Perkutan endoskopische Jejunostomie

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Perkutan endoskopische Jejunostomie

Definition von PEJ

Perkutan endoskopische Jejunostomie ziehlt im Gegensatz zu dem enteralen Percutan endoskopische Gastrostomie nicht auf den Gaster (Magen), sondern auf das Jejunum (Leerdarm, Teil des Dünndarms) ab. Es handelt sich hierbei um eine parenterale Direktpunktion, wobei die innere Halteplatte direkt auf die Hautunterseite implementiert wird und nur die äußere Halteplatte außerhalb angebracht ist.

Indikationen zum Legen einer PEJ

Kontraindikationen

Vorteile

  • nicht sichtbar
  • Schlucktraining trotzdem durchführbar
  • kann nicht dislokalisiert werden
  • angenehmer für den Patienten


Nachteile

  • eingeschränkte Mobilität mit Easy Bag Rucksack oder Infusionsständer

Vorbereitung

  • Antikoagulantien müssen 10 Tage vorher abgesetzt werden (z.B. Marcumar)
  • Einverständniserklärung des Patienten
  • mindestens 8 Stunden vorher nicht essen, trinken und rauchen, kein Kaugummi kauen(Magensaftproduktion wird gesteigert, Gefahr der Aspiration)
  • Blutabnahme (Blutbild, Gerinnung)
  • Subkutan Injektion von Clexane bis zu 0,4 ml am Vorabend ist erlaubt
  • Durchführung von Mund- und Zahnpflege (Achtung: Zahnprothese entfernen)
  • Reinigung des Bauches und des Bauchnabels am Vorabend
  • Haarkürzung von Brustbeinspitze bis kurz unterhalb des Bauchnabels unmittelbar vor Anlage, (Rasur am Vorabend ist nicht zeitgemäß, durch die geschaffenen Mikroläsionen kommt es zu einer Erhöhung der Ausgangskeimzahl, dadurch Gefahr der Infektion!)
  • Legen eines intravenösen Zuganges
  • vor dem Eingriff sollte der Patient die Blase und den Darm entleert haben

Durchführung

Zu Beginn der Maßnahme erhält der Patient ein beruhigendes Medikament (z.B. Dormicum). Im Anschluß wird er an einen Monitor angeschlossen, wo Puls, Blutdruck und Sauerstoffsättigung engmaschig überprüft werden. Danach wird eine Jejunoskopie durchgeführt. Wenn die Punktionsstelle für die PEJ gefunden ist, wird sie großzügig desinfiziert, das OP-Feld mit sterilen Tüchern abgedeckt und anschließend ein Lokalanästhetikum injiziert. Mit einem Skalpell wird ein 3-4cm kleiner Schnitt in den Leerdarm und die Punktionsnadel in ihrer Plastikhülse durch die Bauchdecke in den Dünndarm geschoben. Im Anschluss wird die Punktionsnadel wieder herausgezogen und ein Führungsfaden durch die verbliebene Plastikhülse in den Magen eingeführt. Dadurch kann eine Biopsiezange durch das Endoskop geschoben werden. Diese greift den Faden und zieht ihn mit dem Endoskop heraus. Dabei wird der Faden langsam durch die Magendecke eingelassen und über die Speiseröhre und dem Mund nach außen befördert. Das Fadenende am Mund wird mit der Ernährungssonde verknotet. Durch vorsichtiges, langsames ziehen des Fadenendes am Bauch, wird die Sonde in den Dünndarm bis auf die innere Halteplatte heraus gezogen. Diese Rückhaltescheibe am Ende der Sonde legt sich von innen an die Darmwand an und verhindert das komplette Herausziehen der Sonde. Von außen, auf die Bauchdecke wird eine äußere Halteplatte angelegt und die Sonde mit der Schlauchklemme befestigt. Dies verhindert ein abrutschen der Sonde in den Darm. Die Zugbelastung der Sonde sollte so stark sein, das Darmwand und Bauchdecke verkleben können, aber nicht so stark, dass es zu Drucknekrosen kommt. Die Überprüfung der korrekten Lage der Sonde erfolgt endoskopisch oder mittels Röntgen und ist unbedingt erforderlich. Nun wird an der Sonde eine Fixierschraube angebracht, auf der dann der Luer-Lock-Anschluss plaziert und gesichert wird.

Nachbereitung

  • der Patient sollte eine Bettruhe von 2 Stunden einhalten
  • es sind keine Kreislaufüberwachenden Maßnahmen (Blutdruck, Puls, Atmung), es sei denn sie sind auf dem Befundbogen ausdrücklich vermerkt worden
  • der Patient soll keine festen Speisen zu sich nehmen
  • 2 Stunden nach PEG-Anlage werden 50ml abgekochtes Leitungswasser oder stilles Mineralwasser über die Anlage gegeben
  • 4 Stunden nach der PEJ-Anlage beginnt die Nahrungszufuhr (500ml Sondennahrung mit 80ml/h über eine Pumpe)

Pflege

  • Verbandwechsel:
  • Verabreichung von Nahrung:
    • am Anfang über eine Ernährungspumpe
    • später nur per Schwerkraft
    • Wichtig: oft treten Verdauungsstörungen wie Obstipation oder Diarrhoe auf -> rechtzeitig an Prophylaxe denken

Verabreichen von Medikamenten durch die PEJ

Das nicht fachgerechte Verabreichen von Arzneimitteln kann zu Komplikationen führen, wie z.B. Verstopfen der Sonde oder Wirkungsveränderungen bei den zugeführten Medikamenten. Daher sind folgende Hinweise zu beachten:

  • Das Lumen der Sonde muss ausreichend groß sein (möglichst > 12 Ch).
  • Vor der Gabe Schlauch mit etwas Wasser (ca. 20 ml) spülen
  • Medikamente getrennt voneinander verabreichen, d.h. nach jeder einzelnen Gabe mit einer geringen Menge Wasser (ca. 20 ml) nachspülen)
  • Medikamente nicht gleichzeitig mit Sondenkost verabreichen (z.B. bei Gabe von Marcumar® muss ein Abstand von 2 Stunden eingehalten werden, um die Wirkung des Gerinnungshemmers nicht zu beeinträchtigen).
    • Nach Möglichkeit sollte das Medikament in einer flüssigen Form verordnet sein (Tropfen, Saft).
    • Tabletten ohne Überzug in Wasser zerfallen lassen oder gemörsert in Wasser auflösen
    • Dragées mit magensaftresistentem Überzug dürfen gemörsert werden.
    • Retard-Tabletten dürfen nur in Ausnahmefällen gemörsert werden, was dann evtl. Auswirkung auf die Dosierung und/oder die Verabreichungsfrequenz hat, daher den Arzt nach Alternativen fragen.
    • Kapseln können z.T. aufgedreht werden, damit man das darin enthaltene Pulver in Wasser auflösen kann. Auch hier gilt: Der Inhalt von Retard-Kapseln darf nur nach Rücksprache mit der Apotheke über die Sonde verabreicht werden, ebenso bei öligem Inhalt nachfragen.
    • Tabletten mit Mikrokügelchen (z.B. Nexium)--- Besser nach Alternativen fragen...Die Mikropellets sind NICHT wasserlöslich --- Gefahr der Verstopfung sehr groß !
    1. Anmerkung >Da der Wirkstoff direkt an den Resorptionsort gelangt, kann man die Mikropellets sorgfältig mörsern < Gilt NICHT für Retardierungen !!!
  • Nach der Gabe Schlauch mit mind. 20 ml Wasser spülen, damit keine Reste der Medikamente im Schlauch bleiben.

Entfernung einer PEJ

Die Entfernung einer PEJ findet im Rahmen einer Endoskopie statt:

  • Unter sterilen Bedingungen wird der Luer-Lock Ansatz abgeschnitten,
  • die Ritsch-Ratsch-Klemme und die äußere Halteplatte entfernt,
  • die Sonde mit einer Kanüle durchstochen und ein Faden durchgezogen,
  • mit der Fasszange des Endoskopes wird dann die im Magen liegende Halteplatte ergriffen und über den Mund nach außen gezogen.

siehe auch

Literatur

  • Kutschke, A.; Perrar, K.M. (2005): "Der PEG-Konflikt", in: Die Schwester/Der Pfleger 10/2005, S.782-784
  • C. Schäfer (Hrsg.): Sondenapplikation von Arzneimitteln für die Kitteltasche, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2010

Weblinks