Disease-Management-Programm

Aus Familienwortschatz
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"Disease-Management-Programme (DMP) sind strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch kranke Patienten. DMP sollen durch gezieltes Versorgungsmanagement in Form standardisierter Behandlungs- und Betreuungsprozesse dazu beitragen die Behandlung chronischer Erkrankungen über deren gesamten Verlauf zu verbessern. Sie sollen Beeinträchtigungen durch die Erkrankung lindern und Folgerkrankungen reduzieren. Ziel ist es, die Behandlung über die Grenzen der einzelnen Leistungserbringer hinweg zu koordinieren, eine bedarfsgerechte und wirtschaftliche Versorgung sicherzustellen und bestehende Versorgungsmängel (Über-, Unter- und Fehlversorgung) abzubauen. Die Programme basieren auf wissenschaftlich gesicherten aktuellen Erkenntnissen (medizinische Evidenz)." [1]

Die Vorteile einer Teilnahme am DMP Diabetes

  • Behandlung nach aktuell gesicherten medizinischen Erkenntnissen und kontinuierliche Betreuung.
  • Lückenlose Dokumentation des Krankheitsverlaufs und aktuelle kurzfristige Anpassung der Therapie.
  • Die Teilnahme an Patientenschulungen wird von der Krankenkasse finanziert.
  • Bei Bedarf sofortige Überweisung zum Facharzt: Augenarzt, Neurologe (Neurologie), Internist oder Fußambulanz.
  • Die Krankenkassen ermöglichen den Zugang zu aktuellen Informationen durch Broschüren und andere Informationsmaterialien.
  • Fundierte telefonische Auskünfte durch Fachärzte und Gesundheitsberater der Krankenkassen.
  • Die strukturierten Behandlungsprogramme (Disease Management Programme, DMP) verbessern nach Auffassung der Betriebskrankenkassen (BKK) in Deutschland die Versorgung chronisch Kranker. „Mit den Chronikerprogrammen wurden bundesweit für alle Akteure im Gesundheitswesen geltende Qualitätsmaßnahmen für die Behandlung chronisch Kranker erfolgreich etabliert“,sagte Heinz Kaltenbach, Geschäftsführer des BKK.[2]

Regeln für die Teilnahme am DMP

  • Regelmäßiges Aufsuchen des Arztes auf er Grundlage vereinbarter DMP-Termine.
  • Werden die Kontrolltermine nicht eingehalten, erinnert die zuständige Krankenkasse (in der Regel telefonisch) die Patienten an die nötige Kontrolluntersuchung.
  • Werden innerhalb eines Jahres zwei aufeinander folgende Dokumentationen nicht eingereicht, endet die Teilnahme am DMP (gesetzliche Regelung).
  • Patienten haben das Recht sich nach einer Kündigung erneut in ein DMP einschreiben zu lassen.

Kritik

  1. "Ob teure und dokumentationsaufwendige Disease-Management-Programme (DMP) das medizinische Ergebnis von Teilnehmern verbessern, ist unklar. Die Arbeitsgruppe um Roland Linder stellt im aktuellen Heft des Deutschen Ärzteblatts (Dtsch Arztebl Int 2011; 108[10]: 155–62) ihre Ergebnisse vor."[3]
  2. Das sächsische Modell: Das von 2000 bis 2002 praktizierte Sächsische Diabetes-Betreuungsmodell war ein außerordentlich wirksames Beispiel zur flächendeckenden Betreuung von Diabetikern. Zu diesem Schluss gelangten die 2008 international publizierten Evaluationsergebnisse.Fazit: „Veränderungen gehen nur in kleinen Schritten und immer nur im Schulterschluss mit den Beteiligten(Patient, Arzt, Disease Management) keinesfalls gegen sie und niemals allein durch Top-down-Programme. Die Basis für fruchtbare Kooperationen sind sektorenübergreifende Leitlinienempfehlungen sowie Qualitätszirkel, Einfachheit, keine Sanktionen, sondern Bonus bei Überweisung und die Anwendung des Bottom-up-Prinzips. Die große Chance liegt nun darin, Erfahrungen, internationale sowie auch die sächsischen, positiv zu nutzen und statt der längst überholten DMPs gute und tragfähige integrierte Chronic-Care-Konzepte zu entwickeln, umzusetzen und zu entwickeln.“[4]
  3. Diabetes-Fachgesell­schaften betonen Bedeutung von DMP: [1]

Quellen

  1. http://www.kbv.de/6041.html
  2. aerzteblatt.de am 1.4.20011
  3. http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/45031/Krankheiten_teuer_verwalten.htm
  4. PD Dr. med. habil. Ulrike Tothe: Diabetes: Paradigmenwechsel im Disease Management, Heilberufe, 6/2011, 18-21