Colon-Kontrasteinlauf

Aus Familienwortschatz
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Der Colon-Kontrasteinlauf ist eine radiologische Untersuchung, bei der Kontrastmittel als Einlauf in den Dickdarm gebracht wird. Der Colon-Kontrasteinlauf gehört zu den bildgebenden diagnostischen Verfahren.


Indikationen

Der Colon-Kontrasteinlauf muß heute als Untersuchungstechnik der zweiten Wahl angesehen werden. Wenn es irgendwie geht, ist auf jeden Fall eine Koloskopie dem Colon-Kontrasteinlauf vorzuziehen. Unter folgenden Umständen wird ein Colon-Kontrasteinlauf durchgeführt:


Kontraindikationen

Vor der Untersuchung wird der Patient vom Radiologen über den Untersuchungsablauf aufgeklärt, auf mögliche Komplikationen und Risiken hingewiesen und über eventuelle Symptome oder Vorerkrankungen des Dickdarms befragt. Wenn die folgenden Punkte zutreffen, sollten diese im Aufklärungsgespräch unbedingt angesprochen werden:

  • Der Patient leidet an einem Glaukom (Grüner Star)
  • in den letzten Tagen und Wochen wurden Darmoperationen oder Eingriffe durchgeführt
  • Es bestehen akute Bauschmerzen oder Bauchkrämpfe


Ein Colon-Kontrasteinlauf mit Bariumsulfat darf nicht durchgeführt werden:

  • bei Ileus/Subileus
  • bei einem toxischen Megacolon
  • bei pseudomembranöser Colitis
  • bei einer kurz zurückliegenden rektalen Biopsie bis 7 Tage vorher mit einem starren Sigmoidoskop. Biopsien über ein flexibles Endoskop stellen keine Kontraindikation dar.


Technik

Der Colon-Kontrasteinlauf dient der Darstellung des Dickdarmes. Er wird meistens als Doppelkontrastuntersuchung durchgeführt. Der Vorteil der Untersuchung besteht darin, dass die Beurteilung des gesamten Dickdarmes möglich ist und auch Darmbereiche eingesehen werden können, die für das Endoskop (Darmspiegelung) schwer zu passieren sind. Die Methode wird von vielen Patienten als weniger belastend im Vergleich zu einer Darmspiegelung beschrieben. Sollte jedoch bei der Untersuchung ein auffälliger Befund entdeckt werden, kann hiervon keine Gewebeprobe entnommen werden. In diesem Fall muss dann eine Darmspiegelung durchgeführt werden.

Für die Untersuchung wird in der Regel Bariumsulfat als Kontrastmittel verwendet, dieses gelangt im Liegen über ein Ballondarmrohr in den Darm des Patienten, um den ganzen Dickdarm zu benetzen. Vor der eigentlichen Doppelkontrastdarstellung wird möglichst viel Kontrastmittel wieder aus dem Dickdarm entleert. Dann wird eine Spritze (z.B. Buscopan®) verabreicht, damit sich der Darm entspannt und nicht schmerzt, wenn er durch vorsichtiges Einblasen von Luft gedehnt wird. Der gesamte Dickdarm erscheint danach durchsichtig und komplett entfaltet auf dem Röntgenbild (Doppelkontrast). Unter Durchleuchtungskontrolle werden dann Zielaufnahmen des Dickdarms in verschiedenen Körperpositionen angefertigt. Entzündliche oder tumorbedingte Veränderungen der Dickdarmwand lassen sich mit der Untersuchung überlagerungsfrei darstellen bzw. ausschließen. In bestimmten Fällen, z.B. wenn die Möglichkeit einer Perforation besteht, werden nur wasserlösliche Kontrastmittel (z.B. Gastrografin®) verwendet, die aufgrund fehlender Wandhaftung keinen Doppelkontrast erlauben. Diese Untersuchung kann als Notfalluntersuchung auch bei nicht vorbereiteten Patienten durchgeführt werden.


