Infusion

Aus Familienwortschatz
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Die Bezeichnung Infusion leitet sich von infundere (lat. = hineingiessen) ab und meint das langsame, meist tropfenweise Einfließen größerer (> 20 ml) Flüssigkeitsmengen in den Körper. Eine Infusion wird zur Flüssigkeits- oder Arzneimittelgabe (beispielsweise als Kurzinfusion) verwendet. Auch Diagnostika wie Kontrastmittel oder Blut bzw. Blutprodukte können infundiert werden. Wird Blut infundiert, so spricht man von einer Transfusion.

Im klinischen Sprachgebrauch versteht man unter Infusion meist die intravenöse Infusion einer medizinisch notwendigen Flüssigkeit. Ausnahmen davon sind intraarterielle, intraossäre rektale und subcutane Infusionen.


Arten der Infusion

Infusomat in Betrieb
Mehrer Infusomaten auf einer ITS
Mehrer Perfusoren gestapelt zur dauerhaften intravenösen Medikamentenverabreichung

Nach Applikationsort

Intravenöse Infusion

Bei der intravenösen Infusion wird die Flüssigkeit in eine Vene verabreicht. Dabei ist die periphere Applikation über eine Venenverweilkanüle in eine periphere Vene möglich oder die zentrale Gabe direkt in eine der beiden Hohlvenen mittels eines Zentralvenenkatheters, eines Port-Systems oder eines Hickman-Katheters. Die venöse Infusion ist die häufigste/ gängigste Methode.

Intraarterielle Infusion

Intraarterielle Infusionen werden nur selten, z. B. in der Angiologie bei arteriellen Durchblutungsstörungen, gegeben. Die infundierte Flüssigkeit gelangt dabei direkt in den Kreislauf.

Subcutane Infusion

Die subcutane Infusion erfolgt in die Unterhaut, meist von Bauch oder Oberschenkel, und wird überwiegend im ambulanten Bereich bzw. in der Geriatrie durchgeführt.

Intraossäre Infusion

Unter einer intraossären Infusion versteht man die Infusion in einen Röhrenknochen, wie z. B. die Tibia. Sie werden im Notfall und hier vorwiegend bei Kindern durchgeführt.

Rektale Infusion

Die rektale Infusion (Proktoklyse) ist eine alte Methode der Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr, die heutzutage wegen anderer Zugangsmöglichkeiten kaum noch gebräuchlich ist.[1]

Nach Applikationsart

Nach Applikationsdauer

Kurzzeitinfusion

Unter einer Kurz(zeit)infusion versteht man die Bolusgabe von Medikamenten (z. B. Antibiotika, Virustatika oder Analgetika) als Infusion über einen Zeitraum von maximal drei Stunden. Sie kommt zum Einsatz, wenn Medikamente langsam verabreicht werden müssen und somit nicht gespritzt werden können, um Nebenwirkungen zu verhindern oder zu minimieren.

Oft handelt es sich bei den Kurzinfusionen um kleine Volumina mit 50 ml, 100 ml oder 250 ml, die meist innerhalb von 15 bis 30 Minuten infundiert werden, häufig parallel zu einer Dauerinfusion über einen Drei-Wege-Hahn. Ist die gleichzeitig laufende Infusionslösung nicht kompatibel mit den Inhaltsstoffen der Kurzinfusion, muss die Dauerinfusion vorübergehend unterbrochen werden. Die Kurzinfusionen erfolgen innerhalb eines Therapieschemas in gewissen Zeitabständen.

Dauer- oder Langzeitinfusion

Eine Dauer- oder Langzeitinfusion wird über mehrere Stunden kontinuierlich verabreicht. Dauert die Infusionstherapie länger als drei Tage, handelt es sich um eine Langzeitinfusionstherapie.

Dokumentation

Alle Infusionen müssen mit Mengenangaben (in ml) und Medikamentenzusätzen (z. B. KCl in mval oder Euphyllin in mg) in der Patientenakte dokumentiert werden (ebenso muss die Zugabe von Medikamenten in die Infusionslösung auf dem Infusionsbehältnis notiert werden). Ferner ist die Dauer der Infusion zu vermerken, in bestimmten Fällen auch die Tropfgeschwindigkeit. Im Rahmen einer langfristigen Infusionstherapie oder auch innerhalb der Intensivtherapie ist ein Überwachungsbogen anzulegen, der folgende Angaben enthalten muß: Zeitangabe, Datum, Vitalzeichen (RR, Puls, usw.), Temperatur, Einfuhr und Ausfuhr, Besonderheiten (Blässe, Zyanose, kalter Schweiß usw.)

Die genaue Durchführung der Dokumentation begründet sich durch folgende Punkte:

  • um die Therapie und den Verlauf nachvollziehen zu können
  • zur rechtlichen Absicherung

Hygiene

Eine Infusion überwindet durch die Punktion und Katheter die Hautbarriere. Daher ist im Umgang mit Infusionen (der Lösung in einem Behälter, dem Infusionssystem und der Punktionsstelle) auf eine penible Hygiene zu achten! Allen Manipulationen am System geht eine hygienische Händedesinfektion voran, eine strenge Asepsis ist oberstes Gebot!

Das System wird laut Empfehlung des Robert-Koch-Instituts routinemäßig erst nach 72 h gewechselt, bei Verwendung lipidhaltiger Infusionslösung allerdings schon nach 24 Stunden. Diskonnektionen sind zu vermeiden. Müssen regelmäßig Medikamente zugespritzt werden (z. B. auf der Intensivstation), muss eine Hahnenbank oder ein Injektionsport eingebaut sein.

Beobachtungen

Unerwünschte Wirkungen

Der Patient sollte während der Infusion auf Veränderungen beobachtet werden, und zwar im Hinblick auf:

  • den Zustand des Patienten, z. B. Angst, Unruhe, Übelkeit, Schwindel
  • Hauterscheinungen: Rötung, Blässe, Exanthem, Schwellung/Ödem
  • Vitalzeichen: rasender Puls (Tachykardie), veränderte Atmung (Dyspnoe oder auffallend niedrige Atemfrequenz), hoher oder sehr niedriger Blutdruck, plötzlich erhöhte Temperatur oder Fieber

Die oben aufgeführten Beobachtungen begründen ein Abbrechen der Infusion und eine Verständigung des Arztes.

Ursachen

Weitere Beobachtungen

  • Tropft die Infusion störungsfrei?
Wenn nicht ist zu überprüfen, ob die Ursache dafür am Patient (z. B. wird der Infusionsarm ungünstig abgewinkelt?), am Venenkatheter (z. B. Verstopfung), am Infusionssystem (z. B. abgeknickt?) oder an der Infusion selbst (hängt z. B. zu niedrig?) zu suchen ist.
  • Stimmt die eingestellte Tropfenzahl noch?
Wenn nicht wurde evtl. die Höhendifferenz zwischen Infusion und Patient verändert (Vgl. Schwerkraftinfusion) oder die Tropfgeschwindigkeit an der Infusionspumpe verstellt.
  • Ist das Infusionssystem noch dicht?
Undichtigkeiten können an den Schraubverbindungen auftreten, wenn diese zu locker oder schief verbunden wurden. Ebenso können u. U. feinste Haarrisse zu einer Undichtigkeit führen.
  • Läuft Blut zurück?
Dies kann z. B. in einem Blutdruckanstieg des Patienten begründet sein oder auch mit einer zu tief hängenden Infusion zusammen hängen.
  • Sind Ausfällungen oder Trübungen der Lösung festzustellen?
In diesem Fall ist die Infusion zu stoppen.
  • Läuft die Infusion überhaupt nicht mehr?
Ursächlich hierfür sind häufig abgeknickte Schlauchverbindungen oder Venenkatheter. Ebenso kann die Ursache jedoch auch eine Verstopfung oder eine Änderung der Lageposition des Venenkatheters sein, in beiden Fällen ist die Infusion zu stoppen und der Arzt zu informieren
  • Hat der Patient Beschwerden oder Schmerzen?
In diesem Fall läuft die Infusion evtl. para ("neben" der Vene) oder der "Infusionsarm" befindet sich in einer ungünstigen Lage.


Literatur

Die entsprechenden Abschnitte in allen

Siehe auch

Weblinks


Umgang mit Fehlern

  • Klinische Aspekte der i.v.-Therapie/Infusionstherapie: [1]


weitere Artikel:



  1. Aulbert et al., Lehrbuch der Palliativmedizin 2007, S. 372