Infektionspflege

Aus Familienwortschatz
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Angesichts der Möglichkeit, dass die Infektionspflege jederzeit in zahlenmäßig hohem Umfang notwendig werden kann, ist es sinnvoll, sich deren Prinzipien auch in Pflege-Abteilungen ohne aktuellen Belegung mit Infektionskranken wieder zu vergegenwärtigen und sich im professionellen Umfeld auf Mindeststandards zu verständigen. Sie ist Teil jeder Seuchenmedizin.

Hier ein Vorschlag:

Infektionspflege

Grundzüge der Infektionspflege lassen sich in zwei Richtungen einteilen:
a) Schutz der Gesunden vor den infizierten Patienten: Isolierung

b) Schutz der abwehrgeschwächten Patienten vor neuerlichen Infektionen von außen: Umkehrisolation (oder Umkehrisolierung, protektive Isolierung). Sie wird insbesondere erforderlich bei massiv herabgesetzter körpereigener Infektionsabwehr, z.B. bei Leukämie-Patienten.

Infektion bedeutet dabei vor allem die Aufnahme von Krankheitserregern (Keimen wie Viren und Bakterien oder Mikroorganismen) sowie die damit verbundene Auslösung von Krankheits-Reaktionen des Wirtsorganismus (in der Pflege eben Menschen).


Isolierung

Dem Schutz der Gesunden vor den infizierten Patienten dient deren Isolierung. Dabei muß der mögliche Übertragungsweg berücksichtigt werden. Wenn Keime durch den Luftzug an Staubpartikeln übertragen werden können, ist ein umfangreicherer Aufwand erforderlich, als wenn nur durch Aufnahme der fremden Körperflüssigkeit eine Übertragung möglich wäre.

Folgende Schutzmaßnahmen sind dabei generell zu bedenken. Ob sie jeweils erforderlich sind, hängt von der konkreten Infektion bzw. dem Infektionsverdacht ab. In den Einrichtungen sollte dafür ein verbindlicher Standard festliegen.

Durch oder an der erkrankten Person

  • Bewegungsmöglichkeiten für die Person wird auf festgelegten Bereich eingeschränkt (Gebäude, Balkon dort, evtl. auch nur im Einzelzimmer)
  • Kontakt nach außen nur via Telefon und ähnl.
  • Bei Sichtkontakt keine Berührung und keine Luftverbindung (Glasscheibe, Sprechanlage)
  • Ausscheidungen der Person müssen abgedeckt und desinfiziert transportiert werden
  • Abfälle aus dem Raum der Person müssen abgedeckt und desinfiziert transportiert werden. Spezielle Entsorgungswege. Kennzeichnung.

Pflegekräfte

  • Pflegekräfte halten die persönliche Hygiene ein
  • Pflegekräfte tragen Schutzkittel und Haarschutz, die nur auf der Außenseite mit der Person in Berührung kommen. Aufbewahrung außerhalb des Zimmers deshalb mit nach innen gedrehter Außenseite. Optimal wäre jedesmaliger Wechsel in frische Schutzkleidung, die nach Verlassen des Zimmers abgelegt werden kann. Spezielle Wäscheversorgungswege.
  • Pflegekräfte tragen Einmal-Handschuhe
  • Einmal-Gesichtsmaske bei aerogener Übertragungsmöglichkeit
  • Händedesinfektion nach Ablagen der Handschuhe und Schutzkleidung

Gegenstände

  • Dokumentation erfolgt außerhalb
  • Dokumentations- und Patientenunterlagen lagern außerhalb
  • Abfälle aus dem Raum der Person müssen abgedeckt und desinfiziert transportiert werden. Spezielle Entsorgungswege. Kennzeichnung.

Umkehrisolation

Schutz der abwehrgeschwächten Patienten vor Infektionen von außen: Umkehrisolation. Wird erforderlich bei massiv herabgesetzter Körperabwehr, Beispiel: Leukämiepatienten, Transplantationspatienten. Dabei muß der mögliche Übertragungsweg durch Kontakte mit der Außenwelt ausgeschlossen werden.

Diese Art der Infektionspflege wird normalerweise nur bei einer kleinen Zahl von PatientInnen gleichzeitig erforderlich. Sie wird hier aus systematischen Gründen dargestellt und hier eingefügt.

Folgende Schutzmaßnahmen sind dabei zu bedenken:

Durch oder an der erkrankten Person

  • Bewegungsmöglichkeiten für die Person wird eingeschränkt (Einzelzimmer)
  • Kontakt nach außen nur via Telefon und ähnl.
  • Bei Sichtkontakt keine Berührung und keine Luftverbindung (Glasscheibe, Sprechanlage)
  • Nahrungsaufnahme der Person: Bereitstellung durch besonders geschultes Küchenpersonal in besonderen Behältnissen, die in einer Umverpackung transportiert werden, die nicht mit in das Zimmer gebracht werden darf. Übergabe via Schleuse.
  • Körperpflege der Person möglichst durch sie selbst.


Pflegekräfte

  • Pflegekräfte halten die persönliche Hygiene ein
  • Händedesinfektion vor Betreten der Schleuse
  • Pflegekräfte tragen Schutzkittel und Haarschutz, die nur auf der Außenseite mit der Person in Berührung kommen. Aufbewahrung innerhalb der Schleuse deshalb mit nach außen gedrehter Innenseite. Optimal wäre für Hinzukommende jedesmaliger Wechsel in sterile Kleidung.
  • Pflegekräfte ziehen in der Schleuse sterile Handschuhe, Gesichtsmaske an.


Gegenstände

  • Dokumentation erfolgt außerhalb
  • Dokumentations- und Patientenunterlagen lagern außerhalb
  • Wäscheversorgung mit sterilisierter Wäsche aus speziellen Containern in der Schleuse.
  • Benutzte Materialien sind sofort aus dem Zimmer zu entfernen. Sonst keine Besonderheit.
  • Geräte vor der Verwendung sterilisieren

Bedürfnisse der isolierten Personen

Die Bedürfnisse der isolierten Personen nach sozialen Kontakten sind berechtigt. Wie sie erfüllt werden können, sollte Pflegenden eine wichtige Aufgabe sein.

Dank TV, Handy und PC hat sich in reichen Ländern dafür ja auch ein kultureller Wandel eingestellt, der dies wesentlich erleichtern kann. Aber direkte persönliche Kontakte werden darüber hinaus immer wieder zu prüfen und nach Möglichkeit zu verwirklichen sein. Die Kooperation aller Beteiligten ist zwingend.

Evtl. kommt auch eine zusätzlich mit „eingeschlossene“ Person in Betracht.

Spezieller Hygieneplan

Ein spezieller Hygiene- und Desinfektionsplan für die betroffenen Abteilungen ist zu erstellen. Durch deutliche Kennzeichnungen müssen deren Einhaltung für alle Beteiligten erleichtert werden. Die Häufigkeit von Belehrung und Kontrollen sollten enthalten sein.

Hilfestellung in Deutschland geben die lokalen Gesundheitsämter bzw. das Robert-Koch-Institut.


Häufige und schwerwiegende Infektionskrankheiten

siehe auch:

Literatur

  • Thiemes Pflege. Thieme Verlag, Stuttgart. ISBN 3131290994 - Seiten:


Weblinks