Vorbereitung

Vor der Untersuchung muss der Dickdarm entleert werden, damit die Untersuchung nicht durch Stuhlreste behindert wird. Dafür wird am Vortag vor der Untersuchung ein starkes Abführmittel meistens in Form einer orthograden Darmspülung verabreicht. Werden andere Abführmittel wie z.B. Prepacol® oder Dulcolax® gegeben, dann sollte am Abend zusätzlich ein hoher Einlauf mit mindestens 1500 ml Spülflüssigkeit (bei Kindern entsprechend weniger) gemacht werden. Das Abführen finden viele Patienten als sehr belastend und unangenehm. Wer die Abführlösung (3 bis 5 Liter) nicht trinken kann oder will, der kann die Abführlösung auch über eine Magensonde erhalten, einige Patienten bevorzugen diese Methode sogar. Am Tage der Untersuchung wird kein Einlauf gegeben, da er die Qualität der Röntgenaufnahmen beeinflussen könnte. Die Untersuchung wird entweder in einer Röntgenpraxis oder einer Klinik von einem Arzt durchgeführt.


Anwendung

Der Patient muss sich vor der Untersuchung vollständig entkleiden. Die orale Gabe von Atropinsulfat (cave: Kontraindikationen) vor der Untersuchung verbessert den Kontrastmittelbeschlag der Darmwände. Vor Untersuchungsbeginn wird häufig noch eine kurze rektale Untersuchung gemacht, um Passagehindernisse im Enddarmbereich zu erkennen. Nun wird das Ballondarmrohr in Linksseitenlage eingeführt und der Ballon wird aufgeblasen. Alternativ kann bei Patienten mit intaktem Schließmuskel auch ein normales Darmrohr verwendet werden. Danach erfolgt unter Durchleuchtung eine Kontrolle der korrekten Position des Ballondarmrohres.

Jetzt wird der Kontrastmitteleinlauf gestartet. Nachdem sich der Dickdarm bis über die linke Flexur mit Kontrastmittel gefüllt hat, wird zum teilweisen Abfluß des Kontrastmittels der Irrigationsbeutel auf den Boden gelegt. Danach wird der Barium-Abflußschlauch wieder abgeklemmt. Der Patient wird nun aufgefordert, sich mindestens einmal um die eigene Längsachse zu drehen. Nun wird Luft in den Dickdarm einzublasen. Dadurch und durch das Drehen des Patienten wird versucht, das Kontrastmittel bis zum Coecum vorzubringen. Die eingeblasene Luft kann etwas unangenehm sein, da sie das Gefühl starker Blähungen verursacht. Es werden durchleuchtungsgezielt durch unterschiedliche Patientenlagerung bzw. durch Tisch- und/oder Röhrenbewegung sämtliche Abschnitte des Dickdarms in mehreren Ebenen dargestellt. Folgende Aufnahmeprojektionen werden häufig gemacht:

  • Übersichtsaufnahme im Liegen
  • Übersichtsaufnahme im Stehen
  • Zielaufnahme: linke und rechte Flexur im Stehen
  • Zielaufnahme: Rectum links und rechts seitlich
  • Zielaufnahme: Sigma (meist gekippte Aufnahme)
  • Zielaufnahme: Coecum


Nachsorge

Nachdem das Darmrohr wieder entfernt wurde wird der Patient zügig zur Toilette geführt bzw. bettlägerigen Patienten wird die Leibschüssel gereicht. Dem Patienten sollte nach der Untersuchung die Möglichkeit einer Intimtoilette angeboten werden. Da das Bariumsulfat häufig zu Verstopfungen führen kann, sollte der Patient in den folgenden beiden Tagen ein leichtes Abführmittel wie etwa Bifiteral® nehmen. Alternativ kann am nächten Tag ein Reinigungseinlauf angeboten werden.


Siehe auch: