Medikamentengabe

Aus Familienwortschatz
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Bei der Medikamentengabe spielt die Beobachtung eine große Rolle. Es muß darauf geachtet werden, ob die Medikamente regelgerecht eingenommen werden und wie auf die Medikamente reagiert wird (z.B. bei Schmerzmedikamenten auf Schmerz- oder Linderungsäußerungen achten). Eine sorgfältige Dokumentation ist obligat.

Tabletten und Kapseln


die 6-R-Regel

Ursprünglich wurde diese Merkregel als 5-R-Regel gelehrt. Im Zeitalter der Pflegedokumentation kam dieser sechste Punkt hinzu. Er bezieht sich aber auf die Dokumentation nach der Pflegemaßnahme - die anderen Punkte auf deren Durchführung. Noch früher gab es sie als "4 mal Richtig".

Aufbewahrung

Notwendig ist neben der richtigen Medikamentengabe und Dokumentation auch die ordnungsgemäße Aufbewahrung:

  • Die Medikamente sollten (im Pflegeheim immer bewohnerbezogen) in einem abgeschlossenen Schrank aufbewahrt werden, idealerweise im Dienstzimmer der jeweiligen Station/Wohngruppe.
  • Die Medikamente sollten sollten generell nicht über 25 °C gelagert werden, kühl zu lagernde Medikamente gehören in einen Medikamentenkühlschrank mit einer Temperatur zwischen 2°C bis 7°C.
  • Bewohnerbezogenene Medikamente sollten immer mit dem Namen des Bewohners versehen werden.
  • Das Anbruchsdatum wird mit permanentem Stift auf der Packung/Flasche vermerkt (v.a. bei Lösungen/Tropfen).

Richten der Medikamente

  • Bei dem Stellen der Medikamente sollte nach dem Prinzip "first in, first out" verfahren werden, d.h. ältere Medikamente (die das Verfallsdatum noch nicht überschritten haben) zuerst verbrauchen.
  • Tropfen und Säfte sollen nicht auf Vorrat, sondern erst unmittelbar vor dem Verabreichen gestellt werden.


Verabreichen von Medikamenten

  • Grundsätzlich dürfen nur die Medikamente verabreicht werden, die ärztlich verordnet worden sind.
  • Die zeitlichen Vorgaben sind zu beachten.
  • Bei oraler Medikamentengabe sind eventuelle Wechselwirkungen mit gleichzeitig aufgenommenen Lebensmitteln zu beachten
  • Eine möglichst aufrechte Sitzposition ist bei oraler Verabreichung zu bevorzugen, ausreichende gleichzeitige Flüssigkeitszufuhr (empfohlen ist Wasser) trägt zu einer bestmöglichen Aufnahme des Medikamentes bei.

Medikamentengabe über eine Ernährungssonde

Zur Medikamentengabe über eine Ernährungssonde siehe den ausführlichen Abschnitt Applikation von Medikamenten bei enteraler Ernährung.

Applikationsformen

  • dermal: Salbe, Creme, Gel, Wirkstoff-Pflaster (TTS), Spray
  • per Injektion: Ampullen mittels Spritzen bzw. Insulin-Pen u.a. subcutan (s.c.), intramuskulär (i.m.), intravenös (i.v.)
  • nasal: Nasenspray, Nasensalbe
  • ophthal: Augentropfen, Augensalbe
  • oral: Tablette, Dragee, Kapsel, Tropfen, Saft, Brausetablette
  • über die PEG oder andere Ernährungs-Sonden: Tablette (mörsern nur dann, wenn die Wirksamkeit weiter gewährleistet ist - Retard-Tabletten dürfen nicht gemörsert werden!), Tropfen, Saft, Brausetablette

nach jeder einelnen Medikamentengabe Sonde mit klarem Wasser spülen

  • rectal: Suppositorien
  • vaginal: Zäpfchen, Salbe, Tablette

Dokumentation

  • Zeitliche Vorgaben mit genauer Uhrzeit eintragen
  • Genaue Dosierung vermerken
  • Wird ein Medikament abgesetzt, dies mit Datum deutlich kennzeichnen.
  • Wird ein Medikament nicht verabreicht bzw. nicht eingenommen, dies mit Begründung vermerken
  • Bei einer Bedarfsmedikation sollte immer eine eindeutige Indikation, die Einzeldosis, sowie die Tageshöchstdosis durch den Arzt in der Dokumentation vermerkt sein.


Pflegeplanung

PROBLEM DES BEWOHNERS PFLEGEZIEL PFLEGEMAßNAHMEN
1.Der Bewohner kann sich nicht selber die Medikamente stellen Der Bewohner nimmt seine Medikamente selbständig aus einem Dispensor
  • Dem Bewohner wird ein Tagesdispensor vorbereitet und morgens ausgehändigt
  • Vorbereitung von Einwegspritzen, Pen
  • Bewohner wird darauf hingewiesen, wenn Medikamente nachbestellt werden müssen, bzw. Medikamente werden nachbestellt, wenn die Packung zu Ende geht
  • Kontrolle, ob Medikamente genommen wurden
  • evtl. komplette Übernahme der Medikamenten-Verwaltung (siehe 2.)
2.Der Bewohner ist nicht in der Lage, seine Medikamente zu verwalten Der Bewohner hat die richtigen Medikamente zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung
  • Medikamentenfach im Dienstzimmer führen
  • Verwaltung der Medikamente
  • Vorbereitung eines Tagesdispensers
  • Vorbereitung von Injektionen / Penverwaltung
  • Nachbestellung von Medikamenten (frühzeitig!!!)
  • Rezepte anfordern
3.Der Bewohner vergisst seine Medikamente, und/oder nimmt sie zu falschen Zeiten ein Der Bewohner nimmt seine Medikamente zum richtigen Zeitpunkt ein.
  • Verwaltung der Medikamente (siehe 2.)
  • Bewohner erhält seine Medikamente zur richtigen Zeit in der richtigen Dosis in die Hand
4. Der Bewohner ist nicht in der Lage, sich seine Medikamente bzw. Wirkstoffe zuzuführen

a) Medikamente können oral nicht aufgenommen werden

b) Bewohner kann sich keine Injektionen setzen.

Dem Bewohner werden die Medikamente bzw. Wirkstoffe zugeführt
  • dem Bewohner werden die Medikamente / Wirkstoffe vom Pflegepersonal zugeführt (Wirkstoff-Pflaster, Zäpfchen, Augentropfen, Salbe usw.)

a) bei einer PEG-Anlage werden die Medikamente (soweit möglich) gemörsert und über die Sonde zugeführt

b) der Bewohner erhält seine Injektionen vom Pflegepersonal (i.v. vom Arzt)


Siehe auch

Weblinks