Blutdruck

Aus Familienwortschatz
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Definition

Blutdruck ist die Kraft, die das Blut auf die Gefäßwand der Arterien u. Venen ausübt, gemessen in mmHg, maschinell auch in kPa (1kPa = 7.5 mmHg). Im medizinischen Sprachgebrauch ist mit Blutdruck immer der Druck in den größeren Arterien gemeint.

  • Systolischer Druck: maximaler Druck im Gefäß (Spitzendruck ), entsteht während der Kammersystole (Anspannungszeit und kurz danach in der Austreibungszeit des Herzens)
  • Diastolischer Druck: der (niedere Wert = ) mindeste Druck im Gefäß während der Kammerdiastole (Erschlaffungszeit und Auffüllzeit des Herzens); wird auch in der Zeit zwischen 2 Herzschlägen nicht unterschritten und ist ein Maß für die Dauerbelastung der Gefäßwände
  • Mitteldruck: mittlerer Druck zwischen systolischem und diastolischem Blutdruck, entspricht nicht exakt dem arithmetischen Mittel (MAD oder MAP [mean arterial pressure]; er liegt zwischen dem systolischen und diastolischen Druck (BDm = [BDs– BDd] / 3 + BDd) und wird bei der direkten Messung automatisch berechnet und gilt in der Intensivmedizin als zuverlässige Größe für die Organdurchblutung)
  • Amplitude: (auch "Pulsdruck", engl. "pulse pressure";) Differenz zwischen systolischem und diastolischem Blutdruck
    (120 - 80 = 40)

Normalwerte

  • "'Normotonie'": Normaler Blutdruck (beim Erwachsenen etwa 120/80 mmHg)


Je nach Belastungen, Tagesrhythmus und Lebensalter variieren die Normalwerte:

  • bei Frühgeborenen 1000g-2000g: 45-50 mmHg (systolischer Wert)
  • beim Neugeborenen über 2000g: 70-80 mmHg (systolischer Wert)
  • beim Säugling: etwa 75-85 mmHg (systolischer Wert)
  • bei Kleinkindern: etwa 95/60 mmHg
  • Schulkinder 6-9 Jahre: etwa 100/60 mmHg
  • Schulkinder 9-12 Jahre: etwa 110/70 mmHg
  • Jugendliche / Erwachsene: etwa 120/80 mmHg
  • Ältere Menschen: etwa 140/90 mmHg

Abweichungen vom Normalwert (bei Erwachsenen)

bedingende Faktoren

  • Gefäßwiderstand in den Arterien
  • Herzminutenvolumen
  • Blutvolumen im Gefäßsystem

Weil sich Blutdruck (BD) und Puls den Erfordernissen bei körperlicher Arbeit anpassen, sind Puls und systolischer Blutdruck dann höher als in Ruhe. Der diastolische Blutdruck bleibt beim gesunden Menschen etwa gleich.

Blutdruck-Messung

Die Messung des Blutdrucks erfolgt in der Regel immer am gleichen Arm und in der gleichen Position (liegend, sitzend, stehend) und möglichst zur gleichen Tageszeit, um einen Vergleich zu ermöglichen. Der Blutdruck ist in der Regel an beiden Armen fast gleich. Die Ansicht, der Blutdruck sei am linken Arm höher, weil dieser näher am Herzen sei, ist anatomisch falsch (vgl. Aorta). Signifikante Unterschiede zwischen den Armen ergeben sich meist aus anatomischen oder pathologischen Besonderheiten.

Die Messung:

  • muss stets unter den gleichen Bedingungen erfolgen
  • in Ruhe
  • immer im Liegen, Sitzen od. Stehen
  • immer am gleichen Arm

Der Blutdruck sollte nicht gemessen werden am jeweils betroffenen Arm:

Der Blutdruck darf auf keinen Fall gemessen werden am jeweils betroffenen Arm:

BD-Kontrollen

Erfahrenes Pflegepersonal und Pflegefachkräfte messen den arteriellen Blutdruck

  • bei Neuaufnahmen bzw. Herz- u. Kreislaufkranken
  • vor, während und nach Operationen.
  • vor der Mobilisation ( nach langem Liegen )
  • bei bekannter Hypertonie oder Hypotonie
  • bei Kreislaufkollaps = Begriff für akute Hypotonie.
  • Gabe blutdruckbeeinflussender Medikamente
  • starken Blutdruckschwankungen
  • nach Unfällen, Blut- u. Flüssigkeitsverlusten u. bei Schock
  • wird derBD zum ersten Mal gemessen, geschieht dies an beiden Armen.
    • Druckdifferenz möglich z.B. bei Verengung der Arteria subclavia.
    • am Arm mit den höheren Werten (= keine Flussbehinderung) zukünftig weitermessen
  • Messung immer sofort dokumentieren, bei Abweichungen Arzt informieren
elekronisches Blutdruckmessgerät für das Handgelenk

Methoden

Die unblutige (indirekte) Messung

  • Abkürzung NIBP ... non-invasive blood pressure
  • gemessen werden die Strömungsgeräusche in einer Armarterie
Funktionsprinzip
  • der Blutstrom der Arteria brachialis wird mittels Kompression mit einer Manschette unterbrochen, bis der Manschettendruck größer ist als der systolische Blutdruck.
    (Strömungsgeräusche sind nicht mehr hörbar)
  • Ventil wird geöffnet, Luft kann entweichen ( nicht mehr als 3mmHg/sec )
    • sind Manschettendruck und systolischer Druck gleich groß, strömt wieder Blut durch die Arterie
    • der diastolische Druck ist noch geringer als der Manschettendruck, das Blut strömt also nicht kontinuierlich.
  • Es kommt zu einem Wechsel: Blut strömt ( Systole ) - Blut strömt nicht ( Diastole ).
  • Dieser Wechsel verursacht die typischen Strömungsgeräusche = Korotkow Töne
  • Das Ventil bleibt geöffnet, der Druck der Manschette fällt weiter,
    • sinkt er unter den diastolische Druck, bleibt die Arterie ständig offen und die Strömungsgeräusche sind nicht mehr hörbar
Durchführung der indirekten Messung
Material
  • geeignete Manschette mit passender Breite mit Verschluss und kleinem Ballon mit Ventil
  • Messeinheit mit Manometer
  • Stethoskop mit Flachmembran
Vorgehen
  • Ruhepausen von 15 min vor Messung
  • Beengte Kleidung vom Arm entfernen
  • Manschette luftleer und straff am Arm anlegen, ableitende Schläuche nicht in die Ellenbeuge

Ventil schließen

  • Membran in der Ellenbeuge auflegen ( A. cubitalis ), dabei Puls der A. radialis fühlen
  • Manschette füllen bis kein Puls mehr tastbar und keine Geräusche hörbar
  • Manschettendruck um ca. 30 mmHg erhöhen
  • Ventil öffnen, Luft langsam entweichen lassen
  • Auf pulssynchrone Strömungsgeräusche = Korotkow Töne achten
  • Druckwert am Manometer ablesen, sobald erster Ton hörbar
  • Manschette weiter langsam leeren und beim letzten Ton den diast. Druck ablesen ( oder wenn Gräusche deutlich leiser werden )
  • Restluft ablassen, Manschette entfernen

Die blutige (direkte) Messung

siehe Invasive Blutdruckmessung

Palpatorische Methode

  • Kann angewendet werden, wenn Strömungsgeräusche nur schlecht zu hören sind.
  • Zu messen ist nur der systolische Blutdruck
    • Puls tasten
    • Manschette aufpumpen, bis Puls verschwindet
    • Druck ablassen bis der Puls wieder tastbar
    • Der beim ersten tastbaren Puls angezeigte Druckwert entspricht dem systolische Blutdruck
  • Messung auch am Bein möglich, dabei wird die Manschette am Oberschenkel angelegt und die A. poplitea in der Kniekehle getastet

Siehe auch