der Regel nur mit der Abkürzung "ZSVA" zu tun. Die ZSVA ist also ein Kernbestandteil der Krankenhaus-Hygiene.

Dieses geschieht in einem definierten Ablauf in den verschiedenen Zonen einer ZSVA, die mindestens einen unreinen und einen reinen Bereich aufweist und welche hygienisch voneinander getrennt sind. Dies soll in Mindeststandards erfüllender gleichbleibender, immer reproduzierbarer Qualität erreicht werden.

Siehe dazu auch Qualitätsmanagement und Validierung in der Medizin.

Geschichtliches

Die Anfänge der Sterilisation für die Medizin kann man auf den französischen Wissenschaftler Louis Pasteur zurückführen, der im 19. Jahrhundert feststellte, dass durch Erhitzen eine Abtötung von Mikroorganismen erfolgt (Pasteurisierung). Der nächste Schritt in der Technik war, die Erhitzung mit Sattdampf durchzuführen, was niedrigere Temperaturen erlaubte, da der heiße Dampf sich an alle erreichbaren Stellen des Gutes legte und so die Abtötung von Mikroorganismen gewährleistete. Dieses Prinzip führte zu den heutigen Dampfsterilisatoren (Autoklaven), welche in den ZSVAen das Standardgerät zur Sterilisation darstellen.


Heute werden Medizinprodukte hinsichtlich der Anforderungen an die Aufbereitung unterschieden nach unkritisch, semi-kritisch, kritisch mit/ohne erhöhte Anforderungen an die Aufbereitung (A,B,C)[1]

Personal

In einer ZSVA arbeitet Fachpersonal, welches keine Ausbildung im Sinne einer Lehre, wie bspw. OP-Pflegerinnen sie besitzen, durchlaufen haben, sondern es gibt "nur" einen dreiteiligen Fachkundelehrgang (I-III), der die nötigen Qualifikationen vermittelt. In der Regel hat das leitende Personal der Abteilung allerdings Krankenhaus- und/oder Operationserfahrung und die Fachkunde zusätzlich erworben.

Aufgaben

Die Aufgabenverteilung variiert von Haus zu Haus. So kann in einem Haus die ZSVA allein für die Operationssäle zuständig sein und in anderen werden Funktionsabteilungen und sämtliche Stationen des Hauses mitversorgt. Je nachdem variiert auch der logistische Aufwand für diese Abteilung. In der ZSVA wird in aller Regel der gesamte Produktionsprozess der Aufbereitung von Medizinprodukten durchgeführt, verschiedentlich reinigen und verpacken Fachabteilungen wie HNO oder Ophthalmologie ihre empfindlichen Instrumente auch selbst.

Ein großes Problem stellen Zusatzinstrumente in der Traumatologie dar, die teilweise als Leih-Instrumente in den Bestand vorübergehend "eingepflegt" werden müssen, ohne dass ausreichende Informationen gemäß der DIN CEN ISO 17664 (Sterilisation von Medizinprodukten - Vom Hersteller bereitzustellende Informationen für die Wiederaufbereitung von resterilisierbaren Medizinprodukten) vorliegen. Konstruktion und Verpackung in Plastik-Containern entsprechen oftmals auch nicht mehr dem Stand von Technik und Wissenschaft.

Wichtig ist darüber hinaus, dass eine möglichst hohe Dokumentationsdichte erreicht wird, um das jeweilige Gut zu jedem Zeitpunkt unter Kontrolle zu haben, was nicht nur der eigenen Absicherung gegen Reklamationen sondern letztendlich durch eine möglichst lückenlose Prozessüberwachung der Patientensicherheit dient.

Instrumentenkreislauf

Kernaufgabe ist in der Regel die Versorgung der OP-Säle. Die Aufgabe erklärt sich am besten am "Instrumentenkreislauf".

Bereitstellung der Sets, Sterilgutcontainer

Die OP-Bestecke sind in Sets vorbereitet, die in verschiedener Form verpackt sein können (Weich- oder Hartverpackung). Gebräuchlich ist auch der Ausdruck „Sieb“, welcher aber ungenau sein kann, da er sowohl ein Sieb an sich (ein Geflecht aus Draht) als auch ein Set, welches aus mehreren Sieben oder aus gar keinem bestehen kann, bezeichnet. Am häufigsten sind Sterilgutcontainer in allen Variationen und Größen unterhalb einer STE (Sterilguteinheit mit 30 x 30 x 60 cm) anzutreffen, die zunehmend von in Vlies verpackten Körben abgelöst werden.

In einem Sterilgutlager werden die Sets verwahrt und bis Operationsbeginn gelagert. Dabei ist das Haltbarkeitsdatum zu beachten, welches je nach Verpackungsart und Lagerungsbedingungen variieren kann. Wichtig ist es, regelmäßig den Bestand zu überprüfen, zu ergänzen und zu aktualisieren, um nicht "totes Kapital" im Regalschrank zu lagern. Andrerseits muss eine Sicherheitsreserve vorgehalten werden, die die Dauer der Aufbereitung, den Kreislauf, berücksichtigt.

Reinigung

Nach der Operation kommt das benutzte OP-Besteck in den unreinen Bereich der ZSVA, wo dies nach den Herstellerangaben so weit wie möglich zerlegt wird (sofern nicht im OP schon vorbereitet). Schwer zugängliche Stellen werden gegebenenfalls mithilfe von Kunststoffbürsten, Dampfstrahlern und/oder Ultraschall(becken) vorgereinigt. Die weitere Reinigung erfolgt im Reinigungs- und Desinfektionsgerät soweit vorhanden. Eine gleichmäßige Reinigung ist dabei nur durch automatisierte Reinigungsabläufe zu erreichen. Weltweit betrachtet wird aber das Instrumentarium zumeist manuell gereinigt.

Desinfektion

Das Gut wird nun in ein Reinigungs- und Desinfektionsgerät (RDG) oder einen Reinigungs- und Desinfektionsautomat (RDA) eingebracht. Beide Begriffe sind gebräuchlich. Es sind Maschinen, die nicht ganz unähnlich den Geschirrspülern arbeiten, im Unterschied zu diesen aber spezielle Waschprogramme mit anderen Reinigungsmitteln fahren.

Zeit, Spülmechanik, Reinigungschemie und Temperatur sind die Wirkparameter zusammen mit dem Transportmedium Wasser im Sinnerschen Kreis.

Das Gut wird darin gereinigt, dann thermisch desinfiziert und abschließend getrocknet. Ziel ist es, eine Vorreinigung so weit wie möglich zu minimieren, um zum einen immer wieder gleichbleibende Ergebnisse zu erzielen und zum anderen Zeit zu sparen. Restfeuchte ist Zeichen für einen fehlerhaften Prozessablauf der gesamten Charge, die dann komplett wiederholt werden muss. Spezielle Einsatzwagen werden zunehmend für die verschiedenen Instrumente und das Zubehör konstruiert, um den Reinigungserfolg zu optimieren.

Pflege und Packen

Auf der reinen Seite der ZSVA werden die Reinigungs- und Desinfektionsgeräte entleert. Idealerweise sollten diese Maschinen inzwischen so angelegt sein, dass sie als Durchreichemaschinen den unreinen vom reinen Bereich trennen. Dort wird das Gut abschließend sortiert und dort, wo es nötig ist, mit speziellem, Wasserdampf-durchlässigen Intrumentenpflegespray behandelt, um Verschleiß vorzubeugen und gepackt. Packlisten (idealerweise in einem EDV-System erfasst) geben vor, wie das fertige Set zu packen ist. Sie bestehen aus einer Inventarliste und einer topographischen Zuordnung, so dass in immer gleicher Weise das Instrumentarium im Behälter positioniert wird und dies mit einem Blick leicht zu überprüfen ist.

Sterilisation

Das gepackte Set wird nun den Herstellerangaben entsprechend sterilisiert. Dies ist in der Regel das Dampfsterilisationsverfahren, welches in über 90 % der Fälle eingesetzt wird (auch Autoklav genannt). In der ZSVA wird noch Gassterilisation (Ethylenoxid 6-100%, Formaldehyd-Dampf) und die sogenannte "Plasma"sterilisation eingesetzt, die bei niedrigeren Temperaturen das Gut sterilisieren, was vor allem bei thermolabilen Gut angezeigt ist. Ziel ist die Abtötung aller Mikroorganismen. Nach der Sterilisation muss das Sterilgut freigegeben werden, das heißt, dass ein Mitarbeiter mit mindestens Fachkunde I das Gut bzw. die Verpackung auf eventuelle Schäden überprüft und dann eine Freigabe dokumentiert.

Einzelnachweise

  1. RKI-Richtlinie Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz 2001-44:1115-1126

Weblinks

Siehe auch


WIKIPEDIA Hinweis: Dieser Artikel basiert auf einem Text, der aus der freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen wurde. Eine Liste der ursprünglichen Autoren befindet sich auf der Versionsseite des entsprechenden Artikels.
(Stand: 16. Mai 2010)