EPH-Gestose

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Definition

Eine Gestose ist eine Erkrankung der Schwangeren, die ursächlich durch die Schwangerschaft bedingt ist. Nach dem Zeitpunkt ihres Auftretens unterteilt in Früh - und Spätgetose.

Die EPH-Gestose ist nach ihren Kardinalsymptomen

  • Edema (Ödeme)
  • Proteinurie
  • Hypertonie

benannt.


Kardialsymptome

  • Ödeme = E (Edema):
    • generalisierte Ödeme und eine abnorme Gewichtszunahme von über 500 g/Woche durch die Wassereinlagerung
    • (nicht zu verwechseln mit peripheren Ödemen in den Beinen, die auch bei gesunden Schwangeren auftreten)
  • Proteinurie = P (Ausscheidung niedermolekularer Proteine):
    • Eiweißausscheidung in 24 Std. Sammelurin > 0,5g/l
  • Hypertonie = H:
    • Blutdruck über 135/85mmgH
    • (bedrohlich 160/100mmgH)
  • zu den Kardialsymptomen der EPH - Gestosen kommen noch tonisch - klonische Krampfzustände hinzu


Untersuchungsbefund

  • erhöhte Gefährdung für Mutter und Kind
  • häufigste Schwangerschaftskomplikation (Häufigkeit: 4 - 5 %)
  • Risikogruppen:
    • Erstgebärende,
    • Frauen mit Mehrlingsschwangerschaften,
    • Diabetes mellitus
    • Nierenerkrankungen


Vorboten eines eklamptischen Anfalls

  • Kopfschmerzen,
  • Ohrensausen,
  • Schwindelgefühl,
  • Sehstörungen,
  • Übelkeit/Erbrechen,
  • Hyperreflexie,
  • motorische Unruhe,
  • Bewusstseinstrübung

Symptome eines eklamptischen Anfalls

  • Dauer: ca.50 - 60 sek.
  • kurzzeitiger, tonisch klonischer Krampfzustand (an den Extremitäten beginnend)
  • sistierte Atmung (kurzzeitig aufhörende Atmung)
  • Zyanose
  • Schaum vor dem Mund
  • Zungenbiss
  • komatöser Zustand nach dem Anfall (Std. - Tage)


Ursache

Es werden vor allem Störungen im Renin-Angiotensin-Aldosteron-System und im Prosterglandinstoffwechsel diskutiert. Beide führen bei der Schwangeren zu einer Arterienverengung in vielen Organen, auch die Plazenta wird durch die Gefäßengstellung mangeldurchblutet, wodurch das Kind im Extremfall absterben kann


Krankenbeobachtung

  • tgl. Gewichtskontrolle
  • Ein- und Ausfuhrkontrollen (Oligurie)
  • Urinuntersuchung (Eiweiß)
  • häufige Blutdruckkontrollen
  • sorgfältige Überwachung der Plazentafunktion durch Östriol- und HPL (human - placento - lactogen) Bestimmung im mütterlichen Serum
  • regelmäßige Kontrolle des fetalen Wachstums durch Ultraschallfetometrie und der fetalen Herztöne
  • Beobachtung der Patientin auf Anzeichen eines drohenden eklamptischen Anfalls
    • (Kopfschmerzen, Sehstörungen, motorische Unruhe, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstseinstrübung)
  • beim eklamptischen Anfall treten tonisch- klonische Krämpfe auf, die an den Extremitäten beginnen und sich auf den ganzen Körper ausbreiten ;
  • Dauer etwa 50- 60 sec.
  • Patientin ist stark zyanotisch und hat blutigen Schaum vor dem Mund (Zungenbiss)
  • dem Anfall folgt eine tiefe Bewusstlosigkeit, die Stunden bis Tage anhalten kann
  • Beobachtung der Infusion(Infusiomat)
  • Kontrolle der Vitalwerte (Puls, Atmung, Temperatur)
  • Blutkontrolluntersuchung (Harnstoff, Kalium)


Diagnostik

  • Blutuntersuchung: Routinelabor einschließlich
    • Blutbild (wegen möglicher Anämie und Thrombozytopenie),
    • Nierenwerten (als Komplikation Nierenversagen möglich),
    • Leberwerten und Gerinnungsstatus (HELLP - Syndrom).
    • Evtl. Östriolbestimmung als Maß für das kindliche Wohlergehen
  • tgl. CTG , um eine kindliche Gefährdung zu erfassen
  • Doppler - Sonographie zur Beurteilung der Plazentadurchblutung und damit der Vorsorgung des Kindes
  • Transabdominale Sonographie mit Wachstumsbeurteilung des Kindes, da zurückbleibendes Wachstum ein Warnzeichen ist


Behandlungsstrategie

Die Behandlung umfasst:

  • Blutdrucksenkende Medikamente, v.a. alpha-Methyl-Dopa, etwa in Presinol®, oder Dihydralazin, etwa in Nepresol®.
    • In leichteren Fällen auch ß- Blocker, z.B. Beloc®
  • Magnesium (meist i.v.) zur Minderung der Krampfbereitschaft
  • Ggf. Sedierung, z.B. mit Diazepam (in Valium®)
  • Ursächliche Behandlung besteht in der Beendigung der Schwangerschaft, dies ist jedoch durch die in der Regel noch bestehende unreife des Kindes nicht möglich
  • Abwägung ob Kind mehr durch die Minderdurchblutung oder durch eine Frühgeburt gefährdet ist und wie hoch die Gefahr für die Mutter ist
  • Art der Entbindung abwägen (vaginal oder Kaiserschnitt), hängt von der Schwangerschaftsdauer und der vorangegangenen Geburt ab, bei Erstgebärenden o. sehr unreifen Kindern ist ein Kaiserschnitt ungefährlicher für das Kind, während bei Mehrgebärenden oft eine vaginale Geburt weniger belastend ist
  • Bei Eklampsie muss die Entbindung sofort erfolgen, meist durch Kaiserschnitt



Krankenpflege

  • strenge Bettruhe
  • bevorzugt links Seitenlagerung (bessere Durchblutung der Plazenta)
  • Ernährung:
    • natriumarm,
    • kalorienarm,
    • eiweißreich;
    • Flüssigkeitseinschränkung;
    • Reis - Obst - Tage evtl. 1 - 2 Mal die Woche;
    • im komatösen Zustand paenterale Ernährung
  • Legen eines Blasenverweilkatheters (Ausscheidung sollte 30ml/Stdl. nicht unterschreiten)
  • Intensivüberwachung (beim eklamptischen Anfall)
  • Ruhiges, evtl. verdunkeltes Zimmer
  • Patientin vor Verletzungen schützen
  • Übernahme der Körperpflege
  • sorgfältige Mundpflege
  • psychische Betreuung:
    • intensive Zuwendung;
    • Anfall ist für Mutter und Kind ein lebensbedrohlicher Zustand;
    • Geräusche und Erschütterungen vermeiden;
    • Patientin ist schwer krank


Prophylaxen


Sonderform der EPH-Gestose

  • HELLP-Syndrom:
    • das mit Hämolyse, erhöhten Leberwerten und Thrombozytopenie einhergeht und auf eine durch Gefäßspasmen bedingte Leberschädigung zurückzuführen ist
    • Komplikationen:
      • vorzeitige
      • Plazentalösung,
      • Nierenversagen, #
      • neurologische Spätschäden nach einem Status eclampticus (längere Zeit andauernder, nicht zu unterbrechender eklamptischer Anfall) sowie
      • teils massive postoperative Blutungen nach einer Kaiserschnittentbindung